Trumps setzt Zölle für Länder ohne Handelsabkommen fest / USA verschärfen Iran-Sanktionen

Trumps setzt Zölle für Länder ohne Handelsabkommen fest

Per Dekret hat US-Präsident Donald Trump am späten Abend gestern neue Zölle gegen eine Serie von Ländern verhängt, mit denen kein neues Handelsabkommen vor Ablauf der Frist zum 1. August zu Stande kam. Für diese werden nun Zölle zwischen 10 und 41 % fällig, darunter auch Kanada, Mexiko, Indien und Taiwan. Für Kanada und Mexiko sollen die höheren Zölle aber nur für solche Gütergelten, die nicht im ehemaligen Freihandelsabkommen inkludiert sind. Zur Umsetzung der Maßnahmen wird den Zollbehörden bis kommender Woche Freitag Zeitgelassen. Ab 8. August um 0 Uhr sind die neuen Importabgaben dann fällig. Der Durchschnittszoll für die USA wird damit auf 15,2 % steigen, was allerdings ein überschaubarer Anstieg vom aktuellen Durchschnittsniveau von 13,3 % ist. Im Vergleich mit den 2,3 % in 2024 ist es aber eine erhebliche Verteuerung. Das wird auch Auswirkungen auf die US-Preisniveaus haben, die dadurch nach oben gehen. Höhere Zölle bewirken höhere Preisniveaus, was die Inflation steigen lässt und der Fed weniger Spielraum für Zinssenkungen gibt. Letzteres ist für Trump schon immer ein Thema, der die Zinsen gerne senken will, da dies Investitionen und damit auch das Wirtschaftswachstum ankurbelt. Die Fed wird mit den höheren Zöllen nun aber wohl noch länger mit ihrer Zinssenkung warten.

USA verschärfen Iran-Sanktionen

Wegen anhaltender Importe von iranischen Öls haben die USA nun ein viertes Ölterminal in China auf die Sanktionsliste gesetzt. Die Zhoushan Jinrun Petroleum Transfer Co Ltd hat „nachweislich und regelmäßig iranisches Rohöl und Ölprodukte umgeschlagen, auch von Tankern, die die USA anlaufen. „Dieses Verhalten ermöglicht es dem Iran weiterhin seine nuklearen Ambitionen zu finanzieren, terroristische Gruppen zu unterstützen und den Handel sowie die Freiheit des Schiffverkehrs auf Wasserstraßen zu stören, die für den weltweiten Wohlstand und Wirtschaftswachstum von entscheidender Bedeutung sind,“ so das US-Außenministerium in seiner Begründung. Neben Terminals wurden auch mehrere Reedereien und Tanker, die am Handel von iranischen Öl beteiligt sind,sanktioniert. Schätzungen zu Folge importierte China in der ersten Jahreshälfte etwa 1,4 Mio.B/T aus dem Iran. Damit gehen etwa 90% aller iranischen Ölexporte nach China, was das Land mit Abstand zum größten und wichtigsten Kunden Teherans macht. Offiziellen Daten aus Peking zu Folge wird aber seit 2022 kein Öl aus dem Iranimportiert. Die Herkunft Öls wird meist durch mehrstufige Verladungen versucht zu verschleiern. Trotz US-Sanktionen hatte der Iran seine Exporte zuletzt deutlich steigern können und rund 1,9 Mio. B/T im Juni an internationale Kunden ausgeliefert. Immer wieder werden neue Atomgespräche angekündigt, doch nach den Angriffen der USA auf die unterirdischen Atomanlagen im Juni sind ernsthafte Verhandlungen in diese Richtung wohl erst einmal vom Tisch. Der Iran verlangt von den USA Reparationen für die Zerstörung seiner Einrichtungen – eine Forderung die von Washington und Trump nicht annehmbar sein dürfte.

Indien bereitet sich auf Sekundärsanktionen vor

Die indische Regierung steht noch immer in Verhandlungen mit Washington überein neues Handelsabkommen. Vorerst wurde das Land mit eine Pauschalverzollung von 25 % belegt. Diese könnte noch auf 100 % steigen, wenn Indien weiter Öl aus Russland bezieht und Moskau zum 8. August (Freitag kommende Woche), keinen Waffenstillstand mit der Ukraine vereinbart. Scheinbar ist man in Neu Delhi bereit sich auf die Maßnahmen einzulassen. Bereits in den vergangenen Tagen hatte sich abgezeichnet, dass die neuen Sanktionen der EU Wirkung zeigen und die Raffineriebetreiber sich nach neuen Bezugsquellen umsehen. Nun hat die indische Regierung die staatlichen Raffinerien auch aktiv aufgefordert aufzuzeigen, wie viel Rohöl man aus Russland bezieht und wie man diese Mengen ersetzen kann. Auf Grund der Brisanz der Informationen blieben die Quellen – wie so meist – anonym. Bisher gibt es zwar noch keine offizielle Positionierung Indiens zu den möglichen Folgen von Strafzöllen nach dem 8. August, aber alles deutet daraufhin, dass man durchaus bereit ist die Käufe russischen Öls zu reduzieren oder sogar vollständig einzustellen. Man suche vor allem im Nahen Osten und Afrikanach neuen Bezugsquellen, so ein Informant einer indischen Raffinerie.

Marktlage

Mit den neuen Handelszöllen für einige Länder ist der Durchschnittszoll für Importe in die USA weiter gestiegen. Dies wird den Handel belasten und damit auch das Wirtschaftswachstum sowie den Ölbedarf. Einen Schock, wie es die initiale Ankündigung der Zölle Anfang April auslöste, wird es wohl aber nicht geben. Die Frist zur Umsetzung läuft bis zum 8. August und der durchschnittliche US-Zoll steigt „nur“ von 13,3 % auf 15,2 %. Viel entscheidender wird am 8. August sein, ob die USA die angekündigten umfangreichen Sanktionen gegen Russlands Handelspartner durchsetzen wird, sollten es keinen Waffenstillstand mit der Ukraine geben. Vor allem China und Indien drohen 100 % Strafzöllen ab diesem Stichtag, wobei hierbei noch viele Unklarheiten bestehen. Muss es ein Friedensabkommen sein, oder reichen auch andere konkrete Schritte hin zu Verhandlungen? Werden die Sanktionen sofort fällig, oder gibt es eine Übergangsfrist, beispielsweise bis31.12.2025? Was ist mit Öl, das vorher gekauft und nach dieser Frist geliefert wird? Und sind Ölexporte unterhalb des Preisdeckels erlaubt? Kommt es zu einer radikalen Umsetzung, wie es Trump bisher androht, dann stehen laut den Analysten von JP Morgan rund 2,7 Mio. B/T an russischen Ölexporten zur Disposition. Diese müssten durch andere Lieferanten ersetzt werden, was den Ölpreis nach oben treiben würde, da weder die OPEC, noch die USA diese Mengenkurzfristig zur Verfügung stellen können. „Die Trump-Regierung wird es, wie ihre Vorgänger, wahrscheinlich nicht für möglich halten, Sanktionen gegen den zweitgrößten Ölexporteur der Welt zu verhängen, ohne die Ölpreise in die Höhe zu treiben“, so die Experten bei JP Morgan zu den potenziellen Sekundärsanktionen. Entsprechend rechnet der Marktmomentan nicht mit einer drastischen und schnellen Umsetzung der Drohung, sondern mit Übergangsfristen, schrittweisen Zollverschärfungen, Freimengen oder auch einem Preisdeckel. Der Schock, den eine sofortige und 10-prozentige Umsetzung zur Folge hätte, ist vom Markt daher auch noch lange nicht vollständig eingepreist. Kommende Woche sind Kommentare in diesem Zusammenhang im Auge zu behalten. Potenzielle Informationen könnte es aus Moskau geben, nachdem der US-Sondergesandte Steve Witkoff zu Gesprächen nach Russland gereist ist. Werden die Sanktionen verhindert und alles läuft normal, dann sagen die fundamentalen Daten eigentlich, dass der Ölpreis sinken sollte, so Analyst Neil Crosby, von Sparta Commodities. „Viele erwarten eine schwächere Nachfrage, während die OPEC wahrscheinlich viel mehr Rohöl nach diesem Sommer exportiert. Und mit der Kombination dieser beiden Dinge sollten wir den Beginn von Bestandsaufbauten sehen,“ so seine Begründung. Die Stimmung ist mit Blick auf die zahlreichen Sanktionen und Handelsabkommen von viel Unsicherheit geprägt. Es steht daher eine volatile Zeit bevor, bis es mehr Klarheit gibt. Fundamental fehlen somit die ganz klaren Einflussfaktoren, sodass wir unsere Einschätzung heute Morgen auf neutral herabstufen. Bei den rechnerischen Inlandspreisen deuten sich dabei aktuell leichte Abwärtspotenziale ab

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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