
Analysten senken Preisprognosen
Am Freitag wurde bereits eine neue Analyse von Reuters veröffentlicht, bei der die befragten Experten den Durchschnittspreis für Brent und WTI im Vergleich zur Juli-Umfrage senkten. Diese Tendenz wird nun durch eine Befragung vom Wall Street Journal bestätigt, bei der sich Analysten ähnlich äußerten.
Für das anstehende vierte Quartal des laufenden Jahres rechnen die Befragten durchschnittlich mit einem Brent Preis von 63,57 Dollar, während WTI 60,30 Dollar kosten soll. Damit wurden die Prognosen des Vormonats um -0,56 bzw.-0,81 Dollar nach unten korrigiert. Für das erste Quartal rechnet man mit einer weiteren Preissenkung an den Börsen, denn dann sieht man den Durchschnittspreis Brent und WTI bei 62,73 bzw. 59,65 Dollar.
Die Begründung der Experten für ihre bearishe Einschätzung ist dabei nicht neu. Nach der Sommersaison schwächelt die Nachfrage, während die OPEC ihre Förderung erhöht. Als Resultat geht man von einem „überversorgten Markt im letzten Quartal und darüber hinaus“ aus, so das Statement der Saxo Bank. Allerdings gibt es auch skeptische Stimmen, wie die der Citi Group. Hier sieht man zwar ebenfalls die Gefahr einer deutlichen Überversorgung, allerdings gebe es auch bullishe Risiken.
Gestützt würden die Preise demnach von einem erhöhten Risiko für Angebotsausfälle sowie dem Umstand, dass die OPEC ihr Angebot nicht im erwarteten Umstand steigern könnte, so deren Warnung. Auch bei der BNP sieht man ein extremes Überangebot noch nicht in Stein gemeißelt: „Der Angebotsschock, von dem man in diesem Winter eine deutliche Überversorgung erwartet, wird sich auflösen. Die Angebotssteigerung wird signifikant niedriger ausfallen, während die Nachfrage recht stabil bleibe,“ so BNP Analyst Aldo Spanjer.
Nach den Preisrückgängen im kommenden halben Jahr sehen die Experten daher wieder eine Erholungsphase auf die Preise an den Ölbörsen zukommen. Im dritten Quartal 2026 sollen die Durchschnittspreise für Brent und WTI dann wieder auf 64,20 bzw. 61,56 Dollar klettern, so das Ergebnis der Umfrage.
Russische Ölexporte bleiben gestört
Der ukrainische Präsident hat nach einen der schwersten Angriffe auf sein Land seit Beginn des Krieges in 2022 Vergeltung angekündigt. Dazu hat er eine Intensivierung der Attacken im russischen Hinterland angekündigt.
Im Fokus dürften dabei vor allem Energieeinrichtungen wie Pipelines ,Raffinerien und Verladeterminals sowie Rohstoffdepots liegen. Diese wurden von der Ukraine in den letzten Wochen und Monaten vermehrt ins Fadenkreuz genommen, um die Treibstoffversorgung in Russland zu stören aber auch, um dessen Exportfähigkeiten einzuschränken.
Diese Strategie scheint bisher durchaus erfolgreich zu sein, da die Exporte über die Ölhäfen mit 2,72 Mio. B/T zuletzt auf ein 4-Wochentief gefallen sind. Während Trumps angekündigte Statement zu den jüngsten, schweren Angriffen Russlands bisher ausblieb trifft sich heute in China der indische Premierminister Modi mit Russlands Präsident Putin. Auf der Agenda dürften vor allem weitere Energielieferungen stehen, auf die man in Neu Delhi – trotz US-Sanktionen – nicht verzichten will.
Indiens Premierminister wird sich sicherlich schwer damit tun sich dem Druck aus Washington zu beugen, da ihn dies schwach darstellen würde. Trump hat auf der anderen Seite dasselbe Problem: schafft er es nicht die Ölexporte Russlands nach Indien zu unterbinden, muss er die Sanktionen weiter anheben, bis im dies gelingt. Entsprechend ist davon auszugehen, das in Sachen Energieexporte und Sanktionen noch lange kein Ende in Sicht ist.
Marktlage
Heute ist der 1. September und damit beginnt die OPEC ihre Förderung weiter um ca. +0,55 Mio. B/T anzuheben. Gleichzeitig ist heute der US-Labor Day, ein US-Feiertag, der gleichzeitig das Ende der nachfrageintensiven Sommersaison in den Staaten markiert.
Weniger Nachfrage bei höherer Förderung ist immer ein bearishes Signal, was kurzfristig auch die Stimmung am Markt dominiert. Dabei hat die „OPEC+ wahrscheinlich noch immer nicht das Ende seiner Produktionssteigerungen erreicht. Im Moment scheinen Marktanteile wichtiger als höhere Ölpreise zu sein. Das wird zu einer großen Überversorgung in 2025 und 2026 führen und die Preise niedrig halten“, so LBBW Analyst Frank Schallenberger.
Auch die Umfragen von Reuters und Wall Street Journal haben einen bearishen Ausblick ergeben, wobei hier auch etwas Skepsis mitschwingt. Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie schon lange nicht mehr. Der Krieg zwischen Russland und Ukraine scheint sich nicht so schnell durch Verhandlungen lösen zulassen, wie es einige vermutet haben, was zu weiteren Sanktionen und Ausfälle im Energiesektor führen kann. Gespräche über das iranische Atomprogramm haben sich ebenfalls nicht positiv entwickelt, sodass auch hier wieder mit Maßnahmen gegen die Ölexporte zu rechnen ist.
Für Analyst Gao Mingyu von SDIC Essence Futures sind die geopolitische Ausälle ein entscheidender Schlüssel. Bleiben diese aus, so rechnet er damit, dass der „Abwärtsdruck auf die Ölpreise zunehmen wird“, denn die OPEC+ ist seiner Einschätzung nach mit ihren Produktionssteigerungen noch nicht am Ende.
Die OPEC+ Länder werden sich am Sonntag, den 7. September, zu einem virtuellen Meeting zusammenschalten und die weitere Produktionspolitik besprechen. Sollten sich weitere Produktionssteigerungen andeuten wäre dies sicherlich eine Überraschung und hätte eine bearishe Wirkung, während eine Verknappung des Angebots nicht unbedingt zu erwarten ist, hat die OPEC die Förderung zuletzt doch erst schrittweise angehoben.