
Trump: Indien bietet Zollsenkung auf Null an
Donald Trump erklärte gestern per Social Media, Indien habe angeboten, seine Zölle auf US-Waren auf null zu senken. Zuvor hatte es so ausgesehen, als seien die Zollverhandlungen zwischen den beiden Ländern gescheitert, nachdem die USA die Einfuhrzölle für indische Waren als Reaktion auf Indiens russische Ölimporte auf 50% angehoben hatten.
„Sie haben nun angeboten, ihre Zölle auf null zu setzen, aber es ist spät. Das hätten sie vor Jahren tun sollen“, schrieb Trump am Montag auf seiner Plattform Truth Social. Wann das Angebot gemacht wurde und ob das Weiße Haus die Handelsgespräche mit Neu-Delhi wieder aufnehmen will, ist derzeit unklar. Eine Stellungnahme des indischen Außenministeriums liegt bislang nicht vor und auch aus dem Weißen Haus gibt es noch keinen offiziellen Kommentar zu Trumps Post.
Trump hatte in den letzten Wochen versucht, den Druck auf Indien zu erhöhen, doch Neu-Dehli hat immer wieder klar gemacht, nicht auf Ölimporte aus Russland verzichten zu können und zu wollen. Ministerpräsident Narendra Modi traf stattdessen am Montag in China mit Präsident Wladimir Putin zusammen und bezeichnete die Beziehungen zu Russland als „besonders“.
Saudi-Arabien und Irak stoppen Öllieferungen an indischen Raffineriebetreiber
Unterdessen haben die Saudi Aramco und die irakische SOMO ihre Rohöllieferungen an den indischen Raffineriebetreiber Nayara Energy eingestellt. Grund seien EU-Sanktionen, die im Juli gegen das mehrheitlich russlandgeführte Unternehmen verhängt wurden, wie es aus Insiderkreisen hieß.
Die Nayara Raffinerie im Westen Indiens wird zu 49% von der russischen Rosneft gehalten. Seit Juli gelten deshalb strenge Sanktionen gegen das Unternehmen, die offenbar zu Zahlungsproblemen mit der SOMO und der Aramco geführt haben. Entsprechend haben die beiden Länder ihre Lieferungen an die Nayara Energy eingestellt.
Üblicherweise bezieht das indische Raffinerieunternehmen monatlich rund 2 Mio. Barrel irakisches und 1 Mio. Barrel saudisches Rohöl. Beide Lieferungen blieben im August aus. Die letzte Lieferung aus dem Irak datierte am 29. Juli, die letzte saudische Lieferung am 18. Juli, wie es aus Handelskreisen hieß. Statt dessen bezog Nayara im August ausschließlich Öl aus Russland.
Die Raffinerie mit einer Kapazität von 400.000 B/T (etwa 8% der gesamten indischen Raffineriekapazität) hat ihre Verarbeitungsmengen in der Folgespürbar gedrosselt. Insidern zufolge arbeitet sie aktuell nur noch mit etwa 70 bis 80% Auslastung, aus anderen Quellenangaben geht hervor, dass die Verarbeitungsmengen sogar um fast 40% gesunken sein könnten. Damit erweisen sich die europäischen Sanktionen in Indien aktuell wirksamer als die US-Sekundärzölle.
Marktlage
Mit der Rückkehr der amerikanischen Trader nach dem gestrigen Feiertag bleiben die Ölfutures an ICE und NYMEX auf vergleichsweise hohem Niveau und bauen ihren gestrigen Preisanstieg leicht aus. Im Fokus der Marktteilnehmer stehen das Treffen der OPEC+ am Wochenende sowie die Entwicklung der russischen Öllieferungen.
In den letzten Wochen haben ukrainische Drohnenangriffe zahlreiche russische Ölanlagen lahmgelegt, die zusammen mindestens 17 % der russischen Raffineriekapazität ausmachen – das entspricht rund 1,1 Mio. B/T. „Die Risiken für die Energieinfrastruktur in Russland bleiben hoch. Am Wochenende hat die Ukraine ihre Angriffe auf russische Raffinerien weiter intensiviert“, erläutert Daniel Hynes, leitender Rohstoffstratege bei ANZ.
Neben den direkten Auswirkungen auf die russischen Raffinerien stehen auch Russlands Exporte zunehmend im Fokus. Die USA versuchen, über Druck auf große Abnehmer wie Indien, Moskau zu Zugeständnissen im Ukraine-Krieg zu bewegen. Doch Neu-Delhi hat entsprechende Initiativen aus Washington sehr deutlichzurückgewiesen und will weiter Öl aus Russland beziehen.
Das Weiße Haus dürfte nun im Zugzwang sein, haben Russland, Indien und China doch gestern erst im Rahmen einer Konferenz in der Volksrepublik den demonstrativen Schulterschluss geübt und sich gegenseitig ihrer anhaltenden Energiepartnerschaft versichert. Der amerikanische Finanzminister Scott Bessent deutete gestern an, dass Washington noch in dieser Woche weitere Sanktionen prüfen werde.
Sanktionen hatte Donald Trump in den letzten Wochen zwar auch immer wieder angedroht, er war dabei aber immer sehr vage geblieben. Ein am Freitag angekündigtes Statement des Präsidenten blieb schließlich aus. Für heute Nachmittag (14.00 Uhr Ortszeit Washington) wurde nun erneut eine Erklärung Donald Trumps angekündigt. Ob es dabei allerdings tatsächlich um eine Reaktion auf Russland geht, ist offen. Es könnte sich auch um weitere Informationen zu Indiens angeblichem Angebot handeln, die Einfuhrzölle für die USA auf null zu senken.
Am Ölmarkt bleiben die Unsicherheiten damit weiterhin groß. „Rohöl dürfte vorerst in einer Seitwärtsbewegung verharren“, glaubt deshalb Vandana Hari von Vanda Insights. Die ukrainischen Angriffe auf russische Anlagen bildeten eine gewisse Untergrenze für die Preise, während eine Verschärfung der US-Sanktionen inzwischen weniger wahrscheinlich erscheine. „Erwartungen eines bevorstehenden Überangebots begrenzen zudem die Aufwärtsdynamik“, so Hari.
In diesem Zusammenhang wirft auch das für Sonntag geplante OPEC+ Treffen seinen Schatten voraus, da die Fördergemeinschaft dann über eine Quotenanpassung im Oktober beraten wird. Für September hatte die OPEC+ eine deutliche Anhebung beschlossen und damit die Rückführung der freiwilligen Kürzungen von 2,2 Mio. B/T seit Sommer 2024 abgeschlossen. Die meisten Marktbeobachter rechnen nicht damit, dass das Kartell seine Fördermengen im restlichen Jahr weiter anhebt.
Die fundamentale Ausgangslage bleibt heute neutral, da bullishe und bearishe Faktoren sich mehr oder weniger die Waage halten. Bei den Inlandspreisen ergeben sich durch den gestrigen Preisanstieg aber dennoch spürbare Aufschläge im Vergleich zu Montagmorgen.