
Trump-Statement liefert nichts Neues zu Russland-Sanktionen
Eigentlich hatten die Marktteilnehmer damit gerechnet, dass Donald Trump nach tagelangem Schweigen in seinem für gestern Abend angekündigten Statement etwas zu Russland und möglichen Sanktionen sagen würde. Doch letztlich verkündete er nur die Verlegung des US-Weltraumkommandos von Colorado nach Alabama.
In der Russlandfrage wiederholte der US-Präsident bei einem anschließenden Radiointerview nur, was er in den letzten Wochen auch schon gesagt hatte, nämlich, dass er enttäuscht von Wladimir Putin sei und dass Maßnahmen geplant seien, um den Krieg zu beenden. Wie diese aussehen, wann sie in Kraft treten sollen und was sie beinhalten, sagte Trump auch diesmal nicht.
Am Montag hatte Finanzminister Scott Bessent allerdings in Aussicht gestellt, dass noch diese Woche neue Sanktionen gegen Russland verhängt werden könnten und die Regierung entsprechend plane. Es bleibt also abzuwarten, ob die Trump-Administration sich doch noch zu konkreten Maßnahmen durchringen kann.
USA verhängt weitere Sanktionen gegen Iran
Während US-Sanktionen gegen Russland auf sich warten lassen, hat die amerikanische Regierung gestern erneut Sanktionen gegen den Iran verhängt. So wurde ein weiteres Netzwerk von Reedereien und Schiffen sanktioniert. Dieses soll iranisches Öl als irakisches ausgegeben und geschmuggelt haben.
Nach Angaben des US-Finanzministeriums wurden Maßnahmen gegen das Handelsnetzwerk verhängt, das von einem Geschäftsmann mit Staatsbürgerschaft in Irak und St. Kitts & Nevis aus den Vereinigten Arabischen Emiraten geführt wird. Die Reedereien und Schiffsbetreiber hätten wissentlich iranisches und irakisches Öl miteinander vermischt und das so gewonnene Öl gezielt als rein irakischen Ursprungs vermarktet, um Sanktionen zu umgehen.
„Durch die Unterbindung der iranischen Öleinnahmen wird das Finanzministerium die Fähigkeit des Regimes weiter schwächen, Angriffe gegen die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten auszuführen“, begründete Finanzminister Scott Bessent die neuen Sanktionen. „Wir bleiben einer Ölversorgung ohne iranisches Öl verpflichtet und werden unsere Bemühungen fortsetzen, die Umgehungsversuche Teherans zu unterbinden.“
Die USA hatten den Sanktionsdruck auf den Iran nach dem Krieg mit Israel im Frühjahr deutlich erhöht. Darüber sind die Atomgespräche mit Teheran allerdings wieder ins Stocken geraten. Eine sechste Verhandlungsrunde war nach Beginn des zwölftägigen Krieges im Juni ausgesetzt worden. Aktuell sieht es nicht danach aus, als wäre eine baldige Annäherung zwischen den Parteien möglich.
Marktlage
Der September zeigt sich für die Ölbörsen bisher als erfolgreicher Monat und so markierten die Notierungen gestern neue 4-Wochenhochs. Stützend wirken kurzfristige Angebotsausfälle, aber auch neue Sanktionen gegen den Iran und die Möglichkeit neuer Sanktionen gegen Russland.
Zudem richtet sich der Blick der Marktteilnehmer auch schon auf das kommende OPEC+ Meeting am Sonntag. Die schnellen Angebotsausweitungen der Gruppe hatten in den letzten Wochen und Monaten die Sorge geschürt, dass zum Jahresende eine Angebotsschwemme zu erwarten ist. Die Allianz will nun am Wochenende über die Produktion für Oktober beraten, die meisten Analysten erwarten allerdings keine neue Anpassung der Fördermengen.
Warren Patterson von der ING warnt allerdings auch davor, dass die OPEC+ schon oft für Überraschungen gut war und die Markterwartungen nicht erfüllt hat. Dennoch rechnet auch er nicht wirklich mit weiteren Quotenrückführungen. Stattdessen verweist er als marktentscheidendes Thema auf den Ukraine-Konflikt: „Die Angebotsrisiken in Form potenziell schärferer Sanktionen gegen Russland lasten weiterhin auf dem Ölmarkt“.
Donald Trump hatte sich in der Sache bisher nur sehr vage geäußert und auch gestern nur altbekannte Floskeln wiederholt. Der US-Finanzminister hatte aber Anfang der Woche angekündigt, dass die Regierung aktuell neue Sanktionen gegen Russland plane und diese möglicherweise noch in dieser Woche greifen könnten.
In Sachen Russland bleiben außerdem die Folgen der nicht abreißenden ukrainischen Angriffe auf russische Energieanlagen ein wichtiger Faktor. Die anhaltenden Drohnenattacken könnten den Markt stützen, auch wenn eine geringere Raffinerieauslastung in Russland wohl mehr Rohöl für den Export freisetzen dürfte, erklärte Patterson.
Neue Sanktionen – schon verhängt oder erst einmal nur in Aussicht gestellt – in Kombination mit kurzfristigen Angebotsausfällen in Russland und dem Südsudan, sorgen heute für eine fundamental eher bullishe Einschätzung. Entsprechend bleiben auch die Inlandspreise heute im Vergleich zu gestern Morgen auf hohem Niveau.