
OPEC8+: Keine Produktionssteigerungen im 1. Quartal 2026
Die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 stärker als im Basisabkommen vereinbart drosseln, wollen ihre Zusatzkürzungen auch im Dezember noch einmal um 137.000 B/T lockern. Dies beschlossen die sogenannten OPEC8+ in ihrer jüngsten Videokonferenz am gestrigen Sonntag. Während die erneute Lockerung für Dezember bereits erwartet worden war, überraschten die acht Länder auch mit der Ansage, die Produktionssteigerungen im ersten Quartal 2026 auszusetzen.
"Aufgrund saisonaler Schwankungen beschlossen die acht Länder außerdem, die Produktionssteigerungen im Januar, Februar und März 2026 auszusetzen, "hieß es in der zur gestrigen Sitzung auf der OPEC-Homepage erschienen Pressemitteilung zum Grund für die Pause bei der Rückführung der Zusatzkürzungen. Wie üblich will man die Marktbedingungen auch weiterhin genau im Auge behalten und vorsichtig sowie flexibel vorgehen, was die weitere Produktionsstrategie anbelangt - ob dies nun bedeute, dass man die Lockerungen noch länger pausieren lässt, oder dass man sie wiederaufnimmt.
Eine Veränderung der Bedingungen für den Irak, der zuletzt angekündigt hatte, eine Anpassung der Quote zu beantragen, scheint es nach aktuellem Stand nicht zu geben. Allerdings müssten einem solchen Schritt ohnehin alle OPEC-Mitgliederzustimmen, sodass diese Entscheidung frühestens am 30. November zu erwarten gewesen wäre, wenn sich nach der OPEC-Vollversammlung auch die Bündnispartner der OPEC+ zu ihrer nächsten halbjährlich stattfindenden Sitzung treffen.
Obwohl die OPEC8+ ihre freiwilligen Zusatzkürzungen im Dezember nun tatsächlich noch weiter zurückfahren will, war der Umfang der geplanten Produktionssteigerung von den Marktteilnehmern bereits im Vorfeld der gestrigen Videokonferenz als "gemäßigt" eingestuft worden. Die Aussicht auf eine dreimonatige Pause der Lockerungen Anfang 2026 könnte daher dazu führen, dass die Trader an ICE und NYMEX die jüngste Meldung der acht Länder sogar insgesamt als bullish einpreisen.
Marktlage
Die beiden Rohölkontrakte verzeichneten sowohl in der vergangenen Handelswoche, als auch im vergangenen Monat einen Preisrückgang. Der bearishe Faktor des erwarteten Überangebots gewann im Oktober wieder die Oberhand über die geopolitischen Risikofaktoren, zumal mit dem Waffenstillstand im Gaza-Streifen ein Teil der Risikoprämie wieder ausgepreist wurde.
Im Hinblick auf die US-Sanktionen gegen Russland werden die Marktteilnehmer weiter abwarten müssen, um genauer abschätzen zu können, wie sich diese auf das russische Ölangebot auswirken werden. Derweil bleiben Angriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur ein Faktor, der die geopolitische Risikoprämie immer wieder stärker nach oben schnellen lassen kann.
Da sowohl die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland, als auch potenzielle Ausfälle aufgrund von ukrainischen Angriffen schwer absehbar sind, bleibt die weitere Entwicklung der Versorgungslage am weltweiten Ölmarkt mit zahlreichen Fragezeichen behaftet. "Es besteht große Unsicherheit hinsichtlich des Ausmaßes des Überangebots, da noch unklar ist, wie stark sich die jüngsten Sanktionen gegen Russland auf die Ölströme auswirken werden," meint dazu Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Group NV in Singapur.
Derweil haben die acht OPEC+-Produzenten, die ihre Fördermengen auf freiwilliger Basis zusätzlich kürzen, am gestrigen Sonntag beschlossen, ihre freiwilligen Zusatzkürzungen im Dezember noch einmal um 137.000 B/T zu lockern. Danach wollen sie mit den Produktionssteigerungen saisonal bedingt allerdings erst einmal für ein Quartal aussetzen. Für gewöhnlich das erste Quartal eines Jahres aus saisonalen Gründen das Quartal mit dem niedrigsten Nachfrageniveau.
"Die Gruppe räumt damit ein, dass der Markt im nächsten Jahr mit einem erheblichen Überschuss konfrontiert sein wird, der zu Beginn des Jahres seinen Höhepunkt erreichen wird", kommentiert Patterson die angekündigte Pause der Produktionssteigerungen. Die jüngsten Konjunkturindikatoren aus China dürften die Sorgen der Marktteilnehmer hinsichtlich der Nachfrageentwicklung dabei nicht gerade mindern, denn der heute Morgen veröffentlichte Einkaufsmanagerindex signalisiert für Oktober ein nachlassendes Wachstum für die chinesische Industrie.
Im heutigen Tagesverlauf dürften die Trader allerdings nun erst einmal versuchen, die Entscheidungen der OPEC8+ einzupreisen. Aktuell präsentieren sich die Ölfutures an ICE und NYMEX fester und Gasoil testet bereits das Hoch von Freitag. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich daher weiterhin Potenzial für Aufschläge im Vergleich zu Freitag ab.