
Weitere OPEC+-Produktionssteigerung um +0,55 Mio. B/T im September
Bei ihrer Videokonferenz am gestrigen Sonntag beschlossen die acht Länder der OPEC+, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis über die Vorgaben hinaus gekürzt hatten, ihre freiwilligen Zusatzkürzungen im September um weitere 547.000 B/T zurückzuführen. Damit wären die Zusatzkürzungen im Umfang von 2,2 Mio. B/T, die im November 2023 beschlossen worden waren, zumindest auf dem Papier vollständig aufgehoben.
In der Pressemitteilung, die gestern nach der Videokonferenz der acht Länder auf der Homepage der OPEC veröffentlicht wurde, gaben die OPEC8+ an, dass die erneute umfangreiche Lockerung "den teilnehmenden Ländern die Möglichkeit bietet, ihre Kompensation zu beschleunigen." Diese Kompensation inForm von Kürzungen für zuvor über dem jeweiligen Produktionsmaximum geförderte Mengen dürfte dazu führen, dass dem Markt unterm Strich im September weniger Ölzugefügt wird, als die angekündigten 547.000 B/T.
Wie man mit den weiteren 1,66 Mio. B/T an Zusatzkürzungen verfahren will, die im April 2024 beschlossen worden waren, dazu machten die OPEC8+ in der Pressemitteilung zur gestrigen Videokonferenz keine Angaben. Die Analysten beider Investmentbank Goldman Sachs gehen jedoch davon aus, dass sich die acht Produzenten der OPEC+, die sich am 7. September erneut beraten wollen, mit weiteren Lockerungen nach September erst einmal noch Zeit lassen dürften, um stärkere Aufbauten der weltweiten Ölbestände zu verhindern.
USA/Russland: Trump kündigt Verlegung von 2 Atom-U-Booten an
Nach Äußerungen des ehemaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew kündigte US-Präsident Donald Trump die Verlegung von zwei Atom-U-Booten angekündigt. Über seine Kommunikationsplattform Truth Social teilte Trump mit, er habe die Order zur Verlegung der U-Boote in die "geeigneten Regionen" gegeben. Wo genau sich diese Regionen befinden, ließ er jedoch offen.
Nachdem US-Präsident Trump am letzten Juli-Wochenende das Ultimatum gegenüber Russland für Fortschritte bei den Waffenstillstandsverhandlungen mit der Ukraine auf 10- 12 Tage verkürzt hatte, warnte Medwedew in seiner aktuellen Position als Vize-Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats am vergangenen Montag: "Jedes neue Ultimatum ist eine Bedrohung und ein Schritt in Richtung Krieg."
Im Verlauf der vergangenen Woche setzten sowohl Trump, als auch Medwedew über die sozialen Medien weitere Verbalattacken ab, was nun letztlich zu Trumps U-Boot-Ankündigung führte. In einem Interview mit Newsmax gab der US-Präsident der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge an, die beiden Atom-U-Boote würden "näher an Russland" verlegt. Kurz vor seiner Rückreisenach Washington aus Bedminster (US-Bundesstaat New Jersey) sagte er gegenüber Journalisten: "Sie sind in der Region, in der sie sein sollten."
In den kommenden Tagen soll nun offenbar der US-Sondergesandte Steve Witkoff die Wogen wieder etwas glätten. Witkoff werde laut Trump "vielleicht Mittwoch oder Donnerstag" nach Moskau reisen, also kurz vor Ablauf des Ultimatums, das noch bis zum 8. August gilt.
Marktlage
Die Preise der beiden Rohölkontrakte gaben am Freitag deutlich nach, auf Wochensicht verzeichneten Brent und WTI allerdings dennoch einen Preisanstieg. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass sich die USA und die EU noch vor dem Stichtag auf ein Handelsabkommen einigen konnten. Die Aussicht auf weitere Angebotsmengen aus der OPEC+ generierte dagegen zum Ende der Woche wieder für Abwärtsdruck. Dies gilt auch für die enttäuschenden Konjunkturindikatoren aus den USA und China, die die Sorgen hinsichtlich der Nachfrage der beiden größten Ölverbraucher der Welt wieder steigenließen.
Mittlerweile haben die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen freiwillig mehr als nötig kürzen, mit Verweis auf das derzeit stabile Wachstum der Weltwirtschaft und den gesunden fundamentalen Situation am Ölmarkt bekanntgegeben, dass sie ihre Zusatzkürzungen auch im September noch einmal um 547.000B/T lockern wollen.
Bei der Investmentbank Goldman Sachs behält man die bisherigen Preisprognosen von 64 Dollar pro Barrel Brent für das vierte Quartal 2025 und von 56Dollar für das Jahr 2026 dennoch erst einmal bei. "Da die Politik der OPEC+ flexibel bleibt und die geopolitischen Aussichten ungewiss sind, gehen wir davon aus, dass die OPEC+ die erforderliche Produktion [die Produktionsobergrenzen; Anm. d. Red.] nach September unverändert beibehält", so die Analysten der Bank.
Zu diesen ungewissen geopolitischen Aussichten gehört unter anderem die weitere Entwicklung des Kriegs in der Ukraine, der auch zunehmend zu einem Säbelrasseln zwischen den USA und Russland führt. Die Frage ist nun, ob Russland bis zum Ablauf des mittlerweile bis 8. August verkürzten Ultimatums der US-Regierung Fortschritte bei den Waffenstillstandsverhandlungen mit der Ukraine vorweisen kann, oder ob die Trump-Administration doch noch zu neuen Russland-Sanktionen -oder noch drastischeren Mitteln - greift. Im Falle von neuen Sanktionen dürfte das russische Ölangebot sinken, was die Preise wiederum stützen würde.
Davon abgesehen ist noch unklar, wie es nach der Übergangsphase für die US-Strafzölle mit der Nachfrage weitergeht. Heute Morgen liegt der Fokus der Trader allerdings erst einmal auf dem Beschluss der OPEC8+ sowie den Beziehungen zwischen den USA und Russland. Letztere könnten dem bearishen Effekt der weiteren Produktionssteigerung der OPEC+ heute leichtentgegenwirken.