
Ausfall an großer Raffinerie in Nigeria
Die Dangote Raffinerie in Nigeria hat eine massive Verarbeitungskapazität von rund 650.000 B/T und wurde erst im vergangenen Jahr in Betrieb genommen. Die Anlage hatte aber immer wieder Störungen und muss nun wohl für mindestens 2Wochen abgeschaltet werden.
Als Grund wird ein Leck an einem Cracker sowie andere Probleme genannt, wobei es vom Raffineriebetreiber selbst keine Stellungnahme gibt. Die Anlage wird in dieser Zeit kein Rohöl verarbeiten können, vor allem aber weniger Produkte zur Verfügung stellen.
Vor allem die Verfügbarkeit von Benzin wird dadurch negativ beeinflusst, was die Preise im Atlantik tendenziell stützt und die Margen für Raffineriebetreiber in den USA anhebt. Die ersten Benzinlieferungen der Dangote Raffinerie in die USA sind bereits unterwegs und werden noch in diesem Monat in New York erwartet.
Auf der anderen Seite aber endete just die US-Sommersaison, sodass der Ausfall wohl zu verkraften ist. Entsprechend gehen wir aktuell nicht davon aus, dass der Ausfall von zwei Wochen die Preise nennenswert stützen wird.
OPEC: Produktion im August um +400.000 B/T gestiegen
Die Länder der OPEC hatten ihre Ölförderung im August um etwa +400.000 B/T steigern können, so zumindest eine erste Einschätzung von Bloomberg. Damit hätte das Kartell insgesamt 28,55 Mio. B/T an Rohöl auf den Markt gebracht.
Das größte Plus bei der Produktion wurde bei Saudi-Arabien gemeldet, das über die Hälfte zu dem gemeldeten Förderanstieges beigetragen haben soll. Auch Kasachstan hatte seine Produktion im zurückliegenden Monat wohl um 2% gesteigert, wenngleich das Land seine Förderung eigentlich hätte kürzen und Überproduktionen kompensieren müssen.
Auch vom Irak kamen zusätzliche Mengen, auch wenn die Regierung immer wieder Probleme damit hat, eine Regelung für die Förderung und Exporte aus der semi-autonomen Region Kurdistan zu finden. Auch wenn die Förderung im August gestiegen ist, so ist es etwas weniger als erwartet. Eigentlich hatte man für August eine Rückführung von freiwilligen Produktionseinschränkungen in Höhe von ca. 0,55 Mio. B/T beschlossen.
OPEC+: Weitere Produktionssteigerung am Wochenende?
Über die vergangenen Monate hinweg hatte die Gruppe wichtiger Ölförderländer ihre Produktion immer wieder angehoben und so insgesamt 2,2 Mio. B/T an freiwilligen Kürzungen an den Markt zurückgebracht, während den VAE (Vereinten Arabischen Emirate) eine Quotenanhebung um 300.000 B/T zugestanden wurde.
Eigentlich hatte man nun mit einer Pause gerechnet, da die nachfrageintensive Sommersaison zu Ende geht und die OPEC+ erst zu September ihre Förderung um ca. 0,55 Mio. B/T angehoben hat. Dennoch hatten Informanten aus OPEC-Kreisen gestern durchgesteckt, dass eine Rückabwicklung der freiwilligen Zusatzkürzungen von 1,65 Mio. B/T beim Meeting am Wochenende diskutiert werde.
Analysten warnen schon länger vor einer drohenden Überversorgung in den kommenden Monaten, die sich mit einer weiteren Produktionssteigerung der Gruppe nur noch weiter verstärken würde. „Steigt die Förderung auf das Niveau der neuen Quoten, dann wird der Markt von September an in einen beträchtlichen Überschuss rutschen mit dem die Ölvorräte steigen, dies wird durch neue Gegenmaßnahmen verhindert“, so Analyst Ole Hvalbye von der SEB Bank.
Andere Analysten sehen allerdings durchaus Potenzial für eine Produktionssteigerung. „Mit Brent Futures auf einem Niveau von über 65 Dollar ergibt es Sinn, dass die OPEC+ zumindest eine weitere Produktionssteigerung in Betracht zieht,“ so Analyst Vivek Dhar, von der Commonwealth Bank of Australia. Und auch Phil Flynn, von der Price Futures Group sieht darin keinen Logikbruch. „Sie könnten. Dann wiederum könnten sie eventuell nicht. Mit Anzeichen einer knapperen Versorgung und höherem Risiko auf der Angebotsseite wären sie verrückt nicht zumindest [über Produktionssteigerungen] zu sprechen.“
Tatsächlich hat die OPEC+ ihre Fördermengen auf dem Papier zwar angehoben unterm Strich aber stieg das Angebot nicht im selben Umfang. Einige Länder müssen vorherige Überproduktionen kompensieren, andere haben nach Jahren der Kürzung schlicht technische Probleme ihre Kapazitäten wieder anzuheben, während Länder wie beispielsweise Brasilien ihre Förderung stark ausbauen wollen, sodass einige Länder innerhalb der OPEC+ mehr Wert auf die Verteidigung von Marktanteilen legen, statt die Preise zu stützen, von denen andere Ölproduzenten profitieren.
Marktlage
Die große Überraschung für die Trader ist aktuell die Ankündigung, dass sich die OPEC+ nach den Produktionssteigerungen der vergangenen Wochen keine Pause gönnt. Insbesondere mit Blick auf das Ende der Sommersaison, wenn ein Rückgang der Ölnachfrage erwartet wird, sorgt diese Entscheidung für Unruhe.
Auch ohne eine weitere Anhebung hatten viele Experten am Markt ab dem vierten Quartal und in 2026 hinein vor einer Überversorgung gewarnt und sinkende Preiseprognostiziert. Auch wir hatten eher mit einer Pause gerechnet, bevor die Nachfrage saisonal im zweiten Quartal 2026 wieder anzieht. Die OPEC zeigt mit den Gerüchten aber einmal mehr, dass sie immer für eine Überraschung gut ist, was die Volatilität am Markt für die verbleibenden zwei Tage sowie den Beginn der kommenden Woche sicherlich steigern wird.
Sollte die OPEC tatsächlich weitere freiwillige Kürzungen zurückführen, ist von einem deutlich bearishen Effekt auszugehen, der sich über die kommenden Wochen und Monate verteilen dürfte. Noch ist der Markt nicht überversorgt, aber die bullishe Backwardation bei Brent hat sich weiter abgebaut. So liegt der3-Monatsspread aktuell bei nur noch 0,97 Dollar – dem niedrigsten Niveau seit Mai diesen Jahres, als die europäische Rohölsorte bei 61 bis 63 Dollar notierte. Momentan wird Brent bei über 67 Dollar gehandelt, sodass von dieser Warte aus durchaus Abwärtspotenziale vorhanden sind.
Ein weitere großer Unsicherheitsfaktor sind die Sanktionen der USA, die die russischen Ölexporte bisher nicht in einem nennenswerten Umfang reduziert haben. Auch in Sachen Iran könnten noch verschärfte Sanktionen folgen, die das Angebot am Weltmarkt reduzieren können. Das Potenzial geopolitischer Angebotsausfälle ist sicherlich vorhanden, was ein Gegengewicht zur momentan noch immer erwarteten Überversorgung in den kommenden Monaten bildet.
Kurzfristig wirken die US-Ölbestandsdaten des API bearish, zeigen sich hier doch unerwartete Aufbauten in einer zum Teil angespannten Situation an wichtigen Lagerstätten. Zusammen mit den Spekulationen um die OPEC+ schätzen wir die Marktlage damit heute Morgen erst einmal leicht bearish ein, und durch die späten Preisnachlässe in der Nacht deuten sich momentan auch bei den Inlandspreisen rechnerische Abwärtspotenziale an.