
Marktlage
Die Ankündigung, dass die Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht OPEC+-Ländern im ersten Quartal 2026 zunächst ausgesetzt werden würden, wurde von den Marktteilnehmern zum Wochenbeginn unterschiedlich interpretiert. Während die einen in Reaktion auf den Beschluss ihre Preiserwartungen nach oben korrigierten, sahen andere die Entscheidung der sogenannten OPEC8+ als Signal für eine gewisse Sorge der Produzenten über die Entwicklung der Nachfrage.
Aus Kreisen der OPEC+ hieß es nun, der russische Vize-Premier, Energiebeauftragte und Ex-Energieminister Alexander Nowak habe bei der Videokonferenz der acht Länder am Sonntag für die Pause bei den Produktionssteigerungen plädiert. Demnach ist sich Moskau offenbar nicht sicher, inwieweit es sein Angebot angesichts der jüngsten Sanktionen der USA und der EU noch steigern kann. Der saisonale Aspekt (der im ersten Quartal eines Jahres üblicherweise eher schwachen Nachfrage), der in der Pressemitteilung zur Videokonferenz von Sonntag als Grund für die Pause der Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen genannt wurde, dürfte Nowak bei seiner Argumentation sehr gelegen gekommen zu sein.
Die Analystin Helima Croft von RBC Capital verweist zudem auf den Aspekt der Reservekapazitäten und meint: "Die zusätzlichen Barrel, die im Dezember tatsächlich hinzukommen werden, werden deutlich geringer ausfallen als die Schlagzeilen vermuten lassen, da alle Produzenten – mit Ausnahme Saudi-Arabiens– im Wesentlichen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben".
Allerdings bleibt auch die Frage, wie sich die Produktion in den Ländern außerhalb der OPEC+ entwickeln wird. Die Rohölproduktion der USA baute den jüngsten monatlichen Daten der EIA zufolge im August das Rekordhoch von Juli noch aus und belief sich auf 13,8 Mio. B/T. Derweil sank die Nachfrage im Vergleich zum Juli-Niveau um -100.000 B/T und lag damit im August bei 20,9 Mio. B/T.
Wie sich Rohölproduktion und Nachfrage der USA in der vergangenen Woche entwickelt haben, wird der wöchentliche Ölmarktbericht des US-Energieministeriums (DOE) am morgigen Mittwoch zeigen. Der Bericht des API, der heute Nacht fällig ist, beinhaltet wie gewohnt nur Daten zu den Bestandsveränderungen. Da mittlerweile auch in den USA von Sommer- auf Winterzeit umgestellt wurde, erscheinen die beiden Berichte in dieser Woche wieder zu den gewohnten Veröffentlichungszeiten - um 22:30 Uhr (API) bzw. um16:30 Uhr (DOE).
Während die Marktteilnehmer weiterhin versuchen, die Auswirkungen der Sanktionen des Westens auf das russische Ölangebot und der OPEC+-Produktionssteigerungen auf das weltweite Angebot abzuschätzen, orientieren sich die Ölfutures an ICE und NYMEX heute Morgen leicht nach unten. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich derzeit in einigen Regionen im Vergleich zu gestern rein rechnerisch allerdings noch geringfügiges Potenzial für Aufschläge ab.