Nigerias Raffinerie fällt länger aus – Alles wartet auf OPEC+

Russland: Trump erhöht Druck auf Europäer
Russlands Möglichkeiten seinen Krieg in der Ukraine durch den Verkauf von Energie, insbesondere Öl, zu finanzieren, ist Donald Trump bekanntlich ein Dorn im Auge. Zuletzt hatte er daher die Importzölle für Indien auf 50 % angehoben, während er mit China noch immer um ein Handelsabkommen ringt, und die Zollerhöhungen ausgesetzt lässt.

Der US-Präsident kritisierte die Europäer in einem Telefonat gestern deutlich, da diese noch immer nennenswerte Mengen russischer Energie aus Moskau beziehen und den Krieg dadurch mitfinanzieren. Die EU hat seine Abhängigkeit aus Russland in den letzten Jahren allerdings drastisch reduziert und bezog in 2024 nur noch etwa 3 % seiner Rohölimporte aus Russland. Dennoch überwies man im Juni 2025 noch immer 1,47 Mrd. Euro für fossile Energie nach Moskau.

Trump will einen kompletten Stopp der Importe, die die Bemühungen zu einem Frieden aus seiner Sicht untergraben. Neben diesen Themen standen bei dem Telefonat ein mögliches Engagement der USA für Sicherheitsgarantien auf der Agenda. Hier fordern die EU-Länder eine konkrete Zusagen für im Falle eines Friedens, nachdem 26 Länder Kiew bereits Unterstützungen in militärischer, finanzieller und logistischer Form zugesichert haben. Trump könnte seine Bereitschaft den Luftraum zu sichern von weiteren Zugeständnissen bei europäischen Ölimporten abhängig machen.

Schafft es Trump die russischen Ölexporte zu reduzieren, dann stützt dies die Ölpreise an ICE und NYMEX, sofern Russland keinen Alternativabnehmer wie Indien oder China findet. Letzterer hat mit Russland in dieser Woche ein Abkommen geschlossen, das eine Steigerung der Öllieferungen aus Russland vorsieht. Mittels Pipeline, die auch durch Kasachstan verläuft, will man künftig 2,5 Mio. Tonnen pro Jahr zusätzliches Rohöl nach China liefern. Hört sich viel an, tatsächlich entspricht dies aber gerade einmal 50.000 B/T.

Nigerias Raffinerie fällt länger aus
Die abgeschaltete Dangote Raffinerie in Nigeria wird wohl länger stillstehen als bisher angenommen. Da die Anlage auf Ersatzteile zur Reparatur ihrer Cracker angewiesen ist, schätzt die IIR Energy den Ausfall eher auf 2 bis 3 Monate, statt der zunächst angegebenen 2 Wochen.

Damit würde die Anlage bis November, potenziell Dezember, keine oder nur eingeschränkt Waren liefern können. Die Raffinerie war darauf ausgelegt fast den gesamten nigerianischen Benzinbedarf zu decken und darüber hinaus auch Energie zu exportieren. Ein so langer Ausfall wird Nigeria wieder stärker von Importen abhängig machen, wovon Raffinerien in anderen Ländern, wie an der US-Küste, profitieren.

Der Benzinmarkt auf dem Atlantik dürfte somit knapper werden. Das verbessert die Margen der Raffineriebetreiber und hebt die Benzinpreise an. Damit wirkt sich der Ausfall der Anlage in der Tendenz bullish auf die Börsen aus.

Fed: Trader preisen Zinssenkung voll ein
Wird die US-Notenbank im September die Zinsen nun senken oder nicht? Diese Frage wird spätestens beim nächsten Meeting beantwortet, dass am 16. und 17. September stattfinden wird. Zuletzt gab es Hinweise darauf, zumal nun auch die jüngsten Arbeitsmarktdaten der USA enttäuschten und somit Argumente liefern, weshalb die Wirtschaft eine Stütze von der Notenbank gut verkraften könnte.

Geht es nach den Tradern an den Finanzmärkten ist die Entscheidung schon gefallen. Diese haben die Senkung von 0,25 %-Punkten bereits jetzt über Zins-Futures zu nahezu 100 % in ihren Positionen eingepreist. Eine Senkung von 0,50 %-Punkten ist hingegen nur mit etwa 0,1 % eingepreist.

Sollte die Fed beginnen das Zinsniveau zu senken, würde dies einen bullishen Effekt auf die Ölpreise haben. Niedrigere Zinsen erhöhen die Investitionen, steigern damit die Wirtschaftsleistung und so den Energie- und Ölverbrauch.

OPEC+: Was macht die Gruppe am Wochenende?
Hatte die OPEC+ in den vergangenen Monaten die Ölproduktion insgesamt um 2,5 Mio. B/T angehoben, gingen die meisten Analysten davon aus, dass damit nun erst einmal Schluss ist. Die Anhebungen fielen in die nachfrageintensiven Sommermonate und konnten damit vom Markt gut aufgenommen werden.

Jetzt könnten weitere freiwillige Kürzungen von 8 OPEC Ländern, mit einem Gesamtvolumen von 1,65 Mio. B/T über die kommenden Monate rückabgewickelt werden – so zumindest die Gerüchte, nachdem Informanten entsprechende Interna Preis gaben.

Alexander Nowak, ehemaliger russischer Energieminister und aktueller stellvertretender Premierminister Russlands, äußert sich nun ebenfalls zu den Überlegungen. „Wir betrachten die aktuelle Situation und Prognosen immer als Ganzes. Darauf basierend werden wir die Probleme an Ort und Stelle lösen,“ so Nowak, der ebenfalls betonte, dass es noch keine fixe Tagesordnung für das Treffen am Sonntag gebe.

Sollte die OPEC ihre Förderung weiter anheben, ist mit einem bearishen Signal für die Ölbörsen zu rechnen. Dies würde klarstellen, dass die OPEC+ Marktanteile derzeit vor Preisstabilität priorisiere, so Analyst Tamas Varga von PVM Oil Associates.

Marktlage
Die US-Ölbestandsdaten des DOE gestern Abend fielen unterm Strich klar bearish aus. Dennoch reagierte der Markt kaum auf die Zahlen und gab im Anschluss nur sehr zögerlich nach.

Zum einen hatte das API die bearishen Zahlen bereits vorweggenommen, zum anderen aber ist der Fokus aktuell ganz klar auf das bevorstehende OPEC+ Meeting am Wochenende gerichtet. Eigentlich wäre das Treffen ein klassischer Non-Event, da die Analysten nach den Produktionssteigerungen der letzten Monate nicht mit neuen Lockerungen gerechnet haben – zumal nun die Sommernachfrage ausläuft und zahlreiche Experten schon ohne weiteres Öl aus der OPEC+ vor einer Überversorgung und schwächeren Preisen warnen.

Mit den geleakten Interna diese Woche ist sich der Markt aber nicht mehr so sicher, und eine früher als erwartete Rückführung der 1,65 Mio. B/T zusätzlich gekürzter Produktion scheint man nicht auszuschließen. „Der Ölmarkt wird [vorerst] angespannt bleiben. Es wird zunehmend erwartet, dass die Gruppe mehr Barrel auf den Markt bringen wird, um Marktanteile zurückzugewinnen, die man in den letzten Jahren an US-Schieferölproduzenten verloren hatte,“ so die Einschätzung der ANZ Group.

Damit ist die OPEC+ kurzfristig der Taktgeber für die Ölbörsen, wo sich die Trader im Vorfeld mit Risikopositionen sicherlich zurückhalten werden. Entsprechend hatten auch die DOE Zahlen von gestern keinen starken Einfluss. Auch wenn die Stimmung sicherlich weiter tendenziell bearish ist, so könnten Abwärtsbewegungen vor dem Wochenende Short-Coverings auslösen, die die Preise wiederum stützen würden. Entsprechend ist – trotz aller bearishen Potenziale – nicht mit starken Verlusten zu rechnen, solange es keine neuen Signale aus OPEC+ Kreisen gibt.

Fundamental stehen wir heute Morgen auf einer weiterhin leicht bearishen Seite, wobei die Bekanntgabe einer Produktionssteigerung der OPEC+ am Sonntag die Situation sicherlich komplett ins Bearishe kippen ließe. Da sich die Notierungen nach den Verlusten von gestern aktuell stabilisieren, sind bei den Inlandspreisen rechnerisch nur kleinere Anpassungen nach unten möglich.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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