Ölmarkt bleibt auf Richtungssuche

Marktlage
Die Stimmung am Ölmarkt bleibt verhalten und die Kurse auch zur Wochenmitte in enger Spanne auf Richtungssuche. Nach wie vor überwiegt das Spannungsfeld zwischen schwachen Nachfragesignalen und anhaltenden Angebotsbedenken, während gleichzeitig zahlreiche Unsicherheitsfaktoren die langfristige Einschätzung erschweren. 

Auf der Nachfrageseite bleiben die Anleger mit Blick auf die globalen Wachstumsaussichten vorsichtig – insbesondere in China, wo vor allem die Industrie zuletzt immer wieder neue Schwächesignale gesendet hatte. Auch bleibt hier die Frage offen, ob der Handelskrieg mit den USA nun endgültig geschlichtet ist, oder ob es doch wieder jederzeit zu neuen Strafzöllen in beide Richtungen kommen kann.

Zugleich setzt der erstarkende Dollar die Preise an ICE und NYMEX zusätzlich unter Druck, da er Rohöl, das in Dollar gehandelt wird, für Käufer aus anderen Währungsräumen weniger attraktiv macht. Zuletzt hatte der Greenback im Fahrwasser der nach wie vor eher restriktiven Fed-Zinspolitik den höchsten Stand seit Juli erreicht.

Und dann ist da ja noch die OPEC+, die es den Marktteilnehmern auch nicht gerade leicht macht, ihre langfristige Strategie zu bewerten. Aktuell plant das Bündnis eine moderate Förderanhebung im Dezember, will die Produktionssteigerungen dann aber erst einmal drei Monate pausieren. Als offizielle Begründung heißt es, man reagiere damit auf die traditionell nachfrageschwache Zeit im ersten Quartal des Jahres, Analysten vermuten jedoch, dass die Gruppe ihre Förderkapazitäten erreicht hat und zusätzlich das erwartete Überangebot nicht verschärfen will.

Marktanalystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova fast die aktuelle Marktlage heute folgendermaßen zusammen: „Der Markt befindet sich in einem Tauziehen zwischen kurzfristigem Lageraufbau und dem längerfristigen Risiko einer sich verlangsamenden Nachfrage, wobei die Stimmung im Vorfeld der offiziellen DOE-Daten eher pessimistisch ist“.

Das API hatte gestern Nacht einen unerwartet starken Aufbau bei den Rohölbeständen gemeldet, was auf eine schwächere Nachfrage der Raffinerien hindeuten könnte. Gleichzeitig waren aber auch die Benzinbestände deutlich rückläufig gemeldet. Im weiteren Tagesverlauf richten sich die Blicke der Anleger deshalb auf die offiziellen DOE-Daten um 16:30 Uhr, die den Märkten gegebenenfalls neue Richtungsimpulse geben könnten.

Insgesamt bleibt die fundamentale Einschätzung heute erst einmal weiterhin neutral und das Marktumfeld eher diffus und von Unwägbarkeiten geprägt. Bei den Inlandspreisen bleibt durch die Aufwärtsdynamik beim ICE Gasoil-Kontrakt im Vergleich zu Dienstagmorgen ein recht deutlicher Preisaufschlag stehen.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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