
Trump weitet Strafzolldrohungen vor Russlandgesprächenaus
US-Präsident Donald Trump hat erneut mit der Einführung deutlich höherer Zölle gegen Länder gedroht, die weiterhin Energie aus Russland beziehen – darunter auch China. Dies erklärte er am Dienstag gegenüber Journalisten, nachdem er bereits zuvor angekündigt hatte, innerhalb von 24 Stunden Strafzölle auf indische Exporte zu verhängen.
„Wir werden da einiges machen“, sagte Trump auf die Frage, ob er seine früheren Drohungen wahr machen werde, unter anderem gegenüber China. „Wir werden sehen, was in der nächsten, ziemlich kurzen Zeit passiert.“ Der US-Präsident distanzierte sich zugleich von früheren Aussagen, in denen er von Strafzöllen in Höhe von bis zu 100 % auf den Handel mit russlandfreundlichen Staatengesprochen hatte. Er habe nie einen Prozentsatz genannt, behauptete Trump am Dienstagabend.
Erst vor wenigen Wochen hatte Trump Journalisten gegenüber erklärt, er plane„ sehr harte Zölle, wenn es in 50 Tagen keine Einigung gibt – etwa bei 100 %“.Die nun vorsichtigeren Töne lassen darauf schließen, dass Trump seine damalige Drohung möglicherweise nicht in vollem Umfang umzusetzen beabsichtigt. Vor den Journalisten verwies er auf die geplanten Gespräche mit Moskau in dieser Woche. „Wir werden sehen, was passiert. Die Entscheidung fällt dann“, so der Präsident.
Viel Zeit bleibt freilich nicht mehr für den US-Sondergesandten Steven Wittkoff, der heute nach Moskau reist und sich dort mit russischen Regierungsvertretern austauschen will. Immerhin läuft die von Donald Trump ausgerufene Frist, bis zu der der Kreml den Krieg in der Ukraine beenden soll, am Freitag ab.
Kreml erwägt Luftwaffenruhe – Keine Kehrtwende im Ukraine-Krieg
Wo es gestern noch so aussah, als wolle Russland den erhöhten Druck aus Washington ignorieren, setzt sich nun doch etwas in Bewegung. Laut übereinstimmender Medienberichte erwägt die russische Regierung angesichts der massiven Sanktions- und Zolldrohungen aus den USA ein Aussetzen der Luftangriffe auf die Ukraine – ein klares Zugeständnis an Donald Trump.
Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten, sieht der Kreml in dem Besuch des US-Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau in dieser Woche eine möglicherweise letzte Gelegenheit für ein Abkommen mit Trump – auch wenn die Erfolgsaussichten als gering eingeschätzt werden. Der Vorschlag einer vorübergehenden Aussetzung von Drohnen- und Raketenangriffen werde intern als denkbare Option diskutiert, hieß es weiter.
Gleichzeitig lehnt der russische Präsident Putin einen generellen Waffenstillstand, wie von den USA gefordert, auch weiterhin strikt ab. Dennoch könnte ein Aussetzen der Luftschläge ein Zeichen der Deeskalation sein und zumindest den Verhandlungskorridor zwischen dem Kreml und dem Weißen Hausgeöffnet halten. „Trump braucht eine Art ‚Geschenk‘ von Russland“, meint Sergei Markow, politischer Berater mit Nähe zum Kreml, gegenüber russischen Medien. „Eine Luftwaffenruhe könnte ein solches Geschenk sein.“
Marktlage
Nach vier Verlusttagen in Folge orientieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute Morgen wieder leicht nach oben, nachdem Donald Trump seine Drohungen wiederholt hat, Sekundärzölle gegen Abnehmer von russischer Energie –darunter auch China – zu verhängen. Zuvor hatte er vor allem Indien eine empfindliche Zollerhöhung in Aussicht gestellt.
„Anleger bewerten derzeit, ob Indien seine Importe von russischem Rohöl infolge von Trumps Drohungen zurückfahren wird – was das Angebot verknappen könnte. Ob es tatsächlich dazu kommt, bleibt jedoch abzuwarten“, meint Yuki Takashima von Nomura Securities. Bleibe das Importniveau konstant, werde sich der US-Rohölpreis WTI voraussichtlich bis Monatsende in der Spanne von 60 bis 70Dollar bewegen, so Takashima weiter.
Unterdessen wird US-Sondergesandter Steve Witkoff noch diese Woche in Russlanderwartet – wenige Tage vor dem von Trump gesetzten Ultimatum am 8. August, bis zu dem Moskau eine Waffenruhe mit der Ukraine erzielen soll. Der Kreml prüft derzeit mögliche Zugeständnisse, darunter auch eine Feuerpause aus der Luft, hält jedoch an seinen militärischen Zielen in der Ukraine fest.
Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights, kommentiert: „Trumps Rhetorik zu Russland-Sanktionen und sekundären Strafzöllen wird lauter, je näher seine Deadline für Putin rückt. Der Markt betrachtet das derzeit aber noch als bloßes Hintergrundgeräusch“. Eine Neubewertung werde erst erfolgen, wenn die Drohungen tatsächlich umgesetzt würden – abhängig vom wahrgenommenen Risiko einer Angebotsstörung.
Die Ölpreise waren nach drei Monatsgewinnen in Folge im August wieder unter Druck geraten. Ausschlaggebend waren neben schwächeren US-Wachstumsaussichten, die die Ölnachfrage dämpfen könnten, auch Pläne der OPEC+, ihre Produktionskürzungen weiter zurückzuführen. Die Allianz hatte sich am Wochenende darauf verständigt, ab September die Förderung noch einmal um rund547.000 B/T zu erhöhen. Marktbeobachter befürchten nun ein Überangebot in der zweiten Jahreshälfte.
Unterdessen deuten in den USA aktuelle Daten auf eine gewisse Abkühlung der Konjunktur hin. So stagnierte der Dienstleistungssektor im Juli, nachdem bereits zuvor schwache Arbeitsmarktzahlen für Verunsicherung gesorgt hatten. Mit diesen Parametern nimmt allerdings gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit neuer Zinssenkungen zu. Die US-Notenbank Fed könnte schon bei der nächsten Sitzung im September erstmals wieder an der Zinsschraube drehen.
Beim Blick auf die US-Bestandsdaten ergibt sich heute nur ein unvollständiges Bild. Laut API sind die Rohölvorräte in der vergangenen Woche offenbar um -4,2Mio. Barrel gesunken und zeichnen ein eher bullishes Bild. Weitere konkrete Daten des API wurden heute jedoch nicht geliefert. Aus Insiderkreisen hieß es nur, die Bestände im Zentrallager seien, ebenso wie die Destillatvorräte, gestiegen. In welchem Umfang ließ sich nicht feststellen, genauso wenig wie die Bestandsveränderungen bei Benzin.
Die Marktreaktion auf den API-Bestandsbericht fiel entsprechend zurückhaltend aus und auch der Preisanstieg von heute früh dürfte eher auf die geopolitischen Spannungen zwischen Russland und den USA zurückzuführen sein. Aufschluss über die tatsächlichen Ölbestände der USA werden heute Nachmittag die offiziellen DOE-Daten liefern, die dann auch das Potenzial haben, die Kurse an ICE und NYMEX zu bewegen.
Insgesamt fällt die fundamentale Einschätzung auch heute eher neutral aus, denn nach wie vor bleibt offen, wie ernst Donald Trump es mit seinen Sekundärzöllen meint. Gleichzeitig signalisiert der Kreml ein gewisses Entgegenkommen, so dass eine Deeskalation zumindest nicht unwahrscheinlich ist.