Aramco senkt Preise, US-Rohölbestände steigen – Ölpreise unter Druck

Saudi-Aramco senkt Dezember-Preise für Käufer aus Asien
Der größte Ölkonzern der Welt, die saudische Aramco, hat gestern die Preise für Lieferungen nach Asien im Dezember deutlich gesenkt. Die Entscheidung folgt nur wenige Tage, nachdem die OPEC+ angekündigt hat, ihre Förderanhebung Anfang 2026erst einmal auszusetzen. Der Markt interpretiert die Preissenkung heute als Reaktion auf einen gut versorgten Markt und eine rückläufige Nachfrage.

Während die Dezember-Preise der Aramco, die sogenannten Original Selling Prices(OSPs), für den europäischen Raum unverändert blieben, wurden sie für den asiatischen Raum erstmals seit Oktober wieder gesenkt – und zwar deutlich. So wurden hier die leichten Sorten um -1,20 Dollar, die schweren Sorten sogar um-1,40 Dollar gegenüber dem Vormonat vergünstigt. Asien, allen voran China, ist der der wichtigste Absatzmarkt für OPEC-Schwergewicht Saudi-Arabien, so dass die Preisgestaltung hier durchaus Aussagekraft hat.

Saudi-Arabien und sieben andere OPEC+-Mitglieder hatten am Sonntag erklärt, die Fördermengen im ersten Quartal nach einer erneuten moderaten Anhebung im Dezember unverändert zu belassen. Ziel der Gruppe bliebt dabei, den Wettbewerb um Marktanteile mit der Gefahr eines wachsenden Überangebots in Einklang zubringen. Für die Förderpause entschieden habe man sich wegen der zum Jahresanfang traditionell schwächer erwarteten Nachfrage, so die OPEC+ am Wochenende. In Riad bereitet man sich also ganz offenbar auf eine nachfrageschwache Phase vor, was sich eben auch in den OSPs widerspiegelt.

Ganz unerwartet kam die Preissenkung allerdings nicht, schon im Vorfeld hatten Experten damit gerechnet. Dennoch sendet Riad mit der starken Preisanpassung auch ein starkes Signal, denn trotz aller nach außen demonstrierter Zuversicht scheint man sich doch Gedanken zu machen, wie man seine steigenden Mengen an einem gut versorgten Markt weiter platzieren kann.

Marktlage
Nach zwei Verlusttagen in Folge und dem gestern markierten tiefsten Settlement seit zwei Wochen stabilisieren sich die Notierungen an ICE und NYMEX heute zunächst wieder. Die Marktteilnehmer bewerteten dabei sowohl die jüngsten Preisnachlässe des OPE-Schwergewichtes Saudi-Arabien, als auch den stärksten Anstieg der US-Rohölvorräte seit Juli

Die staatliche Ölgesellschaft Saudi-Arabiens, Aramco, hatte gestern Nacht die Dezember-Preise für seinen wichtigsten Absatzmarkt Asien gesenkt – ein Schritt, der zwar ein bearishes Signal sendet, der jedoch auch weitgehend den Markterwartungen entsprach und somit zumindest teilweise auch schon eingepreist sein dürfte. Gleichzeitig meldete die US-Energiebehörde DOE gestern einen Anstieg der landesweiten Rohölbestände um +5,2 Mio. Barrel und gab damit bei Rohöl einen klar bearishen Impuls.

Zwar enthielt der DOE-Bericht durchaus auch bullishe Elemente, und auch die Auswirkungen der Russland-Sanktionen und die nicht abreißenden ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Infrastruktur bleiben ein Thema am Markt. Doch insgesamt scheint doch die Aussicht auf schwächere Nachfrage bei gleichzeitig steigender Angebotsmenge die Überhand zu behalten.

Immerhin ist der Brent-Preis unter diesen bearishen Voraussetzungen seit Jahresbeginn um fast 15% gefallen. Vor allem die neue OPEC+ Förderstrategie und die gleichzeitig steigenden Produktionsmengen aus Nicht-OPEC+-Ländern (wie etwa USA, Kanada oder Brasilien) haben schon früh im Jahr zu Prognosen einer deutlichen Angebotsschwemme geführt. Laut IEA könnte diese 2026 bis zu 4 Mio. B/T betragen, andere Experten rechnen mit – immer noch sehr umfangreichen – 2Mio. B/T.

„Der Abwärtsdruck dürfte im aktuellen Marktumfeld bestehen bleiben, da die Sorge um ein Überangebot anhält“, kommentiert Kim Kwangrae, Rohstoffanalyst bei Samsung Futures in Seoul. Im Bezug auf die Preissenkung der Aramco fügt er an, dass diese im Rahmen der Erwartungen liege und offenbar darauf ausgerichtet sei, Marktanteile zu sichern.

Kwangrae steht nicht allein mit seiner Meinung, dass die Preise unter Druck bleiben dürften. Auch die Analysten von Capital Economics rechnen mit weiter fallenden Preisen. „Wir gehen davon aus, dass der Abwärtsdruck auf die Ölpreise anhält und unsere unter dem Konsens liegenden Prognosen von 60 Dollar pro Barrel bis Ende 2025 sowie 50 Dollar bis Ende 2026 stützt“, heißt es in einer Analyse des Finanzinstituts.

Die fundamentale Einschätzung fällt damit heute wieder eher bearish aus, da die preisdrückenden Faktoren wieder etwas stärker das Ruder übernommen haben. Insgesamt bleibt das Marktumfeld aber weiterhin von Unsicherheiten und Unwägbarkeiten geprägt, die jederzeit für erhöhte Volatilität sorgen könnten. Bei den Inlandspreisen zeigte sich diese im gestrigen Tagesverlauf und sorgte für starke Preisschwankungen. Die Preisunterschiede im Vergleich zu gestern Morgen fallen heute hingegen eher moderat aus.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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