
Gunvor zieht Übernahmeangebot für Lukoil zurück
Anfang der Woche klang es noch nach einem „Done Deal“, doch nun hat das internationale Handelsunternehmen Gunvor sein Übernahmeangebot an die russische Lukoil zurückgezogen. Zuvor hatte das US-Finanzministerium den Konzern als „Marionette Russlands“ bezeichnet und signalisiert, den Deal nicht akzeptieren zu wollen.
Ursprünglich hatte die Gunvor geplant, die internationalen Anteile des sanktionierten russischen Konzerns zu übernehmen. Lukoil hatte auch schon zugestimmt, alles schien in trockenen Tüchern. Allerdings fehlten noch einige internationale Lizenzen, darunter auch die Zustimmung der US-Behörden, da nur das US-Finanzministerium Ausnahmen für Transaktionen im Zusammenhang mit den Sanktionen erteilen kann.
Doch das Signal aus Washington war deutlich. Das Finanzministerium machte über einen Social Media Post auf der Plattform X deutlich, dass es dazu nicht kommen werde: „Präsident Trump hat deutlich gemacht, dass der Krieg sofort beendet werden muss. Solange Putin die sinnlosen Tötungen fortsetzt, wird Gunvor, die Marionette des Kremls, niemals eine Lizenz erhalten, um zu operieren und Gewinne zu erzielen.“ Gunvor Unternehmenssprecher Seth Pietras wies die Vorwürfe als „irreführend“ zurück, gab aber auch bekannt, das Übernahmeangebot zurückgezogen zu haben.
Das US-Finanzministerium hatte im Oktober Sanktionen gegen Lukoil, Russlands zweitgrößten Ölkonzern, verhängt, um dessen Einnahmen aus dem Auslandsgeschäft zu beschneiden. Zu den Vermögenswerten, die die Gunvor übernehmen wollte, zählen unter anderem Raffinerien in Europa, Beteiligungen an Ölfeldern in Kasachstan, Usbekistan, Irak und Mexiko sowie Hunderte Tankstellen weltweit.
Marktlage
Die Lage am Ölmarkt bleibt auch zum Ende der Woche verzwickt. Im Spannungsfeld aus widerstreitenden fundamentalen Faktoren überwiegt für die Ölfutures die Volatilität, auch wenn aktuell alles nach einem weiteren Wochenverlust für Brent und WTI aussieht.
Das wichtigste Thema ist und bleibt dabei die Angebotsentwicklung, vor allem im nächsten Jahr. Zwar scheint der Konsens weiterhin, dass es eine Form der Überversorgung geben wird, wie stark diese jedoch ausfällt, darüber herrscht alles andere als Einigkeit.
So ging die IEA noch in ihrem letzten Monatsbericht von bis zu 4 Mio. B/T Überschuss aus. Doch mit der Pause der OPEC+ im ersten Quartal und den strengen Russland-Sanktionen könnte diese Menge, je nachdem , wen man fragt, auch gerade einmal bei knapp 200.000 B/T liegen.
Und hier zeigt sich das Problem, dass die Marktteilnehmer aktuell haben. Das Marktumfeld ist geprägt von zahlreichen Faktoren, die kaum, oder nur schwer einzuschätzen sind. Allein die Handelspolitik Donald Trumps, der nicht gerade für eine besonnenen, faktenbasierten Entscheidungen bekannt ist, bleibt ein kaum kalkulierbarer Risikofaktor für die Märkte.
Ähnliches gilt für die OPEC+ Förderpolitik, denn wo man sich gerade daran gewöhnt hatte, dass die Gruppe monatlich die Fördermengen hochschraubt, hat sie nun erst einmal wieder eine Pause beschlossen. Die maximale Flexibilität, mit der die OPEC+ auf Marktentwicklungen reagiert, mag für die Mitgliedsländer von Vorteil sein, für die Anleger an den Ölbörsen ist sie ein weiterer Unsicherheitsfaktor.
Und so versuchen die Marktteilnehmer im Grunde schon seit Monaten, eine Gleichung mit zu vielen Unbekannten zu lösen. Mit dutzenden Einflussfaktoren, die sich zudem alle gegenseitig unterschiedlich beeinflussen können, sind belastbare Prognosen für die Zukunft kaum möglich – doch auf genau diese ist man am Futures-Markt eigentlich angewiesen.
Insgesamt lässt sich damit für die aktuelle fundamentale Lage vor allem eins sagen: Es bleibt volatil. Am Markt sind sowohl bullishe, als auch bearishe Kräfte am Werk, die abwechselnd ins Rampenlicht treten und die Kurse in die eine oder andere Richtung bewegen. Das eine, klare Richtungssignal bleibt dabei wohl auch heute erst einmal aus, so dass wir die Situation erneut als neutral einstufen.
Bei den Inlandspreisen ergeben sich heute allerdings wegen des gestrigen Preisanstiegs bei Gasoil immer noch spürbare Aufschläge im Vergleich zu gestern Morgen, zumal der Gasoil Frontmonat auch heute seine Preisrally fortsetzt.