Deadline für Russland heute im Fokus

Nigeria meldet Produktionssteigerung auf 1,8 Mio. B/T
OPEC-Mitglied Nigeria konnte seine Rohölproduktion im Juli deutlich steigern. Nach Angaben der Nigerian Upstream Petroleum Regulatory Commission (NUPRC) lag die Fördermenge des Landes im vergangenen Monat im Durchschnitt bei 1,78 Mio. B/T, wobei sie zeitweise die Marke von 1,8 Mio. B/T überschritten habe.

Im Rahmen des Nigerian Council der Society of Petroleum Engineers (SPF) sagte der Vorstandsvorsitzende der NUPRC, Gbenga Komolafe zudem, dass die Kommission seit Verabschiedung des Petroleum Industry Act im Jahr 2021 zahlreiche wichtige Vorschriften veröffentlicht habe, die "die erforderliche Klarheit(bieten), um Investitionen zu unterstützen, die Verwaltung zu straffen und die vorgelagerten Aktivitäten mit nationalen und globalen Prioritäten in Einklang zu bringen”.

Nigeria hatte sich anfangs nicht an den freiwilligen Produktionskürzungen der OPEC+ beteiligt, da das Land vor einigen Jahren noch stark mit Sabotageaktengegen die Ölinfrastruktur und organisiertem Öldiebstahl zu kämpfen hatte. Da diese Probleme jedoch eingedämmt sind, wurde für das OPEC-Mitglied bei der Sitzung der OPEC+ vom 2. Juni 2024 für das Jahr 2025 eine Produktionsgrenze von1,5 Mio. B/T vereinbart. Diese Obergrenze nutzte Nigeria bislang auch. Mit einer Durchschnittsproduktion von 1,78 Mio. B/T hätte das Land die Vorgaben im Juli also um rund +0,3 Mio. B/T überschritten.

Marktlage
Im bisherigen Wochenverlauf haben die Rohölpreise an ICE und NYMEX an jedem Handelstag Verluste verzeichnet. Im Vergleich zum Settlement von vergangenem Freitag steuern die Preise von Brent und WTI auf den stärksten Rückgang auf Wochensicht seit Juni zu. Geschuldet ist dies der Einschätzung, dass sich die Versorgungslage im zweiten Halbjahr entspannen dürfte.

Dies zeigte sich diese Woche auch bei der Entwicklung der Backwardation. Diese Konstellation, bei der Kontrakte mit Lieferung in naher Zukunft teurer sind als Kontrakte, die erst zu einem späteren Zeitpunkt fällig werden, signalisiert eine angespannte Versorgungslage. Der Drei-Monats-Spread, also der Abschlag des Brent-Kontrakts mit Lieferung im Januar, lag gestern zum Settlementzeitpunkt im Vergleich zum aktuellen Frontmonatskontrakt Oktober bei -1,11 Dollar pro Barrel und war damit so gering wie seit dem15. Mai nicht mehr.

Damit nähert sich die Konstellation wieder zunehmend einem Contango, bei dem Kontrakte mit prompter Lieferung günstiger sind, als solche mit späterem Lieferzeitpunkt. Am Markt wird dies üblicherweise als Anzeichen für eine komfortable Versorgungslage interpretiert. Eine deutliche Überversorgung würde jedoch erst angezeigt, wenn die Contango-Konstellation stärker ausgeprägt ist.  

Dass die Backwardation im Verlauf der Woche nachgelassen hat, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die acht OPEC+-Länder, die ihre Produktionsmengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis zusätzlich kürzen, eine letzte Charge dieser Zusatzkürzungen (insgesamt 2,2 Mio. B/T) im September vollständig zurückführen und dafür weitere 547.000 B/T auf den Markt bringen wollen.

Nun hieß es aus Nigeria, das zwar OPEC-Mitglied ist, aber nicht zu diesen acht Ländern gehört, diese Woche auch noch, dass man die eigene Rohölproduktion im Juli auf 1,8 Mio. B/T habe steigern können. Während andere Produzenten der OPEC+ zuletzt versuchten, ihre teilweise geförderten Überschussmengen durch Kompensationskürzungen wettzumachen, scheint mit Nigeria nun ein neues OPEC-Mitglied über dem vereinbarten Maximalniveau gefördert zu haben.

Die Frage ist außerdem, ob es tatsächlich zu den US-Sanktionen gegen Russlandkommen wird, die Trump angedroht hat. Das Ultimatum, das der US-Präsident Moskau für Fortschritte bei den Waffenstillstandsverhandlungen mit der Ukrainegestellt hatte, würde eigentlich heute auslaufen. In der kommenden Woche wollen sich die beiden nun allerdings treffen, sodass Zweifel aufkommen, dass die Sanktionen bereits morgen verhängt werden. Wie es nun weitergeht, hängeallein am russischen Präsidenten Wladimir Putin, so Trump am gestrigen Donnerstag gegenüber Journalisten. "Es liegt an ihm", wird Trump von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert. "Wir werden sehen, was er zu sagen hat. Es liegt an ihm."

Die Nachfrage könnte derweil bald durch die seit gestern greifenden Strafzölle der USA für zahlreichen Handelspartner beeinflusst werden, zu denen im Falle Indiens auch noch Sekundärsanktionen für den Kauf russischen Öls kommen. Dass diese Maßnahme in Form von zusätzlichen Zöllen auch auf China zukommen wird, halten viele Analysten für eher unwahrscheinlich, da es sich die Trump-Administration mit Peking vermutlich nicht ganz verscherzen will.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

Die Lienert + Ehrler AG übernimmt keine Haftung für Vollständigkeit und Richtigkeit der auf dieser Seite publizierten Informationen.