OPEC+ Förderanhebung geringer als befürchtet – Ölfutures legen zu

Trump: Bereit für Phase Zwei der Russland-Sanktionen
US-Präsident Donald Trump hat am Sonntag angedeutet, dass er bereit sei, in eine zweite Phase der Sanktionen gegen Russland einzutreten. Es war die bislang womöglich deutlichste Aussage des Präsidenten im Bezug auf weitere Maßnahmengegen Moskau. Konkret wurde er aber auch diesmal nicht.

Trump hatte wiederholt mit weiteren Sanktionen gedroht, sollte der Friedensprozess nicht voranschreiten, bisher seinen Worten aber keine Taten folgen lassen. Die letzten Strafmaßnahmen waren die Sekundärzölle gegen Indien gewesen, mit denen Washington eigentlich Neu-Dehli zur Aufgabe der russischen Ölexporte zwingen wollte – mit mäßigem Erfolg. Der Druck auf Washington wächst, denn Russland hat zuletzt seine Angriffe auf die Ukraine verstärkt und am Wochenende die größte Angriffswelle seit Kriegsbeginn durchgeführt.

US-Finanzminister Scott Bessent brachte am Sonntag wieder Sekundärzölle ins Spiel, die die USA und die Europäische Union gegen Länder verhängen könnten, die russisches Öl kaufen. Damit sei es seiner Ansicht nach durchaus möglich, die russische Wirtschaft an den Rand des Zusammenbruchs zu führen und ein Kriegsende quasi zu erzwingen. Gegen welche Länder sich diese Zölle richten könnten oder andere Details nannte auch Bessent nicht.

OPEC+ zieht Tempo weiter an – Neue Produktionssteigerung ab Oktober
Wirklich überraschend kam es nicht: Die OPEC+ hat am Sonntag tatsächlich beschlossen, einen weiteren Teil ihrer bislang zurückgehaltenen Fördermengen ab Oktober zurückzubringen. Führende Mitglieder des Bündnisses einigten sich auf die Anhebung der Produktion um 137.000 B/T ab nächsten Monat.

Das Bündnis geht damit die Rückabwicklung eines Kürzungspaketes an, das eigentlich bis Ende 2026 gedrosselt bleiben sollte. Die vollständige Rückführung der 1,65 Mio. B/T werde schrittweise erfolgen und von den Marktbedingungen abhängen. Konkrete Zeitpläne oder Mengen nannte die OPEC+ nicht, betonte jedoch, dass die Erhöhungen bei Bedarf gestoppt oder rückgängig gemacht werden könnten. Delegierte sprachen von einer vollständigen Rückführung der Mengen bis September 2026.

Mit diesem Beschluss setzt die OPEC+ eine Serie beschleunigter Förderausweitungen fort, die bereits zwischen April und September 2,2 Mio. B/T zurück auf den Markt gebracht haben – ein Jahr früher als ursprünglich geplant. Immer wieder wird eine Strategieänderung der Gruppe als Begründung genannt, der zufolge die OPEC+ sich um die Rückgewinnung von Marktanteilen bemüht, die sie in den letzten Jahren der massiven Förderkürzungen an andere Produzentenländer wie etwa die USA verloren hat.

So nehmen die OPEC+-Produzenten mit der gestrigen Entscheidung zwar günstigere Preise in Kauf, können dafür aber wieder mehr Öl an den Markt bringen. „Die Mengen sind zwar gering, doch die Botschaft ist deutlich“, erklärt Jorge Leon, Analyst bei Rystad, in Bezug auf die Oktober-Anhebung. „Es geht jedoch weniger um das Volumen, als vielmehr um das Signal: Die OPEC+ priorisiert Marktanteile – auch auf die Gefahr hin, dass die Preise unter Druck geraten.“

Ob die Rechnung aufgeht, dürfte vor allem von der globalen Nachfrageentwicklung abhängen. Eigentlich befürchtet man am Markt mit dem Ende der Sommersaison einen Bedarfsrückgang und einen deutlichen Angebotsüberschuss. Allerdings, so hieß es zuletzt von der Allianz, haben sich der Markt als „widerstandsfähiger erwiesen als erwartet“ und habe auch die jüngste Kürzungsrückführung, die zuletzt in deutlich größeren Tranchen als die für Oktober geplanten 137.000 B/T stattfand, gut verkraftet.

Goldman Sachs rechnet mit größerem Überangebot für 2026
Die Analysten der amerikanischen Großbank Goldman Sachs haben ihre Angebotsprognosen für das kommende Jahr leicht nach oben korrigiert, da sie mit einem deutlichen Zuwachs aus Süd- und Nordamerika rechnen. Dabei gehen sie aber auch davon aus, dass die OPEC+ wahrscheinlich nicht durchgängig bis nächsten September die Fördermengen anheben, sondern ab Januar 2026 eine Pause einlegen wird.

Aus Sicht der Goldmänner fiel die gestrige OPEC+ Entscheidung, die Kürzungen von 1,65 Mio. B/T schrittweise zurückzufahren, vor allem deswegen, weil die kommerziellen Lagerbestände der OECD weiterhin sehr niedrig seien. „Während ein vollständiger Abbau […] möglich ist, gehen wir davon aus, dass die Gruppe ihre Flexibilität nutzt und die Quotenanhebungen ab Januar 2026 aussetzt, falls die OECD-Lagerbestände im vierten Quartal 2025 spürbar steigen“, so die Bank.

„Obwohl wir unser Überangebots-Szenario für 2026 von 1,7 auf 1,9 Millionen Barrel pro Tag anheben, rechnen wir nur mit leicht schnelleren Bestandsaufbauten in den OECD-Lagern zwischen dem vierten Quartal 2025 und dem vierten Quartal 2026“, hieß es weiter. Die Preisprognosen für 2025 beließen die Analysten unverändert, für 2026 wurden sie erneut leicht gesenkt und liegen nun bei 56 Dollar für Brent und 52 Dollar für WTI.

Marktlage
Trotz der OPEC+ Entscheidung, ihre Fördermengen auch im Oktober weiteranzuheben, machen die Ölfutures zum Start in die neue Woche einen Teil der Verluste aus der Vorwoche wieder wett. Dies hängt zum einen daran, dass die geplante Anhebung vergleichsweise klein ausfällt, zum anderen aber auch daran, dass Washington weitere Sanktionen gegen Russland in Aussicht gestellt hat.

Das Bündnis einigte sich am Sonntag darauf, die Ölproduktion ab Oktober um 137.000 B/T zu erhöhen. Damit setzt die Gruppe ihre seit April laufenden beschleunigten Produktionssteigerungen fort, um Marktanteile zurück zu gewinnen. Das Tempo der Erhöhungen fällt jedoch deutlich geringer aus als in den Vormonaten, als die Fördermengen im September und August um rund 555.000 B/T und im Juni und Juli um 411.000 B/T angehoben wurden. Entsprechend bleiben weitere Verluste heute aus.

„Der Ölmarkt wird gestützt durch die Erleichterung über den moderaten Anstieg der OPEC+-Produktion und eine technische Gegenbewegung nach dem Rückgang der Vorwoche“, erklärt Toshitaka Tazawa von Fujitomi Securities die aktuelle Marktlage. Auch Vandana Hari von Vanda Insights in Singapur verweist darauf, dass die geplante Erhöhung vergleichsweise klein ausfallen und der Abverkauf der Vorwoche deshalb überzogen gewirkt habe.

Tazawa fügt zudem an, dass die Möglichkeit weiterer US-Sanktionen gegen Russland stützend wirkt. Allerdings gibt es in dieser Thematik immer noch nichts Konkretes aus dem Weißen Haus. Donald Trump stellte zwar eine „Phase Zwei“ der Maßnahmen in Aussicht, wie diese aussieht, sagte er aber nicht.

Statt dessen wiederholte er erneut, dass er „nicht glücklich“ über den Stand des Krieges sei, äußerte aber gleichzeitig auch wieder Zuversicht, dass der Krieg bald beigelegt werde. Er kündigte an, dass einzelne europäische Staats- und Regierungschefs am Montag und Dienstag in Washington zu Gast seien, um über eine Lösung zu beraten. Unterdessen führte Moskau in der Nacht den stärksten Angriff auf die Ukraine seit Kriegsbeginn durch.

Solange es keine konkreten neuen Strafmaßnahmen gegen Russland gibt, bleibt die fundamentale Ausgangslage zum Start in die neue Wochen aus unserer Sicht weiterleicht bearish, auch wenn die Kurse dank einer kleiner als befürchteten Angebotserhöhung im Oktober heute erst einmal nach oben korrigieren. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich damit am Morgen ebenfalls Aufwärtspotenzial ab.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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