
Trump drängt EU zu Strafzöllen gegen China und Indien
Donald Trump hat die Europäische Union gestern aufgefordert, Strafzölle von bis zu 100% auf chinesische Waren zu verhängen, um indirekten Druck auf Wladimir Putin auszuüben, berichteten ein US-Regierungsvertreter und ein EU-Diplomat am Dienstag. Auch Indien solle nach dem Wunsch Trumps mit ähnlich weitreichenden Zöllen belegt werden.
Eine EU-Delegation ist zur Zeit in Washington zu Gast, um die weiteren Sanktionen gegen Russland zu koordinieren. Laut EU-Diplomat signalisierte die US-Seite, selbst zu entsprechenden Maßnahmen bereit zu sein – allerdings nur, wenn die Europäische Union mitziehe. „Im Grunde genommen lautet die Botschaft: Wir machen das, aber nur gemeinsam", so der Diplomat.
Ein solcher Schritt würde eine strategische Kehrtwende für die EU bedeuten, die bislang vor allem auf Sanktionen gesetzt hatte, um Russland zu isolieren. Washington hingegen verfolgt inzwischen lieber die Strategie von Sekundärzöllen und hat stattdessen Indien mit einer Verdoppelung der Importzölle auf 50% belegt. Weitere Maßnahmen hatte Donald Trump bisher vermieden.
Vor allem weitere US-Zölle gegen China schienen dabei bisher mehr oder weniger ausgeschlossen, da hier die Verhandlungen im Zollstreit zwischen den beiden Ländern noch laufen und die restlichen Strafzölle, mit denen sich Peking und Washington in der ersten Jahreshälfte überzogen hatten, noch bis Ende Oktober ausgesetzt sind. Sollten sich die EU und die USA nun auf Sekundärzölle einigen, könnte sich dies möglicherweise wieder ändern. Ob die 27 EU-Länder allerdings alle ihre notwendige Einwilligung für ein solches Unterfangen geben, darf zumindest als fraglich gelten.
EIA-Bericht: Nachfrage legt zu, Angebot aber auch
Das amerikanische Energieministerium hat gestern Abend seinen aktuellen Monatsbericht herausgegeben. Dieser fiel in der Gesamtbetrachtung erneut bearish aus, da die EIA nicht nur ihre Nachfrageprognosen angehoben hat, sondern auch ihre Angebotsprognosen. Damit bleibt im laufenden und im kommenden Jahr ein Überangebot bestehen.
So hat die EIA zwar den Ölverbrauch 2025 um +0,09 Mio. B/T im Vergleich zur Vormonatsschätzung nach oben korrigiert, die Ölproduktion wurde aber ebenfalls um +0,18 Mio. B/T angepasst. Bei einem Verbrauch von 103,81 Mio. B/T und einer Produktion von 105,54 Mio. B/T bleibt in 2025 ein Überangebot von +1,73 Mio. B/T. Für das kommenden Jahr wurde die Nachfrage um +0,18 Mio. B/T angepasst, die Produktion um +0,29 Mio. B/T. 2026 rechnet die EIA also mit einem Überangebot von immer noch 1,55 Mio. B/T.
Beim globalen Nachfragewachstum sieht die EIA nur für 2025 einen leichten Rückgang im Vergleich zur Vormonatsschätzung, für 2026 wurde die Prognose von +1,19 Mio. B/T auf +1,28 Mio. B/T angehoben. Doch auch hier zieht das Produktionswachstum mit und liegt mit +2,35 Mio. B/T in 2025 und +1,10 Mio. B/Tin 2026 um jeweils etwa +0,1 Mio. B/T höher als noch im August geschätzt.
Während sich dieser Trend in den USA fortsetzt und auch hier sowohl die Nachfrage- als auch die Angebotsprognosen nach oben korrigiert wurden, bleibt die EIA in der Einschätzung der chinesischen Nachfrage deutlichzurückhaltender. Hier wurde der Ölverbrauch für das laufende Jahr unverändert belassen, während der Bedarf für 2026 sogar leicht nach unten korrigiert wurde.
Obwohl die EIA die jüngsten OPEC+ Förderanhebungen noch gar nicht vollständig in ihr aktuelles Zahlenwerk eingepreist hat, zeigt der Monatsbericht damit deutliche Anstiege bei den Ölbeständen, sowohl in den USA, als auch bei den OECD Beständen. In den USA rechnet man inzwischen mit einem Zuwachs von +29Mio. Barrel für 2025 und +13 Mio. Barrel in 2026. Bei den OECD-Beständen prognostiziert die EIA einen Anstieg von +29 bzw. +37 Mio. Barrel.
Damit fällt der EIA-Monatsreport klar bearish aus, obwohl die Nachfrageprognosen etwas optimistischer klingen als noch im Sommer. Dennoch bleibt der erwartete Angebotszuwachs höher als die Ölnachfrage, so dass weiterhin mit einer deutlichen Überversorgung gerechnet werden muss.
Marktlage
Auch zur Wochenmitte bleiben die Marktunsicherheiten hoch, während bullishe und bearishe Faktoren gegeneinander abgewogen werden müssen. Neben dem Angriff Israels auf die katarische Hauptstadt Doha versuchen die Anleger dabei auch, die Aussicht auf mögliche neue Sekundärzölle zu bewerten. Gleichzeitig bleibt der mittel- und langfristige Marktausblick bearish.
US-Präsident Trump hat der EU vorgeschlagen, ebenfalls Strafzölle gegen Länder in Erwägung zu ziehen, die Öl aus Russland kaufen – namentlich Indien und China. Er werde dann mitziehen und ebenfalls weitere Zölle verhängen. Die USA haben Indien bereits mit Abgaben in Höhe von 50% belegt, China jedoch bislang verschont.
Bei der LSEG ist man sich sicher, dass eine Ausweitung sogenannter Sekundärsanktionen auf große Abnehmer wie China russische Exporte erheblich stören und das weltweite Angebot verknappen könnte und damit ein bullishes Signal für die Preise wäre. Gleichzeitig bestehe jedoch Unsicherheit, da drastische Schritte die Inflationsbekämpfung konterkarieren und die Zinspolitik der US-Notenbank beeinflussen könnten.
Die Marktteilnehmer erwarten eigentlich, dass die US-Notenbank Federal Reserve in der kommenden Woche ihre Zinsen nach längerer Pause erstmals wieder senkt, was die US-Konjunktur stützen und die Ölnachfrage ankurbeln dürfte. Allerdings bleibt der längerfristige Marktausblick eher schwach, schenkt man dem aktuellen Monatsreport der EIA glauben. Er prognostiziert weltweit nach wie vor ein deutliches Überangebot, sowohl für das laufende, als auch das kommende Jahr.
Allerdings könnte sich das Risiko von bullisher Seite schnell erhöhen, sollte sich der Nahostkonflikt wieder verschärfen. Mit dem gestrigen Angriff Israels auf Doha kam diese Gefahr recht deutlich zurück ins Bewusstsein der Anleger, ist die Region doch für rund ein Drittel des weltweiten Rohölangebots verantwortlich. Sollten die unter anderem von Katar und den USA vermittelten Friedensgespräche zwischen Israel und der Hamas nun scheitern, könnte dies auch auf den Ölmarkt fatale Auswirkungen haben.
Noch ist es allerdings nicht so weit, so dass sich die Preisreaktion trotz der angespannten Lage eher in Grenzen hielt. „Die verhaltene Marktreaktion sowie Zweifel an Trumps Drohungen, die Sanktionen gegen russisches Öl auszuweiten, lassen die Rohölpreise anfällig für Abwärtskorrekturen erscheinen“, meint IG-Analyst Tony Sycamore.
Aus fundamentaler Sicht halten sich heute bullishe Faktoren wie der Nahostkonflikt und mögliche neue Strafmaßnahmen gegen Russland und bearishe Faktoren wie der EIA-Monatsbericht und die API-Bestandsdaten die Waage. Entsprechend fällt unsere Einschätzung damit heute neutral aus. Bei den Inlandspreisen ergeben sich durch den Preisanstieg von gestern heute dennoch leichte Preisaufschläge im Vergleich zu Dienstagmorgen.