
Hoffnung auf baldiges Ende des US-Shutdowns wächst
Nachdem der Shutdown der aktuelle US-Regierung nun schon so lange andauert wie kein anderer zuvor, gab es nun Schritte in Richtung einer Beendigung des teilweisen Stillstands. So stimmten die Republikaner und Demokraten des Senats in der Nacht zum Montag dafür, über einen Entwurf des Repräsentantenhauses für einen Übergangshaushalt weiter zu prüfen. Dieser Entwurf würde zumindest bis zum 30. Januar die Finanzierung der Regierungsgeschäfte ermöglichen.
Bereits seit Anfang Oktober steht ein Teil dieser Geschäfte wegen des Streits der Republikaner und Demokraten im Kongress über den US-Staatshaushalt nun schon still. Sollte der Senat den Entwurf für den Übergangshaushalt heute tatsächlich genehmigen, müsste er noch einmal vom Repräsentantenhaus gebilligt werden. Allerdings müssen alle Senatoren dem Entwurf zustimmen, sodass sich die Beendigung des Shutdowns trotz des jüngsten Fortschritts noch einige Tage hinziehen könnte. Auch ist nicht gesagt, dass das Repräsentantenhaus den Entwurf dann sofort billigt, da dieser nicht die von den Demokraten geforderte Verlängerung der Zuschüsse zu den Krankenkassenbeiträgen enthält.
Der jüngste Fortschritt nährte aber an den Finanzmärkten dennoch die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Regierungsstillstands. Auch die Ölfutures profitierten im asiatischen Handel bereits davon, da ein Ende des Shutdowns auch der US-Konjunktur und damit der Ölnachfrage zugute käme.
Marktlage
In der vergangenen Woche gaben die Rohölpreise an ICE und NYMEX erneut nach, wobei WTI am Freitag auch wieder unterhalb der psychologisch wichtigen 60 Dollar-Marke schloss. Über diese kletterte der amerikanische Rohölkontrakt heute Morgen wieder zurück. Rückenwind erhielt er - wie auch die übrigen Kontrakte - durch die zunehmenden Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Regierungs-Shutdowns in den USA, nachdem der Senat dafür gestimmt hatte, die Debatte über einen vorübergehenden Haushaltsentwurf zu debattieren.
"Die bevorstehende Wiedereröffnung [der US-Regierung; Anm. d. Red.] ist ein willkommener Impuls, da sie die Gehälter von 800.000 Bundesangestellten wieder herstellt und wichtige Programme wieder aufnimmt, was das Verbrauchervertrauen, die Wirtschaftstätigkeit und die Konsumausgaben ankurbeln wird", kommentiert Analyst Tony Sycamore von IG die jüngsten Meldungen aus den USA. Seiner Ansicht nach dürfte dies die Risikofreude an den Märkten allgemein steigen lassen und den Preis von WTI in Richtung 62 Dollar zurückschicken.
Wie das US-Energieministerium die weitere Preisentwicklung von WTI und Brent eintschätzt wird sich am Mittwochabend zeigen, wenn die EIA ihren aktuellen Monatsbericht veröffentlicht. Aufgrund des morgigen US-Feiertags Veterans Day erscheint der Bericht diese Woche einen Tag später als üblich. Die Börsenöffnungszeiten ändern sich durch den Feiertag allerdings nicht.
Bereits am Mittwochnachmittag steht der nächste Monatsbericht der OPEC auf der Agenda. Dieser wird die Produktionsdaten der Organisation von Oktober beinhalten. Ersten Schätzungen zufolge dürften die Fördermengen der OPEC selbst im vergangenen Monat um nur +50.000 B/T zugenommen haben. Wie sich die Produktion der nicht-OPEC-Länder entwickelt hat, die dem OPEC+ Bündnis angehören, wird der Bericht ebenfalls zeigen. Die acht Länder der Allianz, die ihre Produktion seit Anfang 2024 zusätzlich über die Vorgaben hinausgedrosselt haben, wollten diese Zusatzkürzungen im Oktober um 137.000 B/T zurückfahren.
Auch für November und Dezember ist eine Lockerung der Zusatzkürzungen in dieser Größenordnung geplant, bevor man die Lockerungen im ersten Quartal 2026 dann vorübergehend aussetzen will. Der Monatsbericht der IEA, der am Donnerstag erscheinen wird, dürfte vermutlich aber dennoch ein umfangreiches Überangebot für 2026 in Aussicht stellen. Die Behörde mit Sitz in Paris veröffentlicht meist die bearishsten Prognosen und rechnete für das kommende Jahr im Oktober noch mit einem Angebotsüberschuss von 4,0 Mio. B/T.
Davon abgesehen werden die Marktteilnehmer auch weiterhin die Auswirkungen der Sanktionen des Westens auf das russische Ölangebot im Auge behalten. Gleiches gilt für die Schäden, die Drohnenangriffe der Ukraine an der russischen Ölinfrastruktur anrichten. Vergangene Woche waren bei diesen Angriffen wieder wichtige russische Raffinerien getroffen worden.
Heute Morgen orientierten sich die Ölfutures an ICE und NYMEX allerdings wohl in erster Linie wegen der Fortschritte im US-Haushaltsstreit nach oben. Während Brent und WTI bereits die Hochs von Freitag ins Visier nehmen, kann sich Gasoil allerdings noch nicht recht von dem Tief lösen, das er am Freitag notiert hatte.