USA setzt Strafzölle für China aus – Gipfeltreffen in Alaska im Fokus

USA verlängern Zollfrist für China um weitere 90 Tage
Nachdem sich die USA und China seit Anfang April gegenseitig mit immer höheren Strafzöllen überzogen hatten, konnten sich die beiden Länder im Mai auf eine Schonfrist von 90 Tagen einigen. Diese wären wäre heute ausgelaufen, allerdings hat Washington angekündigt, die Strafzölle weitere 90 Tage aussetzen zu wollen. China reagierte ebenfalls mit einer Aussetzung seiner Gegenzölle.

Im Vorfeld hatte der US-Präsident bei einer Pressekonferenz auf die Frage, ober die Frist verlängern wolle, gesagt:  „Wir werden sehen, was passiert“. Trump sprach von einem guten Verhältnis zwischen ihm und Chinas Präsident XiJinping und meinte, China habe „sich recht gut verhalten“. Aktuell Fallen auf chinesische Importe in die USA 30% Zölle an, umgekehrt für US-Importe nach China10%. Ohne die vereinbarte Aussetzung lägen die Zollsätze bei 145% bzw. 125 %.

Am Ölmarkt nimmt man die Meldung mit Wohlwollen auf, lässt sie doch hoffen, dass der große Handelskrieg doch noch vermieden und ein moderater Deal zwischen den beiden Ländern erreicht werden kann. Dies würde nicht nur die Konjunkturerwartungen der beiden größten Ölverbraucherländer der Weltstabilisieren, sondern daran geknüpft auch die Nachfrageerwartungen verbessern.

Marktlage
Der Ölmarkt bleibt weiterhin von zahlreichen Unsicherheiten geprägt, so dass die Anleger sich schwer tun mit eindeutigen Kauf- oder Verkaufsentscheidungen. Als zentrales Ereignis wirft das für Freitag geplante Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin seine Schatten voraus, doch auch die Zollpolitik Washingtons bleibt ein allgegenwärtiges Thema, zumal eine Eskalation mit Chinaerneut verschoben wurde.

Trump unterzeichnete am Montag eine Anordnung, die die dreistelligen Strafzölle für chinesische Importe noch einmal um 90 Tage aussetzt und damit den Zollstreit mit der Volksrepublik bis zum 10. November vertagt. Auch China hat seine Gegenzölle noch einmal ausgesetzt.

Die Entscheidung weckt nicht nur am Ölmarkt Hoffnungen auf eine Einigung zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, gibt sie den beiden Ländern doch noch einmal drei Monate Verhandlungszeit. Zudem verhindert sie erst einmal einen faktischen Handelsstop und dürfte sich positiv auf die Nachfrageentwicklung nach Öl und Ölprodukten auswirken.

Die Marktteilnehmer richten ihren Blick zudem auf das Treffen zwischen Trump und Putin am 15. August in Alaska. Ziel sind Verhandlungen über ein Ende des Krieges in der Ukraine. Die Gespräche finden vor dem Hintergrund verstärkten US-Drucks auf Russland statt, einschließlich der Drohung mit härteren Sanktionen gegen Käufer von russischem Öl wie China und Indien, falls keine Friedensvereinbarung zustande kommt – ein Szenario, das den Ölhandel empfindlich stören könnte.

„Jede Friedenslösung zwischen Russland und der Ukraine würde das Risiko einer Unterbrechung russischer Öllieferungen vom Markt nehmen“, erklärt Marktstratege Daniel Hynes von der ANZ. Ölmarktanalystin Vandana Hari, Gründerin des Analyseunternehmens Vanda Insights, erwartet, dass der Ölpreis bis zum Treffen am Freitag in einer überschaubaren Spanne verharren, jedoch etwas anfälliger für Abwärtsdruck sein dürfte.

Wie viel Unsicherheit am Markt herrscht, zeigt sich auch am geringen Handelsvolumen an ICE und NYMEX. Bei Brent fiel es am Montag auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli und liegt auch jetzt deutlich unter dem Tagesdurchschnitt – ein Hinweis darauf, dass Händler angesichts der unsicheren Lage vorsichtig agieren. Später am Dienstag könnten die Monatsberichte der OPEC und des US-Energieministeriums EIA (nach Redaktionsschluss) weitere Hinweise auf das aktuelle Verhältnis von Angebot und Nachfrage liefern.

Insgesamt bleibt die fundamentale Einschätzung neutral bis bullish, da die Verschiebung der enormen Strafzölle für China den Anleger leichte Hoffnung auf eine Lösung im Handelsstreit weckt. Dennoch muss wohl bis mindestens Freitag mit erhöhter Volatilität gerechnet werden. Bei den Inlandspreisen bleiben nachdem gestrigen Preisanstieg heute recht klare Aufschläge gegenüber gestern Früh stehen.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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