
Handelsstreit zwischen USA und China neu entfacht
Donald Trump ist es erneut gelungen, mit einem Post auf Social Media eine globale Börsenreaktion auszulösen. Diesmal, indem er den zuletzt auf Eisgelegten Handelsstreit mit China wieder entfachte und Peking zusätzliche Zölle in Höhe von 100 % androhte – und zwar schon ab dem 1. November. Als Begründungnannte er die aktuelle Handelspolitik Chinas und bezeichnete das Verhalten Pekings als „außerordentlich aggressiv“.
Natürlich geht es in dem neu entfachten Streit wieder um die so heiß begehrten Seltenen Erden, bei deren Abbau und Ausfuhren China den Weltmarkt dominiert. Peking hatte im Vorfeld strengere Exportkontrollen bei Technologien im Zusammenhang mit den wertvollen Mineralien angekündigt. Trump reagierte verärgert und brachte nicht nur neue Zölle ins Spiel, sondern stellte auch das eigentlich für Ende Oktober geplante Treffen mit Staatschef Xi Jinping in Frage.
China blieb allerdings standhaft und rückte über das Wochenende nicht von seinen Plänen ab. Stattdessen kritisierte das Handelsministerium Washington scharf und sagte am Sonntag, Trumps Zollankündigung sei ein „typisches Beispiel für Doppelmoral“. Bei jeder Gelegenheit mit hohen Zöllen zu drohen, sei nicht „der richtige Ansatz im Umgang mit China“, hieß es aus dem Ministerium in Peking.
Inzwischen ist Donald Trump wieder zurückgerudert. Er schlug ebenfalls am Sonntag schon wieder versöhnlichere Töne an. Man müsse sich keine Sorgen um China machen, alles werde gut, schrieb er auf Truth Social und fügte an: „Der hoch respektierte Präsident Xi hat nur einen schlechten Moment gehabt […] Die USA wollen China helfen, nicht schaden“. Laut dem US-Handelsbeauftragten Jamison Greer könnte auch das am Rande des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) Ende Oktober geplante Treffen zwischen den beiden Staatschefs wieder wie geplant stattfinden.
An den Ölbörsen quittiert man das Tauwetter heute mit einer Aufwärtskorrektur ,nachdem die Kurse noch am Freitagabend mit der Zolldrohung Trumps auf neue Mehrmonatstiefs abgerauscht waren. Allerdings ist klar, dass das letzte Wort in Sachen Strafzölle noch lange nicht gesprochen ist. Stattdessen dürfte den Anlegern an ICE und NYMEX wieder sehr bewusst geworden sein, wie viel Unsicherheit durch die amerikanische Zollpolitik nach wie vor an den Börsen herrscht.
Marktlage
In der letzten Woche hatte zunächst alles noch auf einen Gewinn hingedeutet, nachdem vor allem zum Anfang der Woche die weniger dramatische OPEC+ Angebotserhöhung für Auftrieb gesorgt hatte. Mit dem unerwarteten Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas nahm dann aber die Risikoprämie ab und der Markt erinnerte sich wieder verstärkt an die bearishen Angebotsprognosen der letzten Wochen und Monate.
Am Freitag sorgten dann neue Zolldrohungen des US-Präsidenten Richtung China dafür, dass die Marktteilnehmer nicht vergaßen, mit wieviel Unsicherheit die weltweite Konjunkturentwicklung nach wie vor behaftet ist. Donald Trump hatte als Reaktion auf Pekings Verschärfung der Exportkontrollen bei Seltenen Erden Strafzölle in Höhe von 100 % auf chinesische Waren angedroht. Zwar haben sich die Wogen seitdem schon wieder etwas geglättet, doch noch ist unklar, ob und wie die aktuell auf Eis liegenden Zollverhandlungen zwischen USA und Chinaweiter gehen.
„Die entscheidende Frage ist, ob diese Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, mit gravierenden Folgen für globale Lieferketten und vor allem die Hightech-Produktion, oder ob sie lediglich als Druckmittel vor den geplanten Gesprächen am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea Ende des Monats dienen“, heißtes bei Goldman Sachs. Am wahrscheinlichsten sei derzeit, dass beide Seiten von den härtesten Forderungen und Maßnahmen abrückten und die im Mai vereinbarte Zollpause verlängerten. Dennoch, so warnen die Analysten des Bankhauses, bleibe das Risiko einer erneuten Eskalation bestehen.
„Der Markt hatte bereits ein Szenario mit den denkbar schlechtesten Folgen eingepreist. Daher reicht schon ein etwas moderaterer Ton des US-Präsidenten, um dem Ölpreis etwas Luft zu verschaffen“, kommentiert Haris Khurshid von Karobaar Capital LP. „Dennoch handelt es sich eher um eine technische Gegenbewegung als um eine echte Trendwende. Viele Marktteilnehmer schließen lediglich ihre Short-Positionen nach dem Ausverkauf der Vorwoche. Ohne greifbare Fortschritte im Handelskonflikt dürfte die Erholung daher nur von kurzer Dauer sein.“
Damit könnte er recht haben, denn an den grundsätzlich bearishen Prognosen für die kommenden Monate hat sich nichts geändert. Während die Konjunktur- und Nachfrageentwicklung weiter auf wackligen Beinen steht und von Unsicherheiten geprägt ist, dürften die globalen Fördermengen in den kommenden Monaten schon allein durch die OPEC+ Förderpolitik weiter steigen.
Wie die OPEC selbst die kommenden Monate einschätzt, wird sich heute Nachmittag zeigen, wenn der neue Monatsbericht der Gruppe erscheint. Er folgt auf den bearishen Monatsbericht der EIA, die in der letzten Woche für 2026 ein Überangebot von über 2 Mio. B/T prognostiziert hatte. Die OPEC Vorhersage dürfte in diesem Punkt allerdings deutlich moderater ausfallen. Morgen macht die IEA mit ihrem monatlichen Report dann den sprichwörtlichen Sack zu. Traditionell dürften die Aussichten der Pariser Agentur im Dreiervergleich am bullishsten Ausfallen.
Insgesamt bleibt die fundamentale Lage am Ölmarkt zum Wochenstart bearish zu bewerten, da sich an den längerfristig bearishen Angebotsaussichten nichts geändert hat und die jüngsten Verwerfungen im Zollstreit zwischen USA und China vor allem die erhöhte Unsicherheit an den globalen Märkten in Erinnerung gerufen haben.
Heute könnte es zudem noch zu besonderer Volatilität kommen, da in den USA der Columbus Day gefeiert wird, den manch ein Trader für ein verlängertes Wochenende nutzen könnte. Bei geringerem Handelsvolumen kann es zu verstärkten Kursschwankungen kommen. ICE und NYMEX bleiben allerdings geöffnet, der Handel findet zu den üblichen Zeiten statt.