
Längster Regierungsstillstand der US-Geschichte vorerst beendet
Nach 43 Tagen Shutdown verabschiedete das Repräsentantenhaus der USA gestern Nacht den vorgelegten Übergangshaushalt. Der Senat hatte bereits zu Wochenbeginn zugestimmt. Nur kurz darauf unterzeichnete Donald Trump den Haushaltsplan und beendete damit den längsten Regierungsstillstand, den die USA je erlebt haben – zumindest bis Januar. Dann muss wieder neu verhandelt werden.
Mit dem Beschluss wird die Finanzierung zentraler Bundesbehörden zunächst wieder hergestellt, darunter Programme zur Lebensmittelhilfe, die Bezahlung von Bundesangestellten sowie die Luftsicherung, die während des 43 Tage andauernden Stillstands erheblich beeinträchtigt waren. Für die Ölmärkte bedeutet das Ende der Blockade ebenfalls eine gewisse Entlastung, hatte der Shutdown doch die Nachfrage gedämpft, da Regierungsaktivität eingeschränkt, Reisen behindert und wichtige Wirtschaftsdaten zurückgehalten wurden.
Zuletzt hatte es vor allem Sorgen um den Flugverkehr gegeben. Mit der Wiedereröffnung dürfte der Treibstoffverbrauch – insbesondere im Luft- und Straßenverkehr – vor dem Thanksgiving-Wochenende aber wieder anziehen. Dennoch blieb die Reaktion an den Ölbörsen eher verhalten, denn ein Großteil der positiven Erwartungen war bereits nach der Einigung im Senat am Sonntagabend eingepreist worden.
Marktlage
Nach dem Kursrutsch von gestern stabilisieren sich die Ölbörsen heute zunächst wieder, bleiben aber auf niedrigem Niveau. Der im Kern bearishe API-Bericht schürt dabei erneut Sorgen, dass das weltweite Angebot die derzeitige Nachfrage deutlich übersteigt.
Gestern waren die Rohöl-Preise genau deshalb um mehr als zwei Dollar pro Barrel eingebrochen nachdem die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht meldete, dass das globale Ölangebot vor allem im 3. Quartal 2025 deutlich über der Nachfrage lag und auch für die kommenden Monate mit einer robusten Angebotslage bei unveränderter Nachfrage rechnet. Die OPEC hat damit eine deutliche Kehrtwende zu früheren Prognosen vollzogen, die eher von einer Unterversorgung ausgegangen waren.
„Die jüngste Schwäche der Preise scheint auf die Überarbeitung der OPEC-Prognose für 2026 zurückzugehen“, kommentiert Ölmarktanalyst Suvro Sarkar von der DBS Bank. „Damit erkennt die Organisation nun offiziell die Möglichkeit eines Angebotsüberschusses an – im Gegensatz zu ihrer bislang eher optimistischen Haltung.“. Der Experte weist allerdings auch darauf hin, dass es sich dabei nur um eine „realistischere Einschätzung des Marktes“ handele und die fundamentalen Rahmenbedingungen unverändert seien. Für ihn ist die starke Marktreaktion daher etwas übertrieben.
Allerdings hat sich gestern Abend auch noch die EIA dem bearishen Tonfall der OPEC angeschlossen und in ihrem Monatsbericht ihre Prognosen zur US-Ölproduktion nach oben korrigiert. Die globalen Lagerbestände dürften laut EIA bis 2026 zudem weiter anwachsen, da die Förderung schneller steigt als die Nachfrage. Trotz dieser eher bearishen Faktoren hat die EIA ihre Preisprognosen erneut angehoben und rechnet für das laufende Quartal bei WTI mit 58,65 Dollar, bei Brent mit 62,52 Dollar. 2026 liegt WTI demnach im Durchschnitt bei 51,26 Dollar und Brent bei 54,92 Dollar.
Andere Marktbeobachter und Analysten rechnen ebenfalls mit einer Stabilisierung der Preise auf dem aktuellen Niveau. „Rund um 60 Dollar pro Barrel dürfte es eine deutliche Unterstützung geben – insbesondere, wenn die strengeren Sanktionen gegen Russland zu kurzfristigen Störungen der Exportströme führen“, meint etwa DBS-Experte Sarkar.
Hintergrund ist der zunehmende internationale Druck auf Russland, den Krieg in der Ukraine zu beenden – unter anderem durch Sanktionen gegen die Ölkonzerne Rosneft und Lukoil. Hinzu kommen die nicht abreißenden ukrainische Angriffe auf die russische Energieinfrastruktur, die die Preise für Ölprodukte zuletzt stützten.
„Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen dem Risikoaufschlag für Russland und dem reichlichen Angebot“, schätzt Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights in Singapur, die Lage ein. „Die Stimmung kann sich jederzeit wieder drehen, da der Markt die Auswirkungen der Sanktionen fortlaufend neu bewertet. Ausweichstrategien [von russischer Seite, Anm. d. Red.] scheinen diesmal deutlich schwieriger zu sein.“
Weitere Richtungsgeber für den Markt dürften heute noch der IEA-Monatsreport am Vormittag und der DOE-Bestandsbericht am Abend sein. Beide Datensätze könnten entweder den Abwärtsdruck weiter verstärken, sollten sie das Narrativ einer deutlichen Überversorgung nähren, oder eine Aufwärtskorrektur ermöglichen, sollten sie der Sorge vor einer Angebotsschwemme den Wind aus den Segeln nehmen.
Aktuell muss die fundamentale Lage am Ölmarkt aber erst einmal bearish eingeschätzt werden, da vor allem die Kehrtwende der OPEC am Markt für Nachhall (und entsprechende Verluste) gesorgt hat. Die Bestandsdaten des API und der EIA-Monatsbericht vervollständigen dabei heute den bearishen Dreiklang. Dies spiegelt sich auch bei den Inlandspreisen wieder, bei denen heute sehr deutliche Preisnachlässe im Vergleich zu Mittwochvormittag zu sehen sind.