
Brasilien auf Kurs in die Top 5 der Ölproduzenten
Der brasilianische Ölkonzern Petrobras hat die Förderung im Offshore-Ölfeld Tupi wieder aufgenommen und damit eines seiner produktivsten Tiefwasser-Vorkommen reaktiviert. Der Neustart gilt als wichtiger Schritt für Brasiliens Bestrebungen, sich unter den fünf größten Erdölproduzenten der Welt zu etablieren.
Zuvor hatte die Förderplattform Cidade de Angra dos Reis mehrere Monate still gestanden, da zu Jahresbeginn wichtige Wartungs- und Anpassungsarbeiten von der brasilianischen Ölaufsichtsbehörde angeordnet worden waren. Doch nun rechnet die Petrobras mit einer schnellen Rückkehr der Förderkapazitäten an der Plattform. Zeitgleich sollen auch an benachbarten Feldern im Santos Becken neue Deep-Water-Plattformen in Betrieb genommen werden.
Die Erschließung des Santos-Beckens spielt eine zentrale Rolle in der Expansionsstrategie der brasilianischen Petrobras. Die dort gelegenen Pre-Salt-Vorkommen – also ultratiefe Ölreservoirs, für deren Erschließung spezielle Ausrüstung benötigt wird – haben in den vergangenen Jahren die globale Ölindustrie maßgeblich geprägt und ziehen verstärkt internationale Partner und Ausrüster an.
Brasiliens Offshore-Offensive dürfte maßgeblich zu dem erwarteten Angebotsüberschuss im nächsten Jahr beitragen und setzt gleichzeitig die traditionellen OPEC+ Produzenten unter Druck. Hohe Produktivität, sinkende Förderkosten und eine investitionsfreundliche Energiepolitik treiben den Aufstieg an. Analysen zufolge könnte Brasilien schon bald zu den fünf größten Ölproduzenten der Welt zählen, wenn die laufenden Pre-Salt-Projekte ihre volle Reife erreichen.
Marktlage
Nach den neuesten Verwerfungen im Zollstreit zwischen den USA und China stabilisieren sich die Ölpreise heute wieder im Bereich der gestrigen Settlements. Erste Signale einer Entspannung zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt hatten am Montag noch die Marktstimmung etwas aufgehellt.
US-Finanzminister Scott Bessent erklärte am Montag, Präsident Donald Trump halte an seinem Plan fest, sich noch in diesem Monat in Südkorea mit Chinas Staatschef Xi Jinping zu treffen. Beide Länder bemühen sich derzeit, die jüngsten Spannungen über Zölle und Exportkontrollen zu entschärfen. Bessent zufolge habe es am Wochenende intensive Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten gegeben, weitere Treffen seien geplant.
Doch die Sorgen um die Nachfrageentwicklung in Kombination mit der erwarteten Angebotsschwemme in den kommenden Monaten verhindern stärkere Preisanstiege –zumal nicht nur die OPEC+ immer weitere Förderanhebungen umsetzt, sondern auch außerhalb der Fördergruppe, etwa in Brasilien, das Angebot steigt. Die Angst vor einem deutlichen Überangebot wird dadurch nicht gerade gelindert.
Da hilft es auch nichts, dass die OPEC in ihrem aktuellen Monatsbericht erneut betont, wie robust die Ölnachfrage ist. So soll das globale Ölnachfragewachstum, wie auch schon im letzten Monatsbericht prognostiziert, in diesem Jahr bei +1,3 Mio. B/T, 2026 dann bei +1,4 Mio. B/T liegen. Die EIA hatte in der letzten Woche mit +1,1 Mio. B/T in diesem und im nächsten Jahr einen deutlich bearisheren Ansatz vertreten. Heute Vormittag wird noch die IEA ihre aktuellen Schätzungen abgeben, die traditionell am bearishsten ausfallen dürften.
„Solange das Augenmerk der Marktteilnehmer auf einem möglichen Überangebot bleibt, ist Rohöl weiterhin anfällig für panikartige Verkäufe und vorsichtige Rückkäufe, die nur einen Bruchteil der Verluste ausgleichen“, erklärt Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights. Sie geht nach den Entwicklungen am Wochenende erst einmal nicht von zusätzlichen US-Strafzöllen gegen China aus.