
Ukraine greift weitere russische Raffinerie an
Nachdem ein Drohnenangriff der Ukraine Ende letzter Woche zu einem Brand am russischen Ostseehafen Primorsk geführt hatte, nahm Kiew am Wochenende am Wochenende auch die Kirishi Ölraffinerie im Bezirk Leningrad ins Visier. Die auch unter dem Namen Kinef bekannte Anlage wird von Surgutneftegas betrieben und kann jährlich mehr als 20 Mio. Tonnen Rohöl verarbeiten. Damit ist sie eine der größten Ölraffinerien Russlands.
Durch den Angriff wurde laut dem Gouverneur des Bezirks, Alexander Drozdenko, ein Brand ausgelöscht, der allerdings rasch gelöscht werden konnte. Gleiches gilt offenbar für einen Brand, den ein ukrainischer Drohnenangriff auf dem Gelände einer Ölanlage der Rosneft-Tochtergesellschaft Bashneft in der Region Bashkortostan am vergangenen Samstag ausgelöst haben soll.
"Beide abgeschossene Drohnen fielen auf das Gelände des Unternehmens. Im ersten Fall brach ein kleines Feuer aus, das schnell gelöscht werden konnte. Im zweiten Fall wurde die Versorgung mit Brauchwasser unterbrochen", teilte der Gouverneur der Region, Radiy Khabirov über den Kurzmeldungsdienst Telegram mit. Auf den Betrieb der Anlage hatte der Angriff Khabirov zufolge allerdings keine Auswirkungen.
Erneut Drohnenalarm in Polen
Nachdem am vergangenen Mittwoch russische Drohnen erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs in den Luftraum Polens eingedrungen waren, musste Warschau am vergangenen Wochenende erneut die Luftabwehrsysteme in höchste Bereitschaft versetzen. Auch zwei Kampfjets stiegen auf, da man von einem erneuten russischen Drohnenangriff ausging.
"Aufgrund der Gefahr von Drohnenangriffen in den an die Republik Polen angrenzenden Regionen der Ukraine wurde in unserem Luftraum eine militärische Luftfahrtoperation gestartet", hieß es in einem Post des Einsatzkommandos der polnischen Streitkräfte auf dem Kurzmeldungsdienst X. Auch in Rumänien wurde Medienberichten zufolge am Wochenende eine Drohne gesichtet.
Marktlage
Die Rohölpreise an den Ölbörsen dies- und jenseits des Atlantiks nahmen in der vergangenen Woche wieder zu, was vor allem an den geopolitischen Entwicklungen lag. Die Fundamentaldaten präsentierten sich dagegen eher preisdämpfend.
Der Abschuss russischer Drohnen über dem polnischen Luftraum sorgte vergangene Woche dafür, dass die Marktteilnehmer wieder eine höhere geopolitische Risikoprämie einpreisten. Die erneute Drohung des amerikanischen Präsidenten, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen, trug ebenfalls zum Preisanstieg bei, wenngleich es bislang bei Drohungen blieb.
Unterdessen stützen Drohnenangriffe der Ukraine auf russische Ölinfrastruktur die Preise. Die Gespräche über einen Waffenstillstand pausieren daher dem Kreml zufolge derzeit. "Die Pattsituation in der Ukraine ist der entscheidende Faktor auf dem Ölmarkt, und das unmittelbare Risiko besteht in einem Aufwärtstrend aufgrund möglicher weiterer Sanktionen und weiterer Angriffe auf die russische Ölexportinfrastruktur", fasst Vandana Hari, Gründerin des Marktanalyseunternehmens Vanda Insights, die aktuelle Situation zusammen.
Die Aussicht auf einen überversorgten Markt, die beispielsweise die Experten der EIA und der IEA zuletzt mit ihren Prognosen bekräftigten, sorgen laut Harizwar für Abwärtsdruck, "allerdings nur, sobald und wenn sich die Nachrichtenlage zur Ukraine wieder beruhigt".
Und während die NATO darüber berät, wie sie auf das Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum am besten reagiert, scheint Trump nun bei sämtlichen Institutionen auf Sekundärsanktionen gegen Russland zu drängen. Nachdem die EU diese Sekundärsanktionen in Form von Strafzöllen gegen China und Indien nicht aufgreifen will, bleibt nun abzuwarten, wie es die G7-Partner der USA halten. Auch die anderen NATO-Länder forderte Trump zuletzt auf, Sekundärzölle gegen die beiden wichtigsten Abnehmer russischen Öls einzuführen.
Umso gespannter werden die Marktteilnehmer diese Woche auf die Handelsgespräche zwischen Washington und Peking blicken, die am gestrigen Sonntag in der spanischen Hauptstadt Madrid wiederaufgenommen wurden. Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte, die heute Morgen veröffentlicht wurden, dürften die Kauflaune der Marktteilnehmer zunächst einmal dämpfen, da sie hinter den Erwartungen zurückblieben. Vor allem der schwächer als für August auf Jahressicht erwartete Anstieg der chinesischen Industrieproduktion dürfte die Sorgen hinsichtlich der Entwicklung der Ölnachfrage der Volksrepublik wieder verstärken.
Die US-Nachfrage könnte bald durch eine Senkung der Leitzinsen in den USA neuen Auftrieb erhalten. Zumindest gehen die Marktteilnehmer mehrheitlich davon aus, dass die Fed bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses am Mittwochabend eine Zinssenkung um 25 Basispunkte bekannt geben wird. Sollte dies nicht geschehen, wäre das ein weiterer bearisher Impuls für die Ölpreise.
Aktuell orientieren sich die Ölfutures an ICE und NYMEX aber erst einmal nach oben, wobei bis zu den Hochs von Freitag noch Luft ist. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich derzeit zumindest im Vergleich zu den Erhebungspreisen von Freitagvormittag eindeutig Potenzial für Aufschläge ab.