
HSBC sieht Abwärtsrisiken für Brent-Preisprognose für2026
In Erwartung eines Überangebots am Ölmarkt haben die Ökonomen der HSBC-Bank zuletzt auf Abwärtsrisiken für ihre Brent-Preisprognose für 2026 verwiesen. Derzeit liegt diese bei 65 Dollar pro Barrel. Dies gilt für den Fall, dass die Ölbestände in den westlichen Ländern wieder zunehmen sollten.
In einer Mitteilung der Bank an ihre Kunden hieß es am gestrigen Montag, man rechne für das vierte Quartal mit einem Angebotsüberschuss von 1,7 Mio. B/T. Im kommenden Jahr dürfte das Überangebot aufgrund der in den kommenden zwölf Monaten erwarteten Produktionssteigerung der OPEC+ nach Einschätzung der HSBC-Analysten mit 2,4 Mio. B/T sogar noch deutlich höher ausfallen.
Damit liegt die Erwartung der HSBC zur Überversorgung im kommenden Jahr unter der Prognose der IEA, die in ihrem September-Monatsbericht mit einem Angebotsüberschuss von 3,3 Mio. B/T rechnet, aber über dem von der EIA erwarteten Überangebot von 1,55 Mio. B/T. Potenzielle Ausfälle des russischen Ölangebots, das durch weitere Sanktionen oder die von den USA bevorzugten Sekundärzölle entstehen könnten, sind in den Prognosen der HSBC noch nicht berücksichtigt, so die Bank.
Marktlage
Zu Beginn der neuen Handelswoche legten die Rohölpreise an ICE und NYMEX zwar leicht zu, über die Hochs von Freitag schafften es Brent und WTI allerdings nicht. Dies liegt nicht nur daran, dass es bislang immer noch keine weiteren US-Sanktionen gegen Russland gibt, sondern auch am nächsten Zinsentscheid der Fed, der in dieser Woche noch bevorsteht.
Die Mehrheit der Marktteilnehmer rechnet damit, dass Fed-Chef Jerome Powell nach der wie üblich zweitägigen Sitzung des Offenmarktausschusses am Mittwochabend eine Zinssenkung um 25 Basispunkte verkünden wird. Dies käme der Konjunktur und auch der Ölnachfrage der USA zugute, da es die Kreditkosten senken und den Dollar belasten würde. Letzteres würde wiederum die Attraktivität der in Dollar gehandelten Ölfutures für Käufer außerhalb der USA steigen lassen, da diese günstiger würden.
Die Wiederaufnahme des Betriebs am russischen Ostseehafen Primorsk dämpfte den Preisanstieg gestern ebenfalls. "Ein Angriff auf einen Exportterminal wie Primorsk zielt eher darauf ab, Russlands Möglichkeiten zum Verkauf seines Öls im Ausland einzuschränken und damit die Exportmärkte zu beeinträchtigen", so die Analysten von JP Morgan zum preissteigernden Einfluss der ukrainischen Drohnenangriffe auf den Hafen. "Noch wichtiger ist, dass der Angriff auf eine wachsende Bereitschaft hindeutet, die internationalen Ölmärkte zu stören, was zu einem zusätzlichen Aufwärtsdruck auf die Ölpreise führen könnte", fügten sie hinzu.
So wirkte auch der Drohnenangriff auf die Kirishi-Raffinerie im Nordwesten Russlands eher bullish, obwohl die Probleme, die er an der Anlage verursachte, tendenziell zumindest auf die Rohölkontrakte einen bearishen Einfluss haben, da Betriebsstörungen an der Anlage die Rohölnachfrage beeinträchtigen könnte.
Wie sich die Ölnachfrage in den USA in der vergangenen Woche entwickelt hat, wird sich morgen zeigen, wenn das US-Energieministerium um 16:30 Uhr seinen wöchentlichen Ölmarktbericht herausgibt. Das API veröffentlicht heute um 22:30 Uhr wie üblich schon einmal seine Schätzungen zu den Bestandsveränderungen für die Woche zum 12. September. Einige Analysten gehen davon aus, dass die landesweiten Rohölvorräte der USA vergangene Woche um 6,4 Mio. Barrel gesunken sind, was die Rohölkontrakte im Verlauf des Vormittags stützen könnte.
Aktuell notieren die Ölfutures nahe den Vortageshochs, konnten diese allerdings bisher nicht ausbauen. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich derzeit noch keine klare Richtung ab.