
Verladungen an Hafen im russischen Noworossijsk wiederaufgenommen
Nachdem am frühen Freitagmorgen ein Drohnenangriff der Ukraine auf den russischen Schwarzmeerhafen Noworossijsk noch dafür gesorgt hatte, dass die dortigen Verladungen von Rohöl unterbrochen werden mussten, hieß es nun aus Handelskreisen, die Verladungen seien wiederaufgenommen worden. Im Oktober sollen laut Industriedaten über das Terminal Sheskharis in Noworossijsk rund 761.000 B/T an russischem Rohöl exportiert worden sein.
Durch die Unterbrechung, die auch ein Verladeterminal des Caspian Pipeline Cosortium betraf, sollen Ölexporte im Umfang von insgesamt etwa 2,2 Mio. B/T vorübergehend auf Eis gelegen haben. Eine längere Unterbrechung konnte nun offenbar jedoch abgewendet werden.
Iran: Revolutionsgarden bestätigen Beschlagnahme der "Talara"
Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) bestätigten am Wochenende die am Freitag erschienenen Berichte westlicher Medien über die Beschlagnahme des Öltankers "Talara", der in der Nähe der Straße von Hormus unterwegs gewesen war. Im staatlichen iranischen Fernsehen, das die Stellungnahme der IRGC zitierte, hieß es zur Begründung der Beschlagnahme, der Tanker habe "unzulässige Fracht befördert".
Die "Talara", die dem in Zypern ansässigen Unternehmen Pasha Finance gehört, fuhr unter der Flagge der Marshall Inseln und hatte Berichten zufolge Gasoil mit hohem Schwefelgehalt geladen, das es vom Hafen Hamriya in der emiratischen Stadt Schardscha in Richtung Singapur transportieren sollte.
Nach Angaben der Reederei, Columbia Shipmanagement, brach der Kontakt zur "Talara" am Freitagmorgen ab, als sich der Tanker etwa 20 Seemeilen vor der Küste von Khor Fakkan (Vereinigte Arabische Emirate) befand. Seither versuche man, den Kontakt mit dem Schiff wiederherzustellen.
Der Zwischenfall sorgt am Markt für Bedenken, dass der Iran wieder häufiger Handelsschiffe beschlagnahmen könnte, die der Straße von Hormus oder darum herum unterwegs sind und dadurch den Schiffsverkehr über das für den internationalen Ölhandel wichtige Nadelöhr maßgeblich beeinträchtigt. Zur letzten Beschlagnahme dieser Art, von der in Medien berichtet wurde, war es im April 2024 gekommen, weswegen der Zwischenfall auf Seiten der USA wohl für Überraschung sorgte. Seitens des US-Militärs hieß es zuletzt, man werde die Lage im Auge behalten.
Marktlage
Die Rohölpreise an ICE und NYMEX legten in der vergangenen Woche wieder leicht zu, nachdem sie in den beiden Vorwochen noch gesunken waren. Das Ende des US-Regierungsshutdowns gab zudem zumindest einen leichten bullishen Impuls. Grund für den Preisanstieg war vor allem, dass die Marktteilnehmer wieder eine höhere Risikoprämie einpreisten.
Zum einen schienen sich die verschärften Sanktionen gegen Russland allmählich auch im Importverhalten Indiens widerzuspiegeln, zum anderen sorgte der ukrainische Drohnenangriff auf den russischen Exporthafen Noworossijsk am Freitag zusammen mit der Beschlagnahme eines Öltankers nahe der Straße von Hormus durch den Iran dafür, dass die geopolitischen Risiken zumindest vorübergehend die Oberhand übernahmen.
Während abzuwarten bleibt, ob die Beschlagnahme von Handelsschiffen durch iranische Streitkräfte in und um die für den internationalen Ölhandel wichtige Meerenge wieder zur Gewohnheit wird, wurden die Ölexporte von Noworossijsk offenbar nur kurzzeitig unterbrochen. Die geopolitische Risikoprämie nahm daher heute Morgen bereits wieder leicht ab. "Die Leute erwarteten einen längeren Ausfall", kommentiert Mukesh Sahdev, der Gründer und CEO von Xanalysts Pty die jüngsten Entwicklungen im Hinblick auf Noworossijsk und fügt an, dass Anzeichen einer Wiederaufnahme ein "bearishes Signal" seien.
Die Aussicht auf eine Pause der Lockerungen der freiwilligen Zusatzkürzungen von acht Ländern der OPEC+ im ersten Quartal 2026 wirkt unterdessen kaum stützend. Vielmehr bekräftigte die OPEC mit ihrem am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht eher die Einschätzung vieler Marktbeobachter, dass die Pause eher ein Signal dafür ist, dass die Organisation selbst nicht mehr so optimistisch ist, was die weitere Nachfrageentwicklung angeht. Während die OPEC ihre Nachfrageprognosen für 2025 und 2026 unverändert beibehielt, führte sie bei den Angebots und Nachfrageschätzungen für das dritte Quartal 2025 jedoch Korrekturen durch, infolge derer der Markt im vergangenen Quartal nicht unter-, sondern überversorgt war.
Dies gab dem aktuellen Monatsbericht der OPEC einen eher bearishen Anstrich und auch die Berichte von EIA und IEA fielen vergangene Woche bearish aus. Heute Morgen starteten die Ölfutures angesichts der Meldungen zu Noworossijsk erst einmal schwächer in den Tag.