
EU will 19. Sanktionspaket am Freitag bekanntgeben
Nachdem die Bekanntgabe des geplanten 19. Sanktionspakets gegen Russland zunächst verschoben wurde, hieß es nun aus EU-Kreisen, die Kommission werde das Maßnahmenpaket am morgigen Freitag präsentieren. Dies meldete die russische Nachrichtenagentur Tass am gestrigen Mittwoch mit Verweis auf einen Bericht der deutschen Wirtschaftszeitung Handelsblatt.
Zu den geplanten Maßnahmen sollen Sanktionen gegen Banken und Raffinerien der Länder gehören, die weiterhin russisches Öl beziehen. Damit will man wohl auch den Druck auf China und Indien steigern - die beiden wichtigsten Importeure russischen Öls. Von Sekundärzöllen gegen die beiden Länder, die US-Präsident Donald Trump immer wieder forderte, will man jedoch absehen.
Darüber hinaus sollen weitere Öltanker, die von der Kommission der sogenannten "Schattenflotte" Russlands zugeordnet werden, auf die Sanktionsliste gesetzt werden. Für den Ausstieg der EU aus russischem Öl und Gas schlägt die Kommission nun Mitte 2027 als Ziel vor - zuvor lag dieses bei 1. Januar 2028.
Marktlage
An den Ölbörsen scheinen die Trader bislang wenig beeindruckt von der Zinssenkung, die der Offenmarktausschuss der Fed am gestrigen Mittwoch verkündete. Dies dürfte einerseits daran liegen, dass man mit einem solchen Zinsschritt im Vorfeld der Sitzung bereits gerechnet hatte ,andererseits aber auch daran, dass einige Marktteilnehmer auf eine noch stärkere Zinssenkung gehofft hatten. Hinzu kommt, dass US-Notenbankchef Jerome Powell bei der Pressekonferenz zur jüngsten FOMC-Sitzung mit der Einschätzung zur Entwicklung der US-Konjunktur nicht gerade Begeisterung bei den Marktteilnehmern hervorrief.
"Er betonte die schwächelnden Arbeitsmärkte und die anhaltende Inflation, wodurch die [Zins-] Senkung eher wie Risikomanagement als wie eine Maßnahme zur Ankurbelung der Nachfrage wirkt", kommentiert die Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova die Äußerungen Powells. Dieser verwies auch sehr deutlich darauf, dass die Politik der Trump-Administration maßgeblich zur Entwicklung am Arbeitsmarkt und zur hartnäckigen Inflation beitragen.
Umso gespannter dürfte der Markt auf die weitere Entwicklung der Handelsgespräche mit China und die im Hinblick auf Russland angedrohten Sekundärzölle auf US-Importe aus der Volksrepublik (und aus Indien) sein. Die EU will trotz Drängens des US-Präsidenten auf solche Sekundärzölle offenbar auch weiterhin von dieser Maßnahme absehen. Am morgigen Freitag könnte die Kommission nun ihr 19. Sanktionspaket bekannt geben, das gezielte Sanktionen gegen chinesische und indische Banken sowie Raffinerien enthalten soll. Wann die US-Regierung jedoch weitere Sanktionen gegen Russland einführt und ob überhaupt, steht weiterhin in den Sternen.
So könnten die Drohnenangriffe der Ukraine auf die russische Energieinfrastruktur dem Ölangebot Russlands bald mehr zusetzen, als die Sanktionen Washingtons. Zuletzt hatten die Angriffe an mehreren wichtigen russischen Ölraffinerien zu Problemen geführt, wodurch auch teilweise auch deren Bedarf an Rohöl beeinträchtigt wird. Angesichts des durch die Sanktionen des Westens erschwerten Exports von russischem Rohöl könnten sich die Ölunternehmen des Landes letztlich dazu gezwungen sehen, ihre Fördermengen zu drosseln, wollen sie nicht auf ihrer Produktion sitzen bleiben.
In den USA blieb die Rohölproduktion dem jüngsten Ölmarktbericht des DOE zufolge in der vergangenen Woche auf dem Niveau der Vorwoche und mit 13,5 Mio. B/T weiterhin unter dem bisherigen Rekordniveau. Die landesweiten Rohölvorräte nahmen dagegen angesichts eines neuen Jahreshochs der Rohölexporte wesentlich stärker ab, als vom API gemeldet, was allerdings an den Ölbörsen nicht zu einem stärkeren Preisanstieg führte, da der DOE-Bericht bei einem Anpassungsfaktor im Bezug auf die Rohölbestände ein starkes Plus aufwies. Darüber hinaus ließ der beträchtliche Anstieg der Destillatvorräte Sorgen über die Nachfrageentwicklung aufkommen, obwohl die Nachfrage nach Destillaten und Benzin in der aktuellen Berichtswoche zunahmen, was auch bei der Gesamtnachfrage der Fall war.
Nachdem weder die Fed-Zinssenkung, noch die US-Ölbestandsdaten die Kontrakte an den Ölbörsen gestern stützen konnten, sanken die Ölfutures heute Morgen auch bereits unter die Vortagestiefs und testeten wichtige Unterstützungsbereiche, die sich bisher allerdings als stabil erwiesen. Bei den Inlandspreisen zeichnet sich daher rein rechnerisch aktuell weiterhin Potenzial für Abschläge im Vergleich zu gestern ab, auch wenn der Euro gegenüber dem Dollar etwas schwächer notiert.