Der lange Weg zum Frieden – Ukraine-Gespräche gehen weiter

Persönliches Treffen zwischen Selenskyj und Putin
Noch im Februar hatte der Besuch des ukrainischen Präsidenten im Weißen Hauseinen Eklat ausgelöst. Diesmal war die Stimmung dagegen nahezu freundschaftlich. Donald Trump gefiel sich in der Rolle des Friedensstiftersund Selenskyj blieb zurückhaltend, aber freundlich. Der nächste Schritt: Ein direktes Treffen zwischen dem ukrainischen Präsidenten und dem Kreml-Chef.

Dieses wolle Donald Trump nach eigenen Angaben nun vorbereiten. So schrieb er zumindest auf seiner Plattform Truth Social, wo er das Gipfeltreffen lobte und als „sehr gut“ bezeichnete. Er habe im Anschluss mit Wladimir Putin telefoniert und zunächst ein direktes Treffen zwischen Putin und Selenskyj in die Wegegeleitet. Danach solle es dann auch ein trilaterales Treffen unter Teilnahme des US-Präsidenten geben. Selenskyj hatte sich schon im Vorfeld offen für persönliche Gespräche gezeigt.

Wichtig für die Ukraine und die EU dürften vor allem die amerikanischen Zusagen zu verschiedenen Sicherheitsgarantien gewesen sein, die während des Treffens gemacht wurden. Laut Selenskyj sollen diese in den nächsten Tagen festgelegt werden. „Unsere Partner werden die Sicherheitsgarantien vermutlich nach und nachkommunizieren und es werden immer mehr Details bekannt werden. All dies wird innerhalb der nächsten sieben bis zehn Tage schriftlich festgehalten“, sagte er nach den Gesprächen im Weißen Haus.

Die EU-Delegation, die den ukrainischen Präsidenten begleitet hatte, zeigte sich im Anschluss ebenfalls überwiegend zufrieden. So sprach Bundeskanzler Merz von „übertroffenen Erwartungen“, NATO-Generalsekretär Mark Rutte bezeichnete die Zusammenkunft als „sehr erfolgreich“. Der französische Präsident Emmanuel Macron blieb allerdings skeptisch und wiederholte seine Zweifel daran, ob Russland tatsächlich an einem Frieden interessiert sei.

Offen blieb die Frage nach einem Waffenstillstand, den die Ukraine und die EU eigentlich zu einer Bedingung für weitere Verhandlungen gemacht hatten. Und auch das heikle Thema Gebietsabtretungen kam bei den Gesprächen in Washingtonoffenbar gar nicht auf den Tisch. Damit wird klar, dass der Weg hin zu ernstgemeinten Friedensverhandlungen noch ein recht langer sein dürfte. Entsprechend hoch bleibt die Unsicherheit am Ölmarkt.


Marktlage
Auch der zweite Gipfel in Sachen Ukraine-Krieg ist vorüber gegangen, ohne konkrete Ergebnisse zu bringen. Zwar soll nun als nächster Schritt ein persönliches Treffen zwischen dem ukrainischen und dem russischen Präsidentenerfolgen, doch insgesamt bleibt die Unsicherheit am Markt hoch, so lange es keine echten Hinweise auf ein Ende der Kampfhandlungen gibt.

Dieses könnte den Weg für eine Ausweitung russischer Öllieferungen ebnen und damit auf die Ölbörsen eine bearishe Wirkung haben. Immerhin dürften in einemsolchen Fall die zahlreichen Sanktionen gegen Russland zumindest gelockert werden. Gleichzeitig haben die USA mit ihren neuen Strafzöllen ein durch aus wirksames Mittel gegen Russland in der Hand, mit dem sie nicht nur Indien vom Kauf russischer Mengen abhalten können, sondern theoretisch auch China.

So lange hier keine eindeutige Marschrichtung erkennbar bleibt, dürfte an den Ölbörsen die Zurückhaltung überwiegen. „Der Ölpreis könnte vorerst in einer Warteschleife verharren“, glaubt deshalb auch Vandana Hari von Vanda Insights in Singapur. Der Weg zu einer Lösung des Konflikts sei zwar erkennbar, könne sich jedoch lange hinziehen.

Auch bei TD Securities rechnet man mit Unsicherheit. Sollte es zu einerDeeskalation kommen und die Gefahr neuer Strafmaßnahmen sinken, könnte der Ölpreis in Richtung 58 Dollar pro Barrel fallen, hieß es in einer Mitteilung von Rohstoffstratege Bart Melek. Sollten die USA hingegen den Druck auf Russland durch zusätzliche Sanktionen gegen Ölkunden erhöhen, sei ein Anstieg auf die jüngsten Höchststände denkbar.

Trotz der aktuell erhöhten Unsicherheiten am Ölmarkt bleibt die fundamentale Grundsituation weiterhin eher bearish. Auch wenn aktuell alle Augen auf die Ukraine-Verhandlungen gerichtet sind, hat sich an der erwarteten Überversorgungnichts geändert und auch die konjunkturellen Warnsignale aus China und den USA sind nicht über Nacht verschwunden.

In diesem Zusammenhang wirft auch die Ende der Woche startende jährliche Fed-Konferenz in Jackson Hole ihre Schatten voraus, verspricht man sich doch neue Hinweise in Sachen Zinssenkungen. Heute Abend warten die Anlegerallerdings zunächst noch auf die aktuellen Ölbestandsdaten des API, bevor dann morgen Nachmittag wie üblich die offiziellen Zahlen des US-Energieministeriums DOE folgen.

Bei den Inlandspreisen überwiegen heute früh recht klare Preisaufschläge im Vergleich zu gestern Vormittag. Diese sind sowohl dem starken Preisanstieg bei ICE Gasoil von gestern Abend, als auch dem geschwächten Euro zu verdanken.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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