
Marktlage
Zur Wochenmitte stabilisieren sich die Ölfutures und geben mit dem bearishen API-Bestandsbericht sogar wieder ein wenig nach. Die gemeldeten Aufbauten in allen Kategorien scheinen die Anleger wieder an die erwartete Angebotsschwemme zu erinnern und sie gleichzeitig von bullishen Faktoren wie den Sanktionen gegen russische Ölexporte abzulenken.
Dies könnte aus Sicht der Ölmarktanalysten bei der ING allerdings ein kurzlebiges Phänomen sein. „Insgesamt war der Bericht eher bearish“, kommentieren sie die API-Daten, warnen jedoch gleichzeitig, dass „Marktteilnehmer derzeit stärker auf mögliche Angebotsrisiken achten als auf die Chance eines Überschusses“.
Bereits Dienstag hatten die Preise zugelegt, da Investoren die Auswirkungen der neuen US-Sanktionen bewerteten und ukrainische Angriffe auf russische Raffinerien und Exportterminals die kurzfristigen Angebotssorgen verstärkten. Diesen Risiken steht jedoch auch weiterhin die Erwartung eines weltweiten Überangebotes gegenüber, dass je nach Prognosen wohl irgendwo zwischen +1,5 Mio. B/T und +4 Mio. B/T liegen wird.
„Die Referenzpreise bewegen sich in einer engen Spanne, während der Markt die Auswirkungen der Sanktionen vom 21. November [wenn die im Oktober beschlossenen US-Sanktionen gegen Lukoil und Rosneft offiziell in Kraft treten, Anm. d. Red.] abwartet. Gleichzeitig übt die Überangebotsstimmung im Hintergrund Druck nach unten aus“, erklärt Emril Jamil, leitender Ölmarktanalyst bei LSEG.
Diese Diskrepanz hat zuletzt auch an den Ölbörsen für unterschiedliche Entwicklungen gesorgt, denn während die Produkte vor allem auf die bullishen Ausfälle in Russland reagieren, bleibt Rohöl wegen der mittel- und langfristig bearishen Angebotsaussichten eher unter Druck. Dank dieser Entwicklung sind die Gewinnmargen der Raffinerien zuletzt global merkbar gestiegen. Bei Diesel erreichten sie in Europa gestern den höchsten Stand seit September 2023,
Analysten des chinesischen Brokerhauses Haitong Futures betonten, dass „die starken Dieselpreise den Ölmarkt stützen, die anhaltende Rohölüberversorgung jedoch Investoren davon abhält, weitere Kursgewinne zu verfolgen“. Ölmarktspezialistin Vandana Hari fasst zusammen: „Rohöl bleibt in einer engen Spanne gefangen.“ Der Markt schwanke zwischen der Überangebotslage und den Risiken im Zusammenhang mit Russland. „Der Risikoaufschlag ist ständig in Bewegung.“
In diesem schwierigen Marktumfeld suchen die Anleger auch weiterhin nach Richtungssignalen. Diese könnten heute Nachmittag von den DOE-Bestandsdatenkommen. Die offiziellen Zahlen des US-Energieministeriums werden zeigen, ob die Rohölbestände den höchsten Stand seit Juni, den sie letzte Woche erreicht hatten, weiter ausbauen oder nicht.
Insgesamt bleibt die fundamentale Ausgangslage heute neutral, obwohl der API-Bericht bearish ausgefallen ist. Bei den Inlandspreisen macht sich hingegen die Preisrally von gestern bemerkbar und sorgt für massive Aufschläge im Vergleich zu gestern früh.