Trump stellt Deal mit Putin in Frage

Trump stellt Deal mit Putin in Frage
Nach den Gipfeltreffen in Alaska und Washington scheint klar zu sein, dass es zumindest vorerst keine weiteren US-Sanktionen gegen Russland geben wird –zumindest solange die Verhandlungen über einen Frieden laufen. Wie erfolgversprechend diese sind, darf aber in Frage gestellt werden.

Die Positionen zwischen der Ukraine und Russland liegen bekanntlich weitauseinander und als nächstes strebt Trump ein Treffen zusammen mit Putin und Selenskyj an. Aus Moskau wird dies bislang abgelehnt, sodass direkte Verhandlungen der Kriegsparteien zwar auf einer höheren Ebene, nicht aber auf höchster Ebene geführt werden können.

Als möglichen Austragungsort für direkte Gespräche hatte Trump Ungarn genannt, aber auch Genf ist laut Experten eine mögliche Alternative. „Wir werden in den kommenden Wochen mehr über Präsident Putin herausfinden. Es ist möglich, dass er keinen Deal machen möchte“, so Trumps Fazit in der Nacht nach den Gesprächen.

Indirekt enthalten in der Aussage ist eine Fristverlängerung für Moskau, bevor die USA potenziell an der Sanktionsschraube dreht. Kurzfristig ist also nicht damit zu rechnen, dass das Ölangebot aus Russland stark beschnitten wird, was die Ölpreise stützen würde. Im Umkehrschluss sind weitere Maßnahmen im September oder Oktober dann aber wieder eine Option, je nachdem wie viel Zeit Putin von Trump eingeräumt wird.

Dann dürfte vor allem Indien wieder ins Fadenkreuz der USA kommen.US-Finanzminister Scott Bessent betonte erneut, dass es vor allem die reichsten Familien Indiens sind, die vom Kauf des russischen Öls profitieren, weshalb man die Zölle für das Land als eine Form der Sekundärsanktionen weiter anheben kann. Für indische Güter werden beim Import in die USA momentan 25 % Einfuhrzölle fällig.

BP: Raffinerie in Indiana überflutet
Die Anlage der BP in Whiting, Indiana, wurde in der Nacht von einem Unwetter getroffen. Massive Regenfälle haben Teile des Geländes überflutet. Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten musste Material abgefackelt werden. Bisher gibt es von der BP zwar keine Angaben zu Produktionsausfällen, die Fackelaktivität deutet aber auf eine gestörte Produktion und damit auf einen zumindest teilweisen Produktionsausfall hin.

Mit 440.000 B/T Durchsatz ist die Anlage die größte Raffinerie im Mittleren Westen und damit von zentraler Bedeutung für die Treibstoffversorgung in der Region. Fällt die Anlage aus, könnten Treibstoffe wie Benzin, Diesel und Kerosin in einer Zeit knapp werden, in der die Bestände ohnehin nicht sehr komfortabel sind.

Zwar verbraucht die Anlage im Falle eines (teilweisen) Produktionsstopps weniger Rohöl, was die Nachfrage auf dieser Ebene reduziert, im Umkehrschlussmüssen aber Produkte vermehrt in diese Region umgeleitet werden. Bei einem Ausfall ist damit also mit einem insgesamt eher bullishen Effekt zu rechnen, insbesondere wenn dieser länger anhält. Die Entwicklung ist daher im Auge zu behalten, wenngleich heute Morgen noch keine nennenswerte Risikoprämie eingepreist wurde.

Marktlage
Der Markt befindet sich in einem typischen Sommerloch, das mehr oder weniger von Trumps Bemühungen um einen Frieden in der Ukraine dominiert wird. Auch wenn in den letzten Tagen viel geredet wurde, so gab es wenig Konkretes.

Mögliche Engagements für Friedenstruppen im Falle eines Deals sind Schall und Rauch, solange es keinen Waffenstillstand gibt. Selbst Trump zweifelt momentan einen schnellen Durchbruch an, hat er doch auch erhebliche Zweifel, ob Putin überhaupt einen Deal machen möchte.

„Wir bekommen zwar keinen Frieden in der Ukraine, aber die aktuellen Entwicklungen geben zumindest etwas Hoffnung. Ein Frieden in der Ukraine verschont viele Leben, kann aber auch die Rohstoffpreise im globalen Handelsdenken. Das Rohölangebot könnte steigen […] was die globalen Preisebeeinflussen würde,“ so Analyst Arlan Suderman von StoneX.

Trader halten sich daher zurück, so lange nicht klar ist, ob ein Friedensvertrag und Sanktionserleichterungen für Moskau realistisch sind, oder ob es doch eher zu neuen Strafmaßnahmen kommt. Je weiter man in die Zukunft blickt, desto bearisher wird der Ausblick bei unveränderten Marktbedingungen.

Die OPEC bringt im September noch einmal mehr Öl auf den Markt, während die US-Zölle dem internationalen Handel einen Dämpfer verpassen – wenn gleich nicht in dem Ausmaß, das man anfangs befürchten musste. Laut Vivek Dhar, von der Commonwealth Bank of Australia, dürfte Brent im letzten Quartal diesen Jahres daher von aktuell 66 Dollar auf etwa 63 Dollar fallen.

Die US-Ölbestandsdaten des API haben keinen nachhaltigen Einfluss auf die Preisbildung. Sollte die BP Raffinerie in Whiting, Indiana, tatsächlich ausfallen, wäre dies etwas, das sich im Laufe des Tages als bullisher Faktor herausstellen kann.

Fundamental nehmen wir heute Morgen erst einmal einen neutralen Standpunkt ein und verweisen dabei auch auf die anhaltende Unsicherheit im Markt. Da sich Gasoil im Vergleich zu den Rohöl-Notierungen zu gestern etwas fester präsentiert, ist auch im Inland mit leichten Preissteigerungen am Morgen zurechnen.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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