
Trump: Strafzölle bleiben, solange Indien russisches Öl kauft
US-Präsident Donald Trump hat am Sonntag klar gestellt, dass Indien auch weiterhin „massiven Zöllen“ zahlen müsse, sollte es seine Ölimporte aus Russland nicht einstellen. Zuvor hatte es Verwirrung darüber gegeben, ob Neu-Dehli Washington Zusagen über das Ende russischer Energielieferungen gegeben hatte oder nicht.
„Ich habe mit Premierminister Modi gesprochen, und er sagte, er werde das mit dem russischen Öl nicht mehr machen“, wiederholte Trump gegenüber Journalisten. Auf die Frage nach der indischen Darstellung, wonach kein Gespräch zwischen Modi und Trump stattgefunden habe, entgegnete der Präsident: „Wenn sie das sagen wollen, dann werden sie eben weiterhin massive Zölle zahlen – und das wollen sie nicht.“
Das Thema russisches Öl ist einer der Hauptstreitpunkte in den schleppenden Handelsgesprächen zwischen Washington und Neu-Delhi. Rund die Hälfte der von Trump verhängten Strafzölle von 50 % auf indische Waren wurden von Trump als Reaktion auf Indiens Ölimporte aus Russland eingeführt. Die US-Regierung argumentiert, dass die Erlöse aus dem Ölverkauf Moskaus Krieg in der Ukraine finanzieren.
USA/China: Handelsgespräche gehen in die nächste Runde
Die nächste Verhandlungsrunde im Handelsstreit zwischen den USA und China ist für kommende Woche angesetzt. US-Finanzminister Scott Bessent und Chinas Vizepremier He Lifeng stehen dabei vor der schwierigen Aufgabe, weitere Zoll-Eskalationen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Weltabzuwenden.
Bessent sprach von „offenen und detaillierten“ Gesprächen mit He und bestätigte Pläne für ein persönliches Treffen in der kommenden Woche. Dieses werde in Malaysia stattfinden und unter anderem die Vorbereitung des geplanten Gipfels zwischen Donald Trump und Xi Jinping zum Thema haben. Zuvor hatte sich der US-Präsident optimistisch gezeigt, dass die kommenden Handelsgespräche zu einer Entschärfung des Konflikts führen könnten.
Beide Länder hatten sich in der ersten Jahreshälfte gegenseitig mit massiven Strafzöllen überzogen, sich dann aber zuletzt auf eine Aussetzung dieser Zölle geeinigt. Die Frist läuft im November aus und könnte dazu führen, dass bis zu 145% an Einfuhrzöllen auf bestimmte Waren aus China bezahlt werden müssen. Für die Konjunkturentwicklung beider Länder würde eine solche Eskalation eine massive Belastung bedeuten.
Ende letzter Woche hatte Donald Trump deshalb auch noch eingeräumt, die angedrohten hohen Zölle auf chinesische Waren auf Dauer wohl nicht tragfähig seien. „Das ist nicht nachhaltig“, sagte er in einem Interview auf die Frage, ob die angekündigten Abgaben bestehen bleiben könnten, ohne die Wirtschaft stark zu belasten. Damit wächst die Hoffnung der Marktteilnehmer weltweit, das seine Beilegung des Zollstreits doch noch möglich ist und die Nachfrageentwicklung der beiden größten Ölimporteure der Welt damit stabil bleibt.
Angriff auf russische Gasanlage könnte kasachische Ölproduktion stören
Nach einem ukrainischen Drohnenangriff hat die weltweit größte Gasverarbeitungsanlage im russischen Orenburg ihre Lieferungen aus Kasachstanvorübergehend eingestellt. Das teilte das Energieministerium Kasachstans am Sonntag mit. Zuvor hatte der Gouverneur der Region Orenburg von Beschädigungen an der Anlage berichtet.
Es handelt sich um den ersten bekannten Angriff auf die Anlage, die Teil des Gas-Chemie-Komplexes Orenburg nahe der kasachischen Grenze ist. Das von Gazprom betriebene Werk verfügt über eine jährliche Verarbeitungskapazität von 45 Mrd. Kubikmetern und verarbeitet Gas- und Kondensatlieferungen sowohl aus dem Orenburger Öl- und Gasfeld, als auch aus dem kasachischen Karatschaganak-Feld.
Bisher ist unklar, wie lange die Anlage ihre Verarbeitung drosseln muss. Daskasachische Energieministerium warnt jedoch, dass von der Unterbrechung auchdie Ölförderung betroffen sein könnte. Karatschaganak – eines der wichtigstenÖl- und Gasprojekte Kasachstans – fördert Öl und Gas gleichzeitig, so dass dieBetreiber die Gasproduktion nicht drosseln können, ohne gleichzeitig dieRohölproduktion zu reduzieren. Ein längerfristiger Ausfall würde somit bullishauf die Ölpreise wirken.
Marktlage
Zum Start in die neue Woche bleiben die altbekannten fundamentalen Faktoren bestimmend am Ölmarkt. So belastet auch weiterhin die Sorge über ein weltweites Überangebot und eine nachlassende Nachfrage infolge wachsender Handelsspannungen zwischen den USA und China. Schon letzte Woche hatten Brent und WTI deshalb mehr als 2 % verloren und damit den dritten Wochenverlust in Folge verzeichnet.
„Die Angst vor einem Überangebot durch gestiegene Fördermengen der ölproduzierenden Länder, kombiniert mit der Furcht vor einer wirtschaftlichen Abkühlung infolge der eskalierenden US-chinesischen Handelsstreitigkeiten, führt zu anhaltendem Verkaufsdruck“, kommentiert Toshitaka Tazawa von Fujitomi Securities.
Er verweist zudem auf die anhaltenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, weswegen sich viele Investoren daher mit neuen Positionen zurückhielten. Tatsächlich ist bisher beispielsweise immer noch unklar, ob Indien sich nun aus russischen Energielieferungen zurückzieht oder nicht. Und auch der Ausgang des möglichen Treffen zwischen Trump und Putin, dass angeblich in zwei Wochen in Budapest stattfinden soll, ist zu diesem Zeitpunkt völlig offen.
Nach Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Freitag hatte Trump beide Seiten aufgefordert, den Krieg „sofort zu beenden“, auch wenn dies Gebietsabtretungen der Ukraine bedeuten könnte. Kiew hat unterdessen am Wochenende erneut erfolgreich die russische Energieinfrastruktur angegriffen und auch diesmal für empfindliche Ausfälle gesorgt – diesmal möglicherweise sogar bei den kasachischen Öllieferungen.
In Sachen Handelsstreit könnte es diese Woche hingegen schon wieder erste Annäherungen geben, da die Gespräche hier in die nächste Runde gehen. Präsident Trump äußerte sich optimistisch, dass eine Einigung möglich sei, nachdem er zuvor eingeräumt hatte, höhere Zölle auf chinesische Waren seien „nicht tragfähig“. Für die Nachfrageentwicklung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt wären dies hervorragende Nachrichten, allerdings ist auch hier längst noch nichts in trockenen Tüchern.
Insgesamt bleibt die fundamentale Kombination aus erwarteter Angebotsschwemme und zahlreichen Unsicherheitsfaktoren für die Ölmärkte auch in dieser Woche bearish. Die Ölfutures steuern damit inzwischen auf den dritten Monatsverlust in Folge zu. Bei den Inlandspreisen zeichnen sich heute allerdings dennoch erst einmal moderate Aufschläge im Vergleich zu Freitagmorgen ab, da sich hier noch der Anstieg von Freitagnachmittag niederschlägt.