
EU will Russlands Schattenflotte noch stärker ins Visiernehmen
Die EU will weitere Maßnahmen prüfen, mit denen die sogenannte "Schattenflotte" Russlands noch stärker daran gehindert werden kann, russisches Öl im Widerspruch zu den Sanktionen des Westens an andere Märkte zu transportieren. So werden die EU-Außenminister Medienberichten zufolge bei ihrem heutigen Gipfeltreffen in Brüssel auch darüber diskutieren, wie man Drittländer stärker in die Verantwortung nehmen könnte, die beispielsweise durch die Registrierung der entsprechenden Schiffe dazu beitragen, dass Russland mit der Schattenflotte die Sanktionen umgehen kann.
Die neuen Maßnahmen sind als Teil des 20. Sanktionspakets vorgesehen, das beim nächsten Treffen der Staats- und Regierungschefs der EU im Dezember debattiert werden soll. Mit Verweis auf ein Dokument, das wohl vor dem heutigen Außenministertreffen die Runde machte, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg, die EU habe bereits Kontakt zu den Ländern gesucht, in denen die Tanker der Schattenflotte registriert werden. Dabei hätten viele der Länder auch davon überzeugt werden können, die Schiffe wieder abzumelden. Laut Bloomberg soll Polen außerdem vorgeschlagen haben, Hafen- und Küstenstaaten mit einzubeziehen.
Die Aussicht auf eine weitere Beschränkung der russischen Schattenflotte stützt die Ölpreise an ICE und NYMEX tendenziell, dürfte sie doch dazu führen, dass Russland der Export seines Öls noch weiter erschwert wird. Am morgigen Freitag treten nun jedoch erst einmal die Sanktionen gegen die russischen Ölriesen Rosneft und Lukoil in Kraft, die die US-Regierung Anfang des Monats verhängt hatte.
Marktlage
Die Rohölpreise an ICE und NYMEX fielen am gestrigen Mittwoch auf den bislang niedrigsten Stand der Woche. Bei WTI lagen die Settlements sowohl beim noch bis heute Abend handelbaren Dezember-Kontrakt, wie auch beim Folgekontrakt wieder unterhalb der psychologisch wichtigen 60 Dollar-Marke.
Der Preisrutsch, den die Ölbörsen zur Wochenmitte vollzogen, ergab sich durch die Kombination einer technischen Abwärtskorrektur bei den Mitteldestillaten und die Meldungen zu Gesprächen zwischen den USA und Russland über einen Friedensplan für die Ukraine. Während noch abzuwarten bleibt, ob die Ukraine diesen Plan, der wohl auch die Abtretung von Gebieten unter russischer Kontrolle beinhaltet, tatsächlich annehmen wird, mildern "Anzeichen dafür, dass die USA weiterhin an einer Einigung arbeiten, (...) einige Bedenken hinsichtlich weiterer Sanktionen gegen Russland und auch hinsichtlich der Strenge der Durchsetzung der derzeitigen Beschränkungen", wie die Analysten von ING anmerken.
Derweil leitete der Anstieg der US-Bestände an Destillaten und Benzin, die sowohl das API, als auch das DOE für die Woche zum 14. November meldeten, die technische Abwärtskorrektur bei Gasoil und Heating Oil ein, bei denen technische Indikatoren in der ersten Wochenhälfte eine überkaufte Konstellation anzeigten. Zwar waren die Aufbauten bei den Destillaten nicht gravierend, allerdings stellte der Anstieg um +0,2 Mio. Barrel den ersten seit der Woche zum 26. September dar. Bei Rohöl meldete das DOE allerdings entgegen den Erwartungen der Analysten und der Schätzungen des API einen Rückgang der Bestände.
Bevor der Fokus nun auf die nächste Vollversammlung der OPEC und ihrer Partner übergeht, die am 30. November geplant ist, sind die Marktteilnehmer nun erst einmal gespannt auf den morgigen Freitag. Dann sollen nämlich die US-Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil in Kraft treten. Angesichts der Meldungen, dass Russland zuletzt mit den USA über einen Friedensplan für die Ukraine verhandelt hat, bleibt abzuwarten, ob US-Präsident Trump die Sanktionen kurzfristig doch noch auf Eis legen wird, oder ob sie tatsächlich umgesetzt werden. Derweil arbeitet die EU an ihrem 20. Sanktionspaket.
Heute Morgen starten die Ölfutures zunächst einmal oberhalb der Vortagestiefsaber noch weit unterhalb der Hochs von Mittwoch.