Treibstoffknappheit in Russland – Russland lehnt Pläne zu Friedenstruppen ab

Treibstoffknappheit in Russland – Ukraine trifft erneut Raffinerie

Erneut ist es der Ukraine in der Nacht gelungen eine russische Raffinerie zu beschädigen. Diesmal war es die Anlage in Novoshakhtinsk im Oblast Rostov, der direkt an die Ukraine angrenzt. Mindestens fünf Explosionen soll es gegeben haben, die anschließend zu Bränden in der Anlage führten. Damit setzt die Ukraine ihren Druck auf die russische Ölindustrie fort und trifft dabei die Haupteinnahmequelle Moskaus. Mindestens sieben Raffinerien, darunter die Anlagen in d Saratov, Ryzan, Samara und Volgograd, sollen in den vergangenen drei Wochen Ziel der ukrainischen Angriffe gewesen sein. Die Schäden zeigen scheinbar auch Wirkung, denn von den russischen Raffineriekapazitäten sollen mittlerweile 13% außer Betrieb sein. Vor allem aus dem Osten Russlands wird von Knappheiten in der Treibstoffversorgungberichtet. Hier sollen sich schon lange Autoschlangen an den Tankstellenbilden. Laut ukrainischen Medien wird Russland seine Exportbeschränkungen für Treibstoffe verlängern müssen, um die eigene Versorgung gewährleisten zu können. Dies dürfte auch negative Folgen für die internationalen Produktversorgung haben. Auf der anderen Seite verarbeiten die russischen Raffinerien nun weniger Rohöl, dass vermehrt über Exporte abgesteuert werden muss. Dies könnte die Raffineriemargen etwas verbessern und den Time-Spread bei Gasoil potenziell erhöhen.

Russland lehnt Pläne zu Friedenstruppen ab

Nach den Treffen mit Trump arbeiten die europäischen Regierungen an einem Plan für die Zeit nach dem Krieg in der Ukraine. Sollten die Friedensbemühungen tatsächlich glücken, so verlangt die Ukraine Sicherheitsgarantien. Während die USA eine Beteiligung von US-Truppen am Boden ausschließt, soll diese Leistung von den europäischen Nachbarn übernommen werden. Naturgemäß schließt dies auch Truppen der NATO ein, da die meisten Länder der EU auch Mitglied des Verteidigungsbündnisses sind. Die USA hingegen hat ihre Bereitschaft erklärt in diesem Fall den Luftraum über der Ukraine zu sichern. Moskau lehnt diese Pläne nun aber ebenso ab, wie zuvor schon die Bemühungen eines Waffenstillstands. Eine Lösung der Sicherheitsgarantien für die Ukraine ohne die Beteiligung Moskaus würden "zu nichts führen". Unklar bleibt bei der Aussage, ob Russland auf eine eigene Beteiligung an den Friedenstruppenbesteht – was vermutlich von allen Beteiligten, insbesondere Kiew, ausgeschlossen sein dürfte – oder die Architektur einer möglichen Lösung mitbestimmen will. Russland hatte stets Truppen aus NATO-Ländern in der Ukraine während und für die Zeit nach dem Konflikt ebenso abgelehnt wie einen ukrainischen Beitritt in die NATO. Die konträren Sichtweisen in vielerlei Hinsicht dürften eine baldige Einigung auf einen Friedensvertrag unwahrscheinlich werden lassen.

BP-Raffinerie in Whiting nimmt Betrieb wieder auf

In Whiting, Indiana, fährt die BP ihre Raffinerie nach einer Störung wieder hoch. Es werde aber mehrere Tage benötigen, bis dieser Prozess abgeschlossen ist. Anfang kommender Woche könnte dann die volle Verarbeitungskapazität wiederhergestellt sein. Die Anlage war in dieser Woche durch starke Regenfälle während eines Unwetters ausgefallen. Teile des Geländes wurden überflutet, sodass Material abgefackelt werden musste. Der Restart der Raffinerie wird durch die Regulierungsbehördenbegleitet, während die BP keinen detaillierten Fahrplan für das Hochfahren der Anlagen vorlegte.

Marktlage

Die US-Ölbestände stützen die Notierungen derzeit, da die Daten des DOE gestern mehrheitlich bullish ausfielen. Insbesondere die Nachfrage zeigt sich robust, wobei der 4-Wochendurchschnitt bei Kerosin auf den höchsten Stand seit2019 gestiegen ist. Mit einem besonders langanhaltenden Effekt ist aber wohl nicht zu rechnen, dafür ist der Fokus viel zu stark auf den Konflikt zwischen Ukraine und Russland gerichtet. Die anhaltenden Attacken auf die russische Öl-Infrastruktur haben einen negativen Effekt auf dessen Exportfähigkeiten, was das Angebot am Weltmarkt reduziert und die Preise somit stützt. Entscheidender sind aber wohl die Verhandlungen zu einem Frieden. Gelingt der Durchbruch werden nicht nur die Attacken der Ukraine aufhören, auch dürften die Sanktionen gegen Moskau zurückgefahren werden, was das Ölangebot steigert. Die jüngsten Äußerungen deuten aber eher darauf hin, dass ein Friedensvertrag, oder zumindest ein Waffenstillstand, nicht unmittelbar bevorsteht. Dann droht die Verschärfung von Sanktionen, was die Ölpreise entsprechend stützt. Russland bleibt somit entscheidender Faktor für die Ölpreise. Abgesehen davon aber scheint der Markt nach der Sommersaison zunehmend bearishes Potenzial zu besitzen. Die neuen US-Zölle – wenn auch nicht so umfangreich wie zunächst angedroht – dämpfen das Wirtschaftswachstum und damit die Ölnachfrage. Zeitgleich wird die OPEC+ im September ihre Förderung weiter erhöhen, während die Nachfrage saisonal bedingt abnehmen wird. „Die bearishe Stimmung am Markt bleibt bestehen, während die Trader die Verhandlungen zu Russlands Krieg gegen die Ukraine weiter beobachten“, so die Zusammenfassung der momentanen Situation von Analyst Daniel Hynes. Durch die kurzfristig stützende Wirkung der DOE Zahlen sowie der neuerlichen Angriffe auf russische Raffinerien nehmen wir für heute zunächst einmal einen fundamental leicht bullishen Standpunkt ein. Langfristig dürfte der Markt mit dem bevorstehenden Ende der Sommersaison und einer gesteigerten Rohölförderung der OPEC+ aber keine größeren Preissprünge machen. Bei den Inlandspreisen deuten sich unterdessen nur kleinere Aufwärtspotenziale an, nachdem Gasoil gestern Abend weniger stark anzog als die Rohöl-Notierungen.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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