
US-Regierung will 1 Mio. Barrel Rohöl für strategische Reserven kaufen
Die Trump-Administration will mit dem Wiederauffüllen der Strategischen Reserven (SPR) der USA fortfahren. Nachdem der letzte Kauf von Rohöl für die Vorräte noch von der Biden-Regierung getätigt worden war, will die aktuelle Regierung unter Donald Trump nun 1 Mio. Barrel an Rohöl erwerben, hieß es am gestrigen Dienstag seitens des US-Energieministeriums (DOE).
Trump hatte Biden immer wieder dafür kritisiert, dass er Öl aus den strategischen Reserven freigegeben hatte. Letzterer hatte im April 2022, kurz nachdem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine eine Menge an Rohöl aus den SPR freigegeben - teils für Verkäufe, teils als Leihgabe für US-Ölunternehmen, die mit 180 Mio. Barrel so hoch war, wie in keiner Freigabezuvor. Die Maßnahme sollte den Anstieg der Inflation eindämmen - besonders auch bei den Benzinpreisen für US-Endverbraucher. Ein Teil dieser Menge wurde in Kooperation mit der IEA auf den Markt gebracht. In der Rede zu seiner Amtseinführung im Januar hatte Trump angekündigt, er werde die SPR "bis oben hin" wieder auffüllen.
Die Aussicht darauf, dass die US-Regierung die Käufe von Rohöl für die strategischen Reserven bald wieder aufnehmen wird, stützt die Ölfutures tendenziell, wenngleich es sich bei der erste Tranche von 1 Mio. Barrel eher um eine geringere Menge handelt. US-Energieminister Chris Wright meinte dazu, dass der Prozess, die SPR wieder aufzufüllen "zwar nicht über Nacht abgeschlossen sein (wird), aber diese Maßnahmensind ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer Energiesicherheit".
Marktlage
Während der Markt weiterhin gespannt ist, wie sich die nächste Verhandlungsrunde zwischen China und den USA zum Thema Handelsbeziehungen gestalten werden, gab es im Hinblick auf die Handelsgespräche zwischen Washington und Neu Delhi erneut Gerüchte über eine Annäherung. Davon abgesehen lieferten auch die Drosselung der kasachischen Ölförderung, die US-Ölbestandsdaten des API sowie die Ankündigung des US-Energieministeriums, mit dem Wiederauffüllen der strategischen Rohölbestände (SPR) der USA fortzufahren, zuletzt einzelne bullishe Impulse.
"Trotz der insgesamt pessimistischen Stimmung aufgrund des Überangebots an Öl und der schwachen Nachfrage besteht weiterhin das Risiko von Versorgungsunterbrechungen in Krisengebieten wie Russland, Venezuela, Kolumbien und dem Nahen Osten, wodurch ein Ölpreis unter 60 Dollar verhindert wird", meint Mukesh Sahdev, Gründer und CEO des Energieberatungsunternehmens XAnalysts, zur aktuellen Gemengelage.
Meldungen darüber, dass das geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und seinem russischen Amtskollegen Putin auf Eis gelegt worden sei, gaben den Ölpreisen zuletzt ebenfalls leichten Auftrieb. Nachdem Moskau einen sofortigen Waffenstillstand in der Ukraine abgelehnt hatte, gab Trump gegenüber Journalisten an, er wolle kein "vergeudetes Treffen". Allerdings fügte er hinzu, dass es dennoch zu weiteren Entwicklungen kommen könnte und die die US-Regierung "in den nächsten zwei Tagen" Informationen diesbezüglich herausgeben werde.
Im heutigen Tagesverlauf dürften die Marktteilnehmer nun erst einmal wieder die US-Versorgungslage im Blick haben. Sollte das DOE heute um 16:30 Uhr die vom API erwartete Bestandsentwicklung für die Woche zum 17. Oktober bestätigen, so wären die landesweiten Rohölvorräte der USA nach einem dreiwöchigen Anstieg erstmals wieder gesunken. Von Interesse dürfte außerdem die Raffinerieauslastung sein, die bereits in der Vorwoche den niedrigsten Stand seit Mitte Februar erreicht hatte. Sollte die Auslastung in der vergangenen Woche noch weiter gesunken sein, könnte dies bei einem Anstieg der Destillatnachfrage zu einem erneuten Rückgang der Bestände in dieser Produktkategorie geführt haben. Diese lagen bereits in der vergangenen Woche unter dem 5-Jahres-Durchschnitt.
An den Ölbörsen wirkten sich die bullishen Ölbestandsdaten des API zusammen mit den übrigen bullishen Faktoren bereits preisstützend aus. Die fundamentale Ausgangslage ist angesichts der neu hinzugekommenen bullishen Faktoren heute Morgen zumindest kurzfristig nur noch leicht bearish. Die Kontrakte notieren bereits deutlich oberhalb der Vortageshochs. Bei den Inlandspreisen deutet sich daher aktuell im Vergleich zu gestern rein rechnerisch ebenfalls Aufwärtspotenzial an.