Aussicht auf Überangebot belastet Ölfutures trotz geopolitischer Risiken

Indiens Rohölimporte im August auf Jahressicht gesunken
Indien importierte im August weniger Rohöl als noch im entsprechenden Vorjahresmonat. Dies zeigen Daten, die die Petroleum Planning & Analysis Cell am heutigen Dienstag veröffentlichte. Mit 19,603 Mio. Tonnen (ca.4,64 Mio. B/T; Umrechnungsfaktor: 7,33 Barrel je Tonne) waren rund -2,9 % niedriger als noch im August 2024, als die Rohölimporte der Republik noch bei 20,180 Mio. Tonnen gelegen hatten. Im Vergleich zu Juli nahmen die indischen Rohölimporte dagegen um etwa +3,8 Prozent zu.

Unterdessen legten die Exporte der Republik an Benzin und Diesel im vergangenen Monat deutlich zu. So stiegen die Benzinausfuhren im Vergleich zu August 2024 um +29,6 % auf insgesamt 1,525 Mio. Tonnen, während die Dieselexporte auf Jahressicht um +23,1 % auf 2,583 Mio. Tonnen zulegten. Einzig beim Flugzeugtreibstoff wurde im Vergleich zu August ein Rückgang um -20,8% auf 556.000 Tonnen verzeichnet.

Die jüngsten Daten dürften bei den Marktteilnehmern Sorgen über die Nachfrage der Republik aufkommen lassen, zumal Indien einigen Experten zufolge bald China als Haupttreiber für das Ölnachfragewachstum in Asien überholen dürfte.

Marktlage
Die geopolitischen Risiken rückten an den Ölbörsen am gestrigen Montag wieder etwas in den Hintergrund. Sie wurden - zumindest vorübergehend - erneut abgelöst von der Aussicht auf ein Überangebot.

"Das vorherrschende Thema sind nach wie vor Bedenken hinsichtlich eines Überangebots, während die Nachfrageaussichten zum Jahresende weiterhin ungewiss sind. Auch die Wiederinbetriebnahme der KRG-Pipeline hat Druck auf die Preise ausgeübt“, so Anh Pham, Senior Analyst bei LSEG.

Die zum x-ten Mal angekündigte Wiederaufnahme der Rohölexporte aus der halbautonomen Region Kurdistan im Norden Iraks über die Türkei würde laut Experten noch einmal rund 230.000 B/T an Rohöl auf den Weltmarkt bringen, während die OPEC+ ihre Produktionskürzungen im Oktober weiter lockert. Ob die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 freiwillig noch zusätzlich gedrosselt haben, im November mit ihren Lockerungen fortfahren, wird sich am 5. Oktober zeigen, wenn die nächste Videokonferenz der acht Länder ansteht.

Im Hinblick auf die Nachfrage fragt man sich, wie lange China noch mit dem Aufbau seiner Ölbestände fortfahren will, mit dem das Land in den vergangenen Monat Nachfrage geschaffen hat. Unterdessen zeigen Daten zu den indischen Rohölimporten für den vergangenen Monat einen Rückgang im Vergleich zu August 2024. Dabei soll die Republik Marktbeobachtern zufolge weiterhin Rohöl aus Russland bezogen haben, sodass der Rückgang nicht durch die Sanktionen auf den russischen Energiesektor zurückzuführen sein dürfte.

Wie sich die Rohölimporte, die Nachfrage und die Bestände in den USA vergangene Woche entwickelt haben, wird morgen der wöchentliche Ölmarktbericht des DOE zeigen. Zuvor gibt das API wie gewohnt heute um 22:30 Uhr seine Bestandsschätzungen heraus.

Wenn gleich die Sorgen bezüglich eines weltweiten Angebotsüberschusses zuletzt wieder im Fokus standen, können die geopolitischen Risiken schnell wieder in den Vordergrund rücken. Dies hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie oft Russland die NATO noch reizt, indem es Drohnen oder gar Kampfflugzeuge in den Luftraum des Verteidigungsbündnisses eindringen lässt. Außerdem bleibt auch der Nahost-Konflikt ein Faktor der im Auge zu behalten ist. Angesichts der erneuten Operation des israelischen Militärs in Gaza hatten sich zuletzt auch mehrere G7-Staaten den Staat Palästina anerkannt - so beispielsweise Frankreich und Kanada.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

Die Lienert + Ehrler AG übernimmt keine Haftung für Vollständigkeit und Richtigkeit der auf dieser Seite publizierten Informationen.