
Trump greift UN wegen Energieimporten aus Russland scharf an
US-Präsident Donald Trump hat bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen erneut Kritik an Ländern geäußert, die weiterhin Öl und Gas aus Russland beziehen. Staaten, die solche Importe fortsetzten, würden „den Krieg gegen sich selbst finanzieren“, sagte er am Dienstag in New York.
Die Rede des Präsidenten war ein Generalangriff gegen die UN und machte an jeder Stelle klar, dass die USA unter Donald Trump kein verlässlicher Partner mehr ist. Dabei nahm Trump vor allem Europa ins Visier und kritisierte, dass Länder wie Frankreich, Belgien und Spanien noch immer Öl auf Basis langfristiger Lieferverträge beziehen und Ungarn und die Slowakei fast komplett von russischen Pipelinelieferungen abhängig sind.
Der US-Präsident bezeichnete China und Indien als „Hauptfinanziers“ des russischen Krieges in der Ukraine und drohte mit einer „sehr starken Runde mächtiger Zölle“ auf russische Exporte, sollte es zu keiner Friedenslösung kommen. Die Maßnahmen könnten jedoch nur Wirkung entfalten, wenn Europa mitziehe. Europa müsse „mehr Verantwortung übernehmen. Sonst verschwenden wir alle nur unsere Zeit“, so Trump.
Marktlage
Das Pendel zwischen bullishen und bearishen Faktoren schlägt seit gestern wieder in die andere Richtung aus. Nach vier Handelstagen mit Verlusten, legten die Notierungen gestern im Lichte möglicher Ausfälle der russischen Lieferströme und einer grundsätzlichen Verschärfung der geopolitischen Situation in und um Russland wieder deutlich zu.
Dabei goss US-Präsident Trump noch Öl ins Feuer, denn seine Rede vor den Vereinten Nationen in New York trug nicht gerade zur Deeskalation bei. Während er die NATO aufforderte, russische Flugzeuge bei Luftraumverletzungen abzuschießen, kritisierte er unter anderem die EU heftig dafür, weiterhin russisches Öl und Gas zu beziehen. Er wiederholte, dass die USA erst weitere Maßnahmen gegen Russland einleiten würden, wenn die EU „Verantwortung“ übernehme.
Moskau erwägt derweil nicht nur eine Verlängerung der Benzin-Exportverbote, sondern angeblich auch Beschränkungen für Dieselausfuhren einzelner Unternehmen, nachdem die nicht abreißenden ukrainischen Drohnenangriffe Teile der Energieinfrastruktur lahmgelegt haben. Eine solche Kürzung der Diesel-Exporte könnte den globalen Markt zusätzlich verknappen, erklärt Analyst Mukesh Sahdev von Xanalysts.
„Das ist bullisch für Rohöl“, so der Analyst. Raffinerien in anderen Regionen müssten ihre Auslastung erhöhen, um den Markt auszugleichen – besonders im Winter, wenn die Nachfrage nach Diesel ihren Höhepunkt erreiche. „Zunächst wird es eine Preisrallye bei den Produkten geben, die dann zu einer Rallye beim Rohölpreis führt“, glaubt Sahdev.
Zu diesen bullishen Faktoren kommt heute außerdem ein API-Report, der bei den Rohölbeständen einen unerwartet starken Abbau gemeldet hat und damit die Wahrnehmung einer angespannten Versorgungslage unterstreicht. Ob sich diese bestätigt, wird heute Nachmittag der offizielle DOE-Bericht zeigen.
Doch wie schon in den letzten Wochen bleiben die Aufwärtsspielräume auch heute begrenzt. Seit Anfang August verharren die Rohölfutures in einer Seitwärtsbewegung und pendeln in einer relativ engen Spanne von etwa 5 Dollar hin und her. Die Anleger wägen dabei immer wieder eine schwächere Nachfragelage bei zunehmendem globalen Angebot gegen anhaltende geopolitische Spannungen ab.
„Die Preise dürften in naher Zukunft unterstützt bleiben, sich aber innerhalb einer Spanne bewegen“, erklärt Emril Jamil, leitender Öl-Analyst bei LSEG. Lieferstörungen aus Russland wirkten preistreibend, doch das Potenzial weiterer Gewinne sei durch die Unsicherheit über die Zinspolitik der US-Notenbank begrenzt, so der Spezialist, der damit noch einen weiteren bearishen Faktor ins Feld führt – zumindest, wenn die Fed weiter vorsichtig bleibt bei Zinssenkungen.
Und dann ist da ja noch die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline, die allerdings langsam zum „Runnig Gag“ am Ölmarkt wird. Die Versorgungsleitung, die normalerweise Öl aus Kurdistan im Irak ans türkische Mittelmeer liefert, steht seit Jahren still. Genauso lange gibt es Versicherungen, man habe die ursächlichen Streitigkeiten beigelegt und könne die Exporte wieder aufnehmen.
Bisher stehen die Lieferströme aber weiter still, und so scheint es auch diesmal zu sein. Sollte es überraschenderweise doch noch zu einem Restart kommen, könnte diese bis zu 230.000 B/T auf den Weltmarkt zurückbringen und würde die drohende Überversorgung damit verschärfen.
Insgesamt überwiegen auf fundamentaler Seite heute allerdings ohnehin die bullishen Faktoren, so dass die Kurse an ICE und NYMEX heute erst einmalgestützt bleiben. Auch bei den Inlandspreisen machen sich damit klare Preisaufschläge gegenüber Dienstagmorgen bemerkbar.