Rohöl kommt von Vortageshochs zurück - Trump: Fortschritte bei Ukraine-Verhandlungen

Trump optimistisch im Hinblick auf Ukraine-Friedensverhandlungen
Nach den Gesprächen am Wochenende im schweizerischen Genf, an dem Vertreterinnen und Vertreter der Ukraine, der USA und der EU über das Rahmenabkommen für einen Friedensplan diskutierten und Anpassungen vornahmen, zeigte sich US-Präsident Trump am gestrigen Montag optimistisch. "Ist es wirklich möglich, dass große Fortschritt in den Friedensgesprächen zwischen Russland und der Ukraine gemacht werden???", schrieb Trump in einem Post in den sozialen Medien und fügte hinzu: "Es könnte sich tatsächlich etwas Gutes ereignen."

Auch US-Außenminister Marco Rubio, der bei den Verhandlungen in Genf am Wochenende dabei war, sprach von Fortschritt und meinte er sei "sehr optimistisch, dass wir unser Ziel in einem sehr angemessenen Zeitraum, also sehr bald, erreichen werden." Rubio hatte bereits am Sonntag angemerkt, dass das Ultimatum bis zum Donnerstag, dass US-Präsident Trump der Ukraine gestellt hatte, um einem Friedensplan zuzustimmen, nicht in Stein gemeißelt sei.

Die ursprüngliche Version des Friedensplans, die vom US-Sondergesandten Steve Witkoff und seinem russischen Pendant, Kirill Dmitriev, ausgehandelt worden war, war in der Ukraine und auch in der EU auf heftige Kritik gestoßen, da damit vor allem die Forderungen Russlands erfüllt worden wären. So verwundert es nicht, dass es aus den russischen Reihen zuletzt hieß, die abgeänderte Version sei indiskutabel.

Marktlage
Nach drei Handelstagen mit Verlusten erholten sich die Rohölkontrakte an ICE und NYMEX am gestrigen Montag wieder etwas. Der Preisanstieg war zum einen technisch bedingt, zum anderen auch der generell höheren Risikofreude an den Finanzmärkten geschuldet, die auch leicht auf die Ölbörsen abfärbte.

"Obwohl der Ölpreis von der allgemeinen Risikobereitschaft an den Märkten profitiert hat, bleiben die Friedensgespräche entscheidend", erinnert jedoch Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie bei ING Group NV, an den anderen wichtigen Faktor, der die Ölpreise derzeit maßgeblich beeinflusst. "Jeder positive Fortschritt in diesen Gesprächen birgt ein Abwärtsrisiko für die Preise, da er potenziell ein wichtiges Versorgungsrisiko beseitigen könnte", erklärt Patterson. Von Fortschritten schrieb gestern auch US-Präsident Trump, was die Ölfutures heute unter Druck geraten lassen dürfte. Seine Pressesprecherin gab außerdem an, es gebe beim überarbeiteten Rahmenabkommen "nur [noch] ein paar Punkte" bei denen noch Dissens herrsche.

Sollte es tatsächlich bald zu einem Ende des Kriegs in der Ukraine kommen, bliebe abzuwarten, ob und wenn ja, wie die OPEC+ auf das dadurch voraussichtlich steigende Ölangebot auf Russland reagiert. Russland selbst suchte zuletzt eine stärkere Anbindung an China und scheint dabei auf offene Türen zu stoßen.

Die acht Länder der Allianz, die ihre Fördermengen seit Anfang 2024 auf freiwilliger Basis stärker gedrosselt haben als nötig, wollen die im April begonnene Rückführung dieser Zusatzkürzungen zumindest im ersten Quartal 2026 erst einmal aussetzen, was mit der zu erwartenden saisonalen Nachfrageschwäche begründet wurde. Bei der nächsten Vollversammlung der OPEC+ am 30. November könnte bereits darüber diskutiert werden, wie man auf einen potenziellen Frieden in der Ukraine reagieren könnte. Davon abgesehen dürften auch wieder die Produktionsvorgaben und deren mögliche Anhebung für einzelne Länder diskutiert werden.

Wie sich das US-Ölangebot und die Bestände der USA in der vergangenen Woche entwickelt haben, werden die wöchentlichen Bestandsdaten zeigen. Das API gibt seinen Bericht mit den Schätzungen zu den Bestandsveränderungen heute Abend um 22:30 Uhr heraus, bevor die offiziellen Daten des DOE am Mittwoch um 16:30 Uhr erscheinen und wie üblich auch einen Einblick in die Entwicklung von Nachfrage, Produktion und Raffineriebetrieb in den USA bieten.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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