
USA: Indische Strafzölle greifen ab Mittwoch
Es hatte sich schon in den vergangenen Tagen abgezeichnet, und nun scheint es bestätigt: Die Handelsgespräche zwischen Indien und den USA sind gescheitert. Das US-Ministerium für Innere Sicherheit teilte gestern mit, dass ab dem 27.August auf alle indischen Produkte, die „zum Verbrauch eingeführt oder aus dem Lager entnommen werden“, Zölle von 50% fällig werden.
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang des Monats angekündigt, die ohne hin schon auf 25% erhöhten Zollraten für Indien noch einmal um 25% zu erhöhen, sollte Neu-Delhi nicht den Import russischer Energielieferungen einstellen. Indien ist aktuell das einzige Land, das mit dieser Art von Sekundärzöllen belegt wurde und bezeichnet diese auch weiterhin als unrechtmäßig. Die indische Regierung betonte zuletzt erneut, seine Öleinfuhren aus Russland nicht stoppen zu wollen.
Trump feuert Fed-Gouverneurin – Sorge um Fed-Unabhängigkeit wächst
Donald Trump hat seine Drohungen wahr gemacht und Notenbankgouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung entlassen. Sie soll bei Hypothekenanträgen falsche Angaben gemacht haben. Beobachter fürchten mit dieser neuen Eskalationsstufe um die Unabhängigkeit der US-Notenbank.
Es gebe ausreichende Beweise dafür, dass Cook bei Hypothekenanträgen falsche Angaben gemacht habe, schrieb Trump in einem offiziellen Schreiben an die Gouverneurin. Er habe deshalb entschieden, sie ihres Amtes zu entheben. Allerdings regen sich deutliche Zweifel an der Legalität der Entscheidung des Präsidenten. Die bisher unbewiesenen Anschuldigungen betreffen Zeiten, in denen Cook noch gar nicht Zentralbankerin war.
Dennoch scheint der Plan der US-Regierung aufzugehen, den Druck auf die Notenbank zu erhöhen und die Führung sukzessive nach eigenen Vorstellungen umzubauen. An den Finanzmärkten sorgt der Schritt für Unruhe und hat zuletzt den Dollar wieder unter Druck gesetzt. Marktanalyst Bart Wakabayashi von State Street spricht von „Chaos“. Der US-Präsident setze Stabilität und Glaubwürdigkeit der Fed aufs Spiel.
Charu Chanana, Anlagestrategin bei Saxo, sieht sogar konkrete Auswirkungen auf die Geldpolitik. „Frühere Zinssenkungen erscheinen nach Cooks Entlassung wahrscheinlicher“, so die Expertin. Aber hier geht es nicht nur um Zinssenkungen, sondern um die Unabhängigkeit der Fed und die wachsenden institutionellen Risiken in den USA“. Klar ist, dass der Schritt die Unsicherheit und Risikoaversion an den Märkten erneut erhöht hat.
Marktlage
Nach vier Handelstagen mit teilweise deutlichen Kursgewinnen geben die Notierungen an ICE und NYMEX heute früh wieder nach. Während kurzfristige Angebotsunterbrechungen weiterhin bullish wirken, sorgen die ab Mittwoch greifenden Strafzölle für Indien und die Entlassung einer Notenbank-Gouverneurin in den USA für bearishen Druck.
Der gestrige Preisanstieg war zu einem nicht geringen Anteil den Sorgen um Lieferausfälle in Russland geschuldet, nachdem die Ukraine ihre Drohnenangriffe in den letzten Wochen erfolgreich ausgeweitet hatte. Die Attacken trafen Moskaus Ölverarbeitung und zuletzt auch ein wichtiges Exportterminal, und führten in Teilen Russlands zu Benzinknappheit. Aus Expertensicht dürfte aktuell bis zu 13% der russischen Raffineriekapazität offline sein.
Ein Ende der ukrainischen Drohnenangriffe ist zudem nicht in Sicht, denn der in den letzten Wochen angestoßene Friedensprozess zwischen Kiew und Moskau ist inzwischen wieder ins Stocken geraten. Das erhoffte Treffen zwischen dem russischen und dem ukrainischen Präsidenten steht noch in den Sternen und die USA haben stattdessen neue Sanktionen gegen Russland in Aussicht gestellt.
Am Montag hieß es zudem aus Washington, dass ab Mittwoch nun tatsächlich zusätzliche Sekundärzölle in Höhe von 25% auf Waren aus Indien fällig werden. Sie gelten als Strafmaßnahme dafür, dass Indien weiterhin Öl aus Russland bezieht. Der Zollsatz für Neu-Delhi verdoppelt sich damit auf einen Schlag. In den letzten Tagen hatte sich abgezeichnet, dass ein Deal nicht mehr zustande kommen wird, nachdem Indien immer wieder betonte, nicht auf russische Energielieferungen verzichten zu können und zu wollen.
„Wenn die Verdopplung der Zölle umgesetzt wird, dürfte der Markt erneut die russischen Lieferströme hinterfragen – und die Preise könnten kurzfristig wieder in Richtung 70 Dollar steigen“, vermutet Robert Rennie von Westpac. Auch wenn dies womöglich der Fall ist, bleibt die Einführung der Strafzölle langfristig betrachtet ein bearisher Faktor. Immerhin dürfte sich der Wegfall des US-Handels – und nichts anderes werden Zollsätze in dieser Höhe bewirken – massiv auf die Konjunktur des drittgrößten Ölverbrauchers der Welt auswirken.
An den Finanzmärkten sorgt unterdessen ein anderes Thema für Erschütterung, nachdem US-Präsident Trump Fed-Gouverneurin Lisa Cook entlassen hat. Beobachter befürchten, dieser Schritt könnte die Unabhängigkeit der Notenbank untergraben – just zu einem Zeitpunkt, an dem US-Konjunkturdaten auf eine Abschwächung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts hindeuten. Langfristig könnte dies auch die Energienachfrage belasten.
Aus fundamentaler Sicht ist damit heute wieder eine leicht bearishe Haltung einzunehmen. Während kurzfristige Angebotsrisiken bestehen bleiben, sind die längerfristigen Zeichen am Ölmarkt bearish. So dürften die enormen Zölle Indiens Konjunktur belasten und damit auch die Energienachfrage schwächen, während sich an der grundlegenden Erwartung eines Angebotsüberschusses in den kommenden Monaten nichts geändert hat. Die Unsicherheit, die Donald Trumps Politikstil an allen Märkten auslöst, tut ihr Übriges, um die Risikobereitschaft der Anleger zu minimieren.