
UNO-Sanktionen gegen Iran wieder in Kraft
In der Nacht zum Montag traten die Sanktionen der UNO gegen den Iran wieder in Kraft, die im Zuge des 2015 geschlossenen Atomabkommens ausgesetzt worden waren. Teheran hatte die Frist verstreichen lassen, die für die Auslösung des sogenannten Snapback-Mechanismus von Deutschland, Frankreich und Großbritanniengesetzt worden war. Die drei Länder hatten die Auslösung des Mechanismus wegen der Verstöße Irans gegen das Atomabkommen vor einigen Wochen bei der UN beantragt.
"Wir fordern den Iran und alle Staaten nachdrücklich auf, diese Resolutionen vollständig einzuhalten", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands nach Ablauf der Frist. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas wies in einer Mitteilung zudem darauf hin, dass die Staatengemeinschaft die Sanktionen "ohne Aufschub" wieder einführen werde.
Zu den Maßnahmen gehören unter anderem das Verbot der Anreicherung von Uran, ein Waffenembargo sowie weitere Im- und Exportbeschränkungen. Außerdem werden Reiseverbote für bestimmte iranische Persönlichkeiten wieder greifen. Auch werden deren Vermögenswerte in Europa wieder eingefroren.
Erwartungsgemäß stieß die Wiedereinführung der Sanktionen in Teheran auf heftige Kritik. Die iranische Regierung hatte bereits am Samstag mitgeteilt, man werde die Botschafter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien für Beratungen zurückrufen.
Russland will sich an der Wiedereinführung der UNO-Sanktionen nicht beteiligen. Die USA hatten sich bereits 2018 - in der ersten Amtszeit Donald Trump als Präsident - aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurückgezogen und wieder Sanktionen eingeführt.
Ölexporte aus Kurdistan wieder aufgenommen
Die Exporte von Rohöl aus der halbautonomen Region Kurdistan, im Norden Iraks, über die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline wurden am Wochenende wiederaufgenommen. Klingt komisch, ist aber so. Nachdem bereits zahlreiche Male angekündigt worden war, dass die Exporte des kurdischen Rohöls über die Türkei wieder aufgenommen würden, dann aber doch nichts geschah, scheint es dies mal tatsächlich gelungen zu sein.
Ein vorläufiges Abkommen zwischen Ankara, Bagdad und der kurdischen Regionalregierung in Erbil machte es möglich. Seit Samstagmorgen, 6Uhr, fließt laut einer Mitteilung des irakischen Ölministeriums wieder Rohöl aus der halbautonomen Region durch die Pipeline, die an den türkischen Exporthafen Ceyhan angeschlossen ist. Zuvor hatten Streitigkeiten zwischen der Zentralregierung Iraks und der Regionalregierung in Erbil, zwischen Bagdad und Ankara oder aber zwischen Bagdad, Erbil und den in der semiautonomen Region aktiven Ölunternehmen zu einer zweieinhalbjährigen Unterbrechung der Ausfuhren geführt.
Bereits am Freitag gab der Ölminister gegenüber einem kurdischen Radiosender an, dass durch das vorläufige Abkommen zwischen allen Beteiligten zunächst wieder zwischen 180.000 und 190.000 B/T an Rohöl aus Kurdistan über die Türkei auf den Weltmarkt gebracht werden könnten.
Marktlage
Die Ölfutures legten in der vergangenen Woche zu, wobei die Nordsee-Rohölsorte Brent an der ICE am Freitag sogar erstmals seit Ende Juli wieder ein Settlement oberhalb der psychologisch wichtigen Preismarke von 70 Dollar pro Barrel gelang. Der Preisanstieg war dabei vor allem den geopolitischen Risiken, aber auch den Hoffnungen auf eine stabile Nachfrageentwicklung geschuldet.
Die geopolitischen Risiken hatten in der vergangenen Woche weiter zugenommen, als die NATO nach den zahlreichen Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen und Kampfflugzeuge deutlich machte, dass sie sich im Notfall mit allen Mitteln verteidigen werde. Hinzu kam, dass US-Präsident Trump den Druck auf Ungarn und die Türkei erhöhte, um die beiden Länder dazu zu bringen, künftig auf Energieimporte aus Russland zu verzichten.
Zum Ende der Woche sorgten schließlich Daten zum Konsum der US-Privathaushalte für Auftrieb bei den Ölpreisen. Zwar hatten die Daten für August eine weiterhin hohe Inflation angezeigt, aber auch einen stärker als prognostizierten Anstieg der Ausgaben, was für eine robuste Entwicklung der Konjunktur und somit indirekt auch der Ölnachfrage der USA sprach.
Derweil machte man sich am Markt Gedanken über die weitere Entwicklung der OPEC+-Produktion. Dabei ging es allerdings nicht mehr nur um die Frage, ob die Lockerung der Produktionskürzungen auch im November fortgesetzt werden, sondern auch um die angekündigte Wiederaufnahme der Rohölexporte aus der halbautonomen Region Kurdistan, im Zuge derer das Ölangebot des OPEC-Mitglieds Irak in naher Zukunft um bis zu 190.000 B/T zunehmen könnte, woraus sich wiederum die Frageergibt, ob das Land seine OPEC+-Vorgaben erfüllen wird. Denn eigentlich müsste der Irak aufgrund von in der Vergangenheit geförderter Überschussmengen das eigene Angebot durch Kompensationskürzungen beschränken.
Davon abgesehen greifen seit heute wieder die Sanktionen der UNO gegen den Iran, die 2015 angesichts der Einigung auf das Atomabkommen ausgesetzt worden waren. Auch wenn sich der Iran nicht an den OPEC+-Kürzungen beteiligt, ist die Entwicklung seines Ölangebots von Bedeutung. Da das Land in der Vergangenheit immer wieder geschafft hat, die Sanktionen des Westens umgehen, blieb es innerhalb der OPEC der drittgrößte Ölproduzent. Nun, da sich die Sanktionsschlinge allerdings wieder zuzieht, könnten die Förder- und damit auch die Angebotsmengen der Islamischen Republik deutlich nachlassen.
Zum Wochenbeginn überwiegen damit aus fundamentaler Sicht erst einmal weiterhindie bullishen Faktoren. An den Ölbörsen haben die Kontrakte bislang allerdingsnoch keine klare Richtung gefunden.