Ölfutures starten trotz bullisher API-Daten auf schwachem Fuß

Israel führt wieder Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen durch
Die israelische Luftwaffe hat wieder Angriffe auf Ziele im Gazastreifen durchgeführt, nachdem Premierminister Benjamin Netanjahu die Anweisung gegeben hatte. "Nach Sicherheitsberatungen hat Premierminister Netanjahu das Militär angewiesen, unverzüglich massive Luftangriffe auf den Gazastreifen durchzuführen", teilte das Büro des Premierministers über den Kurzmeldungsdienst X am Dienstagabend mit. Grund für die neuen Luftschläge soll ein Angriff auf israelische Soldaten gewesen sein, den Israels Verteidigungsminister Katz der Hamas zuschrieb und bei dem ein Soldat getötet wurde. 

US-Präsident Trump und sein Vize Vance sehen in den Angriffen, bei denen Medienberichten zufolge insgesamt mindestens 30 Menschen getötet worden sein sollen, allerdings keinen Bruch der Waffenruhe. "Soweit ich weiß, haben sie (die radikalislamische Hamas; Anm. d. Red.) einen israelischen Soldaten getötet", sagte Trump vor Journalisten an Bord der Air Force One. "Die Israelis haben zurückgeschlagen, und das sollten sie auch. Wenn so etwas passiert, sollten sie zurückschlagen", so der US-Präsident weiter. Nichts könne die Waffenruhe gefährden. Die Hamas mache "nur einen sehr kleinen Teil des Friedens im Nahen Osten aus", sie müsse sich "anständig verhalten". Aus Kreisen der US-Regierung hieß es, Washington sei im Vorfeld von Israel über die Angriffe informiert worden. 

Die Hamas bestritt, für den Angriff auf die Soldaten verantwortlich gewesen zu sein. Und auch wenn die Waffenruhe im Gaza-Streifen trotz der jüngsten - wie US-Vizepräsident JD Vance es nennt - "Scharmützel" angeblich nicht gebrochen ist, so dürften die Trader an ICE und NYMEX doch wieder eine zumindest geringfügige Risikoprämie im Hinblick auf die Entwicklungen einpreisen.

Rohöl- und Kraftstoffvorräte der USA laut API stark gestiegen
Der Dienstagnacht vom API veröffentlichte US-Ölbestandsbericht zeigt für die vergangene Woche einen nennenswerten Rückgang der landesweiten Rohölbestände. Auch die Vorräte an Destillaten und Benzin sollen in der Woche zum 24. Oktober signifikant abgenommen haben. Die Analysten gehen zwar ebenfalls von Abbauten bei den Rohöl- und Kraftstoffbeständen aus, allerdings fielen diese in den Analystenerwartungen wesentlich schwächer aus als laut API.

Klare Aufschlüsse über die Raffinerieauslastung geben die Bestandsdaten des API für die vergangene Woche nicht. Da es nicht nur beiden landesweiten Rohölvorräten, sondern auch bei den Destillat- und Benzinbeständen zu starken Abbauten gekommen sein soll, ist schwer zusagen, ob ein Anstieg der Rohölverarbeitung in den Raffinerien oder etwa ein Rückgang der Netto-Rohölimporte zu den Abbauten geführt hat. In der Folge lässt sich aus dem jüngsten API-Bericht auch nicht wirklich schlussfolgern, wie sich die Nachfrage nach Destillaten und Benzin vergangene Woche entwickelt hat.

Fakt ist aber, dass die Bestandsveränderungen, die der größte Interessenverband der US-Ölindustrie für die vergangene Woche gemeldet hat, eindeutig bullish sind. Einzig bearisher Faktor ist der Anstieg, den das API bei den Rohölvorräten im US-Zentrallager in Cushing, Oklahoma, registriert hat. Dieser wirkt dem bullishen Impuls der landesweiten Abbauten leicht entgegen. Konkrete Daten zu Nachfrage, Raffinerieauslastung, Ölaußenhandel und Rohölproduktion der USA wird wie üblich erst der DOE-Bericht enthalten, der wegen der in den USA noch nicht erfolgten Umstellung von Sommer- auf Winterzeit heute bereits um 15:30 Uhr fällig ist.

Marktlage
Die Rohölpreise an ICE und NYMEX gaben am gestrigen Dienstag den dritten Handelstag in Folge nach. Während sich der US-Rohölkontrakt zum Settlement gerade so oberhalb der psychologisch wichtigen 60 Dollar-Marke halten konnte, rutschte Brent wieder unter 65 Dollar zurück.

Die Wirksamkeit der Sanktionen gegen Russland wurde zuletzt wieder in Fragegestellt und darüber hinaus belasteten die Gerüchte über eine mögliche weitere Produktionssteigerung der OPEC+ im Dezember die Preise. Derweil bleibt noch abzuwarten, worauf sich US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping während ihres Treffens, das am morgigen Donnerstag stattfinden soll, einigen können. 

 

Laut Analystin Priyanka Sachdeva von Phillip Nova "zeigt die Nachfrageseite weiterhin Schwäche und es bleiben Kapazitätsreserven bestehen“. Ob Fed und EZB die Konjunktur und somit auch die Ölnachfrage mit weiteren Zinssenkungen ankurbeln werden, wird sich heute Abend bzw. morgen Nachmittag zeigen. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte seitens der Fed gilt unter den Marktteilnehmern allerdings als nahezu sicherer Ausgang der aktuellen Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC), sodass der Fokus wieder einmal stärker darauf liegen wird, ob Fed-Chef Jerome Powell bei der Pressekonferenz zur Sitzung heute Abend die Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung im Dezember bekräftigt. 

Gespannt dürften die Trader auch sein, ob die Waffenruhe im Gazastreifen tatsächlich weiterhin hält, nachdem Israel mittlerweile wieder Luftangriffe auf das Gebiet fliegt. Wenn gleich die USA darin noch keinen Bruch des Waffenstillstands sehen, könnten die Marktteilnehmer dennoch wieder eine etwas höhere Risikoprämie einpreisen.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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