Gaza-Friedensplan und Rohölexporte aus Kurdistan belasten

Trump legt 20-Punkte-Plan für Frieden in Gaza vor
US-Präsident Donald Trump und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu präsentierten am gestrigen Montag einen 20-Punkte-Plan, mit dem der Krieg im Gazastreifen ihrer Ansicht nach beendet werden könnte. Auf diesen Plan einigten sich die beiden bei dem Gespräch, das sie gestern im Weißen Haus geführt hatten. Ob die Hamas sich auf den Plan einlässt, bleibt noch abzuwarten.

Die Miliz müsste dem Plan zufolge vollständig auf eine direkte oder indirekte Beteiligung an der Regierung Gazas verzichten und diese einem "technokratischen, unpolitischen palästinensischen Komitee" überlassen, "das für die tägliche Verwaltung der öffentlichen Dienste zuständig ist". Dieses Komitee soll von einem "Friedensrat" beaufsichtigt werden, dem Trump selbst vorsitzt.

Darüber hinaus müsste die Hamas innerhalb von 72 Stunden sämtliche Geiseln, die sich noch in ihrer Gewalt befinden, sowie die sterblichen Überreste der getöteten Geiseln an Israel übergeben, das wiederum selbst rund 2.000 palästinensische Gefangene freilassen müsste. Zudem wurde Israel dem Plan zufolge versichern, dass es den Gazastreifen weder annektiert, noch besetzt. Die Umsetzung des Plans könne außerdem die Grundlagen für die Entstehung eines Staates Palästina schaffen, soll es im Dokument heißen.

Netanjahu gab nach dem Gespräch an, er stimme dem Plan zu, da dieser Israels Kriegsziele erfüllen würde. "Er wird alle unsere Geiseln zurück bringen, die militärischen Fähigkeiten der Hamas zerstören, ihre politische Herrschaft beenden und dafür sorgen, dass Gaza nie wieder eine Bedrohung für Israel darstellt." Der israelische Premier warnte allerdings auch gleich vor einer Fortsetzung des Krieges gegen die Hamas, sollte diese den Plan nicht oder nur zum Schein akzeptieren.  

Marktlage
Nachdem die beiden Rohölkontrakte in der vergangenen Woche deutlich zugelegt hatten, kam es am gestrigen Montag zunächst wieder zu einer Abwärtskorrektur. Diese war teils technischer Natur, aber auch von fundamentaler Seite gerieten die Kontrakte zu Beginn der neuen Handelswoche unter Druck.

So belastete vor allem die Tatsache, dass am Wochenende die Exporte von Rohöl aus Kurdistan über die Türkei wiederaufgenommen wurden, die zuvor zweieinhalb Jahre auf Eis gelegen hatten. Die Wiederaufnahme der Rohölexporte über die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline wurde von den Marktteilnehmern gestern auch stärker gewichtet, als die Sanktionen der UN gegen den Iran im Hinblick auf das iranische Atomprogramm, die nach Auslösen des Snapback-Mechanismus' durch das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland zum Wochenstart wieder in Kraft traten.

Dass man stärker auf die Rohölexporte aus Kurdistan blickte, liegt nicht zuletzt auch daran, dass am Markt damit gerechnet wird, dass die acht OPEC+-Länder, die ihre Fördermengen über die eigentlichen Vorgaben hinaus kürzen, bei ihrer nächsten Videokonferenz am Sonntag auch für November eine weitere Rückführung dieser Zusatzkürzungen beschließen dürften. Und das, obwohl auch für November eine verhältnismäßig geringe Produktionssteigerung um 137.000 B/T erwartet wird und die bisher verkündeten Steigerungen ohnehin nicht vollumfänglich auf den Markt gelangt sind. 

"Unsere Bilanz deutet eindeutig darauf hin, dass kein zusätzliches Angebot benötigt wird", heißt es dazu in einer Mitteilung von Analysten der ING Group NV, darunter Warren Patterson. "Wir gehen davon aus, dass der Markt im vierten Quartal einen großen Überschuss verzeichnen wird und dieser bis 2026 bestehen bleibt."

Davon abgesehen sorgt der 20-Punkte-Plan für ein Ende des Gazakrieges, den US-Präsident Trump und Israels Premierminister Netanjahu am gestrigen Montag präsentierten, für Verkaufsdruck an den Ölbörsen. Zwar muss die Hamas dem Plan noch zustimmen, die Aussicht auf Frieden in Gaza ließ einige Marktteilnehmer jedoch darauf hoffen, dass die geopolitische Risikoprämie wieder etwas sinkt. Allerdings bleibt zu bedenken, dass diese zuletzt hauptsächlich auf Grund der Entwicklungen im Hinblick auf den Ukraine-Krieg eingepreist wurde. Und dieses Thema dürfte die Preise auch weiterhin in Schach halten.

Kurzfristig dürfte der Fokus auch wieder auf die US-Ölbestandsdaten übergehen, die heute und morgen veröffentlicht werden. Während das API heute um 22:30 Uhr wie gewohnt nur Schätzungen zu den Bestandsveränderungen bekannt geben wird, werden die offiziellen Daten des US-Energieministeriums (DOE) morgen um 16:30Uhr erscheinen.

Heute Morgen orientieren sich die Ölfutures erst einmal an den Vortagestiefs,wobei diese bereits leicht unterschritten wurden. Bei den Inlandspreisenzeichnet sich derzeit rein rechnerisch deutliches Potenzial für Abschläge ab.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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