Trader halten sich mangels Details zu Trump/Xi-Treffen bedeckt

Trump: Treffen mit Xi "fantastisch"
Nur etwa eineinhalb Stunden dauerte das Treffen von US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping, das heute Morgen im südkoreanischen Busan stattfand. Eine gemeinsame Pressekonferenz nach der Zusammenkunft gab es nicht, laut Trump war das Treffen allerdings "fantastisch". So sollen die Zölle auf chinesische Waren, die die US-Regierung im Zusammenhang mit Fentanyl eingeführt hatte, mit sofortiger Wirkung halbiert werden, während China seine Exportkontrollen für Seltene Erden für mindestens ein Jahr aussetzen wolle.

Auf konkretere Informationen zu den Ergebnissen des Zweier-Gipfels scheint der Markt allerdings noch warten zu müssen. So ist beispielsweise unklar, was mit den übrigen Zöllen ist, die sich die USA und China im Frühjahr gegenseitig aufgebrummt hatten. Bis Ende des Monats sind diese noch ausgesetzt. Auch dürften die Marktteilnehmer gespannt sein, ob sich die beiden Präsidenten über die Importe Chinas an russischem Öl unterhalten haben, die Trump ein Dorn im Auge sind.

Bereits zum Wochenbeginn hatte die Meldung über eine Rahmenvereinbarung für ein Handelsabkommen zwischen den beiden größten Ölverbrauchern der Welt die Preise an ICE und NYMEX gestützt. So bleibt abzuwarten, wie stark das "fantastische" Treffen die Ölpreise an ICE und NYMEX im heutigen Tagesverlauf ohne konkretere Details stützen wird.

Marktlage
Die aktuelle Lage am Ölmarkt könnte man kurz und knapp mit dem Titel eines Herbert Grönemeyer Lieds zusammenfassen: "Es könnt' alles so einfach sein, ist es aber nicht." So hatte sich zuletzt wieder Hoffnung breit gemacht, die USA und China könnten sich auf ein Handelsabkommen einigen, nachdem es zum Wochenbeginn hieß, es gebe diesbezüglich nun eine Rahmenvereinbarung. Detaillierte Informationen zu den Ergebnissen des mit Spannung erwarteten Treffens zwischen US-Präsident Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping heute Morgen lassen jedoch noch auf sich warten, sodass sich wohl zu bestätigen scheint, was im Vorfeld von Experten erwartet worden war. Nämlich, dass man von dem Treffen eher weitere "Babysteps" erwarten sollte, als ein umfassendes Handelsabkommen.

Am gestrigen Abend versetzten dann auch noch Äußerungen von Fed-Chef Jerome Powell den Hoffnungen auf eine weitere Zinssenkung im Dezember einen Dämpfer. Zwar beschloss der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) bei seiner Oktober-Sitzung eine Zinssenkung um 25 Basispunkte, was Konjunktur und Ölnachfrage neuen Schub geben dürfte, allerdings hatten die Marktteilnehmerdiesen Schritt bereits im Vorfeld des jüngsten FOMC-Meetings bereits größtenteils eingepreist. Für Dezember rechneten sie ebenfalls schon fest mit einer weiteren Zinssitzung, diese ist jedoch laut Powell "alles andere als sicher".

Der Dollar stieg nach dieser Anmerkung gegenüber dem Euro deutlich an, was die in der US-Währung gehandelten Ölfutures für Käufer aus dem Euroraum teurer machte. Sollte der Dollar seine gestrigen Gewinne in den kommenden Wochenweiter ausbauen, würde dies die Ölpreise an ICE und NYMEX zusätzlich unter Druck setzen. Dieser könnte durch die nächste Entscheidung der OPEC8+ noch zunehmen, denn zuletzt hieß es, die acht Länder der OPEC+, die ihre Produktion seit Anfang 2024 freiwillig stärker drosseln, als eigentlich vereinbart, dürften diese Zusatzkürzungen auch im Dezember noch einmal um 137.000 B/T lockern. Die nächste Videokonferenz der acht Länder findet am 2. Novemberstatt. 

"Der Handel bei Brent dürfte weiterhin volatil bleiben", prognostiziert daher Robert Rennie, Leiter der Rohstoff- und Kohlenstoffforschung bei der Westpac Banking Corp., und nannte als Gründe für seine Einschätzung auch die Sanktionen gegen russische Ölproduzenten. "Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass wir uns nun wieder in einer Handelsspanne von 60 bis 65 US-Dollar befinden, mit einem späteren Durchbruchunter 60 US-Dollar."

Auf kurze Sicht könnten im heutigen Tagesverlauf auch noch die bullishen Ölbestandsdaten stützen, die das DOE gestern für die Woche zum 24. Oktober veröffentlicht hatte. Aktuell notieren die Kontrakte an ICE und NYMEX allerdings unterhalb der Vortageshochs. Bei den Inlandspreisen deutet sich reinrechnerisch jedoch immer noch Aufwärtspotenzial im Vergleich zu gestern an.

Daniel Ehrler
Die Marktnews beziehen sich auf die Entwicklung der internationalen Rohöl- und Produktnotierungen. Die effektive Preisentwicklung in der Schweiz kann aufgrund von weiteren Einflussfaktoren wie Transportkosten, Rheinfrachten oder Dollarkurs jedoch abweichen.

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