
US-Destillatbestände erholen sich weiter
Die zuletzt so niedrigen Bestände bei den Destillaten haben sich weiterstabilisiert und sind für die abgelaufene Berichtswoche erneut angestiegen. In den vergangenen 3 Wochen legten die Vorräte in dieser Kategorie um +10,4% zu und liegen damit zumindest wieder auf einem passablen Niveau, wenngleich noch immer unter dem Stand im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. In den letzten 3 Jahren lagen die Destillatbestände zu dieser Jahreszeit bei etwa 118,6 Mio. Barrel und damit ca. 4,5% über dem aktuellen Niveau von 113,5 Mio. Barrel.
Auch bei Rohöl wurde ein deutlicher Aufbau der Vorräte gemeldet, was eigentlich ebenfalls ein stark bearisher Faktor ist. Hier ist aber zu beachten, dass die Veränderungen in dieser Kategorie vor allem auf einen außergewöhnlich starken Rückgang der Exporte von -1,157 Mio. B/T zurückzuführen ist. Auf die7-Tagewoche umgelegt wurden ca. 8,1 Mio. Barrel weniger ausgeführt, was den Bestandssprung in dieser Kategorie von +7,7 Mio. Barrel erheblich relativiert.
Die Gesamtnachfrage ging in den USA zwar leicht zurück, in den wichtigen Kategorien Benzin, Destillate und Kerosin stieg diese aber an und etabliert sich auf einem hohen Niveau. Vor allem bei Kerosin wird ein Langzeithoch mit der gesteigerten Reiseaktivität im Sommer registriert, was ein bullisher Faktor ist.
Für die Destillate waren die Daten des DOE mit den Aufbauten in dieser Kategorie bearish, weshalb ICE Gasoil und NYMEX Heating Oil im Anschluss an die Veröffentlichung auch nicht mehr zulegten. Ansonsten überwiegt zunächst aber der eher bullishe Eindruck, da die hohen Aufbauten bei Rohöl durch Veränderungen bei den Exporten verursacht wurden, während die Nachfrage starkbleibt. Da die Zahlen insgesamt uneinheitlich ausfallen, gehen wir davon aus, dass diese nach gestern keinen Einfluss mehr auf die Preisbildung haben.
Russland: ESPO Rohöl mit weiter hoher Prämie
Die Ankündigung der USA Sekundärzölle gegen Länder zu verhängen, die weiterhin Rohöl aus Russland beziehen, hatte den Markt aufgewühlt. China aber zeigt sich weiter unbeeindruckt, was sich an den stabil hohen Prämien für die russische Ölsorte ESPO zeigt.
Eastern Siberian Pacific Ocean (ESPO) ist eine Rohölsorte, die vor allem über die russischen Häfen im Osten des Landes am Pazifik exportiert wird. Hauptabnehmer ist wenig überraschend China, dass den Großteil der Exporte abnimmt, während die restlichen Mengen bisher nach Indien gingen. Trader berichten, dass China die Drohungen der USA aktuell noch ignorieren und unvermindert das russische Öl kaufen.
Unipec soll 7-8 Cargoes für August geordert haben, während die chinesischen Raffinerien ihre Verarbeitungsrate mit besseren Margen wohl leicht angehoben haben. ESPO wurde somit zuletzt mit einer Prämie von 2,00 bis 2,20 Dollar zu Brent gehandelt und liegt damit deutlich über den Preisdeckel den EU und G7eingerichtet haben.
Die momentan gehandelten Lieferzeitfenster sind Ende August und Anfang September, während die Deadline der USA am kommenden Freitag, den 8. Augustabläuft. Steht bis dahin kein Waffenstillstand drohen den Abnehmern russischen Öls, insbesondere China und Indien, angeblich US-Zölle von 100%.
Handelsabkommen mit Südkorea
Vollzug wird nun bei den Verhandlungen zwischen USA und Südkorea vermeldet. Man habe sich auf 15% Zölle verständigt, wobei Südkorea zusagte LNG mit einem Volumen von 100 Mrd. Dollar zu kaufen und weitere 350 Mrd. Dollar an Investitionen zu tätigen.
Laut Trump handle es sich um ein „vollständiges und umfassendes Handelsabkommen“, wobei die Investitionen in Höhe von 350 Mrd. Dollar Besitz der Vereinigten Staaten sind, von diesen kontrolliert und von mir [Donald Trump] persönlich ausgewählt werden.“
Südkorea hat damit dasselbe Zinsniveau wie etwa Japan oder die EU erhalten, womit das Land in den USA keinen Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu seinen direkten Konkurrenten hat. Dennoch verschlechtern sich damit die Handelsbedingungen, da vorher ein Freihandelsabkommen mit weitestgehend 0%Zöllen bestand.
Laut Chul Chung, Präsident des Korea Institute for International Economic Policy, hat Südkorea zwar die Parität mit seinen Mitbewerbern in der Weltbewahrt, aber „seinen einstigen Wettbewerbsvorteil verloren“. Ein Worst-Case-Szenario mit 30% oder mehr und einem möglichen Handelskrieg hat man allerdings abgewehrt.
Gewartet wird am Markt mit großer Spannung noch auf die Abkommen mit Kanada und Mexiko, vor allem aber auf Indien, denen wohl 20% bis 25% Zölle drohen. Hierwerden die russischen Ölexporte noch ein Knackpunkt sein, der insbesondere die Ölpreise stark beeinflussen kann. Bei China hingegen rechnet man mit einer Verlängerung des Zollfriedens um 90 Tage bei 10% und wird sich mehr Zeit für die Verhandlungen nehmen.
Marktlage
Die Situation am Dieselmarkt scheint sich zumindest etwas zu entspannen, nachdem sich die US-Vorräte in dieser Kategorie spürbar erholt haben. Diese haben das kritisch niedrige Niveau verlassen, wenngleich noch nicht von einer komfortablen Bestandsreserve zu sprechen ist.
Zumindest aber scheinen die Analysten Recht zu behalten, die schon vor rund zwei Wochen annahmen, dass sich die Bestände früher oder später wieder erholen werden. Vor allem bei Gasoil nimmt dies bullishen Druck aus dem Markt, was man an der reduzierten Backwardation im Frontmonat sieht. Dieser handelt aktuell nur etwa 6,75 Dollar über dem September Kontrakt. Zum gleichen Zeitpunkt im Juni war der Frontmonat noch 16,50 Dollar teurer als der Folgekontrakt.
Mit der morgen auslaufenden Deadline für Handelsabkommen mit den USA blickt man nun zunächst einmal auf weitere Meldungen in diesem Bereich. Hohe Zölle belasten das Wirtschaftswachstum, reduzieren den Welthandel und sind damit bearish für die Ölpreise, sodass Deals mit den USA die Notierungen tendenziell stützen – sofern dabei niedrige Zinsen ausgehandelt werden.
Da sich die Zollniveaus zwischen 15% und 25% einzupendeln scheinen, dürfte es hier aber wenige Überraschungen geben. Bedeutender ist daher die verkürzte Frist für einen Waffenstillstand in der Ukraine. Sollte Russland weiter nicht bereit sein die Waffen schweigen zu lassen, will Trump 100% Zölle auf alle Länder verhängen, die russisches Öl kaufen. Das bezieht sich vor allem auf China und Indien, mit denen auch noch immer Handelsabkommen fehlen.
Verzichtet Indien auf den Kauf russischen Öls, wird diese Lücke kurzfristig schwer zu schließen sein. Wie so oft bei Trumps Ankündigungen sind Details, wie Übergangsfristen nicht bekannt. Analysten haben zunehmend Zweifel, dass Trump seine Ankündigung auch tatsächlich umsetzt und sehen in diesen vor allem ein Druckmittel.
Analysten der Großbank Barclays gehen davon aus, dass das Aufwärtspotenzial auf Grund mehrerer Faktoren limitiert sein wird. Vor allem setze Trump auf niedrige Ölpreise, die für die US-Wirtschaft so wichtig sind. Wir möchten davor warnen, eine anhaltende und umfangreiche Unterbrechung der russischen Versorgung zum jetzigen Zeitpunkt eine zu hohe Wahrscheinlichkeit beizumessen, da es mehrere Überlegungen gibt, die die Auswirkungen abschwächen könnten.“
Eine Möglichkeit wäre deutlich niedrigere Strafzölle für Kunden russischen Öls einzurichten, die dann sukzessive in Richtung 100% steigen, so eine von der ING Bank in den Raum geworfene praktische Umsetzung. Denn auch bei der ING vermutet man, dass eine sofortige und vollständige Umsetzung der angekündigten Strafzölle ein „Schock für das System“ seien, so die ING Experten Warren Patterson und Ewa Manthey.
Fundamental stufen wir unsere gestern noch bullishe Markteinschätzung auf neutral bis bullish herab, da für den Markt mit Blick auf das US-Ultimatum für Russland nun erst einmal Abwarten angesagt ist. Nach den späten Hochs gestern Abend überwiegen in den frühen Stunden die Gewinnmitnahmen, sodass sich bei den Inlandspreisen rechnerische Abwärtspotenziale abzeichnen.