
Kasachstans Öl-Offensive: Kaschagan-Ölfeld soll ausgebaut werden
Kasachstan bleibt dabei, seine Ölproduktion unabhängig von OPEC+ Quoten ausbauen zu wollen. Nun prüft die kasachische Regierung offenbar gemeinsam mit ExxonMobil eine Ausweitung der Förderung im riesigen Kaschagan-Ölfeld im Kaspischen Meer, die zusätzliche Produktionsmengen ermöglichen könnte.
Kaschagan zählt zu den größten und technisch anspruchsvollsten Förderprojekten der Welt. Trotz schwieriger geologischer Bedingungen – hohem Druck, giftigem Schwefelwasserstoff und extremen Temperaturen – liefert das Feld schon jetzt rund 450.000 B/T. Mit dem geplanten Ausbau und neuen Gasaufbereitungsanlagen könnte die Produktion bis 2031 auf bis zu 700.000 B/T steigen. Insgesamt werden die Reserven auf rund 4,5 Mrd. Tonnen Öl geschätzt.
Für Kasachstan hat der Ausbau dabei auch strategische Bedeutung: Das Land will seine Position innerhalb der OPEC+ stärken und zugleich seine wirtschaftliche Abhängigkeit von ausländischen Unternehmen und Konsortien verringern. Schon jetzt fördert Kasachstan deutlich über seiner OPEC+-Quote und könnte mit zusätzlichen Mengen seinen Einfluss im Bündnis ausbauen, auch wenn dies Spannungen mit anderen Mitgliedsstaaten bringen dürfte.
Die staatliche Ölgesellschaft Kaz Munay Gas drängt daher auf eine rasche Entscheidung über neue Investitionen und hat angekündigt, im Zweifel auch andere Partner ins Boot holen zu wollen, sollten die Verhandlungen mit Exxon scheitern. Wenn der Ausbau gelingt, wäre Kaschagan ein zentraler Baustein, um Kasachstans Ölproduktion langfristig zu sichern und die Position des OPEC-Mitglieds als einen der wichtigsten Förderstaaten in der Region zu festigen.
Marktlage
Mit dem heutigen Freitag geht auch der Oktober zu Ende und dürfte für die Ölpreise den dritten monatlichen Verlust in Folge bringen. Nach wie vor bleiben die vielen Unsicherheiten und unberechenbaren Faktoren wie etwa die Sanktionsauswirkungen oder die OPEC+ Förderpolitik brandheiße Marktthemen. Heute belasten zudem auch noch ein stärkerer Dollar und schwache Wirtschaftsdaten aus China.
„Ein festerer US-Dollar dämpfte die Anlegerstimmung im gesamten Rohstoffsektor“, erklären die Analysten bei der ANZ die heute Nacht einsetzende Abwärtsbewegung. Der Greenback hatte schon Mitte der Woche Auftrieb bekommen, nachdem die US-Notenbank Fed signalisiert hatte, im Dezember keine weitere Zinssenkung durchführen zu wollen. Mit der straffen Haltung der Fed, die gestern durch die deutlich entspanntere Zinspolitik der EZB noch einmal kontrastiert wurde, kletterte der Dollar gestern zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober.
Zusätzlich versetzten aktuelle Konjunkturdaten aus China der Marktstimmung heute einen Dämpfer, denn das Verarbeitende Gewerbe bleibt weiterhin unter Druck. So sank der entsprechende Einkaufsmanagerindex im Oktober recht deutlich und bleibt den siebten Monat in Folge unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten.
Damit steht es auch um die Konjunkturentwicklung (und daran geknüpft auch die Nachfrageentwicklung) in der Volksrepublik weiterhin nicht besonders gut. Es bleibt abzuwarten, ob sich die aktuelle Annäherung zwischen den USA und China und eine mögliche Beilegung des Handelsstreits und der Strafzölle in den kommenden Monaten positiv auswirken wird.
Unterdessen bleibt der Fokus am Ölmarkt auf der Angebotsentwicklung. Es wird erwartet, dass diese das Nachfragewachstum im nächsten Jahr übertreffen wird, da die OPEC+, aber auch große Nicht-OPEC-Produzenten ihre Förderung konsequent ausweiten, um sich Marktanteile zu sichern. Am Sonntag steht deswegen das nächste OPEC8+ Meeting auf dem Programm
„Der Markt richtet nun den Blick auf das anstehende OPEC+-Treffen und die Diskussionen über die Förderpolitik“, heißt es in einer Analyse von ANZ Research. „Die US-Sanktionen gegen russische Ölunternehmen erhöhen das Risiko von Angebotsengpässen deutlich“, so die Experten weiter. Dies könne die Gruppe dazu veranlassen, eine weitere Ausweitung der Förderung um 137.000 B/T im Dezember zu beschließen.
Insgesamt haben die acht OPEC+-Mitglieder ihre Förderziele in den vergangenen Monaten schon um mehr als 2,7 Mio. B/T erhöht – das entspricht rund 2,5 % des weltweiten Angebots. OPEC-Quellen hatten bereits zu Wochenbeginn signalisiert, dass wohl auch für Dezember eine zusätzliche Anhebung um 137.000 B/T verabschiedet werden dürfte.
Aus fundamentaler Sicht nehmen wir heute wieder eine neutrale Haltung ein, da die widerstreitenden Faktoren am Markt für ein fragiles Gleichgewicht sorgen. Die bestehenden Unsicherheiten bleiben auch weiterhin schwer kalkulierbar und sorgen immer wieder für erhöhte Volatilität. Bei den Inlandspreisen zeichnen sich damit heute im Vergleich zu gestern Morgen nur geringfügige Abweichungen ab, da die Kursschwankungen vom Vortag inzwischen fast wieder ausgeglichen sind.